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FoodFeature#05

Das fünfte FoodFeature beleuchtet die verschiedenen Rollen von Lebensmitteldesignern und die verschiedenen Lebensmittelsektoren, die sich überschneiden und zusammenarbeiten. Die italienische Food-Design-Forscherin Dr. Francesca Zampollo konzentriert sich auf Fragen des systemischen Denkens und der Zirkularität. Sie stellt die Methodik des Food Design Thinking vor, um die Frage zu beantworten: "Wie gestaltet man Food Design?

Food Design für Business

Wenn wir an Food Design denken, denken wir vielleicht nur an Restaurants, Köche und Lebensmittelwissenschaften. Können Forager, Imker und vielleicht sogar Musiker Teil des Food Design Prozesses sein? Für Francesca Zampollo lautet die kurze Antwort: Ja. Sie stellt in Frage, was die moderne Lebensmittelindustrie als Lebensmittelunternehmen betrachtet, und eröffnet das Potenzial für Zusammenarbeit und Überschneidungen zwischen den Sektoren. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Frage, wie Lebensmittelunternehmen vom Design für das Individuum zum Design für die Gesellschaft übergehen können.

Zampollo argumentiert, dass Lebensmittelunternehmen das Potenzial haben, durch Food Design Thinking etwas Innovatives hervorzubringen. Bevor sie ausholt, stellt sie die zentrale Frage, was ist Food Design? "Es gibt nicht die eine Definition für Food Design, es ist ein Prozess", sagt sie. In ihrem Venn-Diagramm "What is Food Design?” visualisiert sie sechs Teildisziplinen des Food Designs. Die Teildisziplinen werden von drei größeren Kreisen umschlossen: Critical Food Design, Food System Design und schließlich Sustainable Food Design. Das Diagramm ist von entscheidender Bedeutung, da es die Vielschichtigkeit des Food Designs hervorhebt und gleichzeitig eine wichtige Reihe von Überlegungen für Food Designer und Food Design Unternehmen anstößt. 

Jede Unterkategorie hat einen klaren Zweck, und baut gleichzeitig auf Überschneidung mit anderen Kategorien auf. Supper Club ist ein Beispiel für ein Projekt, das die Überschneidung von Eating Design und Food Space Design aufzeigt. Das Event findet in einem alten Lebensmittelkontainer als Ambiente statt, und die Mahlzeit ist aus abgelaufenen Lebensmitteln gekocht. Food Space Design, eine übersehene, aber wichtige Disziplin, ist die Gestaltung des Raums, in dem gekocht und gegessen wird. Beim Eating Design, das von der Designerin Marije Vogelzang entwickelt wurde, geht es darum, den Akt des Essens zu gestalten.

Die bekannteste Kategorie des Food Designs, die Zampollo als Design with Food bezeichnet, ist die Kunst des Kochens sowie und die Kunst der Lebensmittelwissenschaften, die die Grenzen der kulinarischen Künste unendlich erweitern. Designer wie Martí Guixé hingegen arbeiten im Bereich des Food Product Design und entwerfen essbare Objekte, die sich für die Massenproduktion eignen. Ein Beispiel ist Guixés Samenglas, Alessi, das Samen als Kernprodukt von Lebensmitteln betrachtet und aufbewahrt. Design for Food hingegen hat nichts mit essbaren Objekten zu tun, sondern mit der Gestaltung von Objekten, die mit der Zubereitung und dem Prozess der Herstellung von Lebensmitteln zu tun haben, wie z. B. Geschirr.
 
Bei der letzten Teildisziplin, dem Food Service Design, fordert Zampollo, über Restaurants hinaus zu denken. "Design wird nicht immer bewusst gestaltet", sagt sie. Bäckereien, Food Trucks und sogar Supermärkte beschäftigen sich mit Food Design, manchmal unbewusst. Wenn Food Design bewusst eingesetzt wird, kann es zu Innovation und Wirkung führen. Milena Glimbovski beispielsweise ist die Besitzerin eines der ersten verpackungsfreien Supermärkte. Während das Real Junk Food Project abgelaufene Lebensmittel mit einem Pay-as-you-feel-System verkauft.

Durch das, was Zampollo Critical Food Design nennt, sind Designer und Unternehmen in der Lage, die Sichtweise auf, die Rolle und die Kultur von Objekten in Bezug auf Lebensmittel zu hinterfragen. So können zum Beispiel schlecht gestaltete Verpackungen sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance für Lebensmittelunternehmen darstellen. Die Performance-Künstler und kritischen Designer Sonja Stummerer und Martin Hablesreiter, auch bekannt als Honey & Bunny, werfen an der Schnittstelle von Kunst und Design wichtige Fragen zum Abfall auf, der durch unsachgemäße Kennzeichnung in Supermärkten entsteht.

Critical Food Design bietet auch die Chance, den möglichen Einfluss von Lebensmittelunternehmen auf die Gestaltung von Lebensmittelsystemen zu evaluieren. Die jordanischen Food Designer Namliyeh intervenierten in das lokale Lebensmittelsystem, um eine Gruppe von Agrarproduzenten in einer komplexen, aber kurzen Lieferkette durch ein Glas Marmelade zusammenzubringen. Durch die Schaffung einer unmittelbaren Verbindung zwischen Produktion und Konsum von Lebensmitteln zeigt Agropolis, wie wichtig es ist, nicht nur in ein Lebensmittelsystem einzugreifen, sondern eine Kreislaufwirtschaft zu unterstützen. Ihr Produkt ist ein vertikaler Garten, der überall installiert werden kann, um die benötigten Produkte anzubauen.

Indem wir darüber nachdenken, was eine Kreislaufwirtschaft bedeutet, eröffnen wir die Möglichkeit, dass Design mehr ist als nur "nehmen, herstellen und entsorgen", wie Zampollo sagt. Für sie ist es, wie das Gebot von Dieter Rams besagt, "gutes Design ist so wenig Design wie möglich."  Das bedeutet, Nachhaltigkeit nicht als nachträgliches, sondern als zentrales Kriterium zu betrachten.

Zampollo drängt Lebensmittelunternehmen dazu, Design Thinking zu nutzen, um zu überlegen, wie sie einige der größten Herausforderungen im Lebensmittelbereich nachhaltig lösen können. Sie lässt uns mit der grundsätzlichen Frage zurück, was es bedeuten würde, wenn Unternehmen vom Design für das Individuum zum Design für die Gesellschaft übergehen würden.
 


Über die Redner*innen

Francesca Zampollo

eine Food Design Forscherin, Beraterin und Lehrerin. Mit einem Doktortitel in Designtheorie, angewandt auf Food Design, ist sie die Gründerin der Online School of Food Design. Francesca hat die Food Design Thinking Methodik als lebensmittelspezifischen Zweig des Design Thinking entwickelt und mehrere internationale Konferenzen über Food Design organisiert. Sie lehrte an der London Metropolitan University sowie der Auckland University of Technology und leitet zurzeit ihre Online School of Food Design.

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