Drei Video-Reportagen aus Tohoku
Kulturelle Nachhaltigkeit nach der Dreifachkatastrophe 2011
Im dritten und letzten Teil unseres Magazins "Nachhaltigkeit" erzählen drei Videos von kultureller Nachhaltigkeit in der Küstenregion im Nordosten Japans. Wie führen Menschen trotz sich wiederholender Naturkatastrophen im Einklang mit der Natur ihr Leben, wie pflegen sie ihre Gemeinschaften und wie geben sie ihre Kultur an nächste Generationen weiter?
Das stärkste Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen in Japan am 11. März 2011 forderte über 15.000 Tote. Über 2.500 Menschen werden immer noch vermisst. Doch eine solche Katastrophe ist für die Küstenregion im Nordosten Japans keine Einmaligkeit in der Geschichte: Etwa alle 40 Jahre wird sie von starken Erdbeben und Tsunamis heimgesucht.
Wie setzen sich Künstler*innen, Aktivist*innen und Kurator*innen mit den Gegebenheiten auseinander? Was bedeutet es für sie, ein neues Leben im betroffenen Gebiet aufzubauen? Wir haben drei Personen interviewt, die auf ihre Art und Weise damit umgehen.
Hier weiterleben oder umsiedeln? Ganze Ortschaften spalteten sich nach dem verheerenden Tsunami an dieser Frage. Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, verschwanden. Michiari Saitos "Tohoku Treehouse Project" ist ein Versuch, dieser Situation entgegenzuwirken. Menschen tun sich zusammen, um ihr Baumhaus zu bauen und haben dadurch die Möglichkeit, ihre Gemeinschaft mit eigener Hand wiederzubeleben.
Fumiaki Aono lebt in Sendai, der größten Stadt im Nordosten Japans. In seinen Kunstwerken fügt er gefundene Objekte von der Straße zusammen und gibt dem vermeintlichen Müll ein neues Leben.
Aonos Blick richtet sich aber nicht nur auf alltägliche Gegenstände. Mit seinem Konzept naosu - heilen, reparieren - hinterfragt er seit 30 Jahren die Gesellschaft, die das Alte sofort entsorgt und immer wieder Neues schafft - auf Kosten begrenzter Naturressourcen. Sein Blick auf den Wiederaubau nach der Dreifachkatastrophe ist kritisch: Ist es jetzt nicht an der Zeit, einen nachhaligen Umgang mit der Natur zu suchen?
Was soll und kann ein Museum für Menschen tun? Hiroyasu Yamauchi ist Kurator und Leiter des "Rias Arc Museum of Art". Nach der Dreifachkatastrophe 2011 gestaltete er sein Kunstmuseum in Kesennuma radikal um und eröffnete eine neue Dauerausstellung zu den Schäden. Dort werden "versehrte" Objekte ausgestellt, die ihr Schicksal erzählen und kommende Generationen warnen. Für Yamauchi ist es die kollektive Erinnerung, die über Jahrzehnte hinweg weitergegeben werden muss. "Warum uns das nachhaltige Erzählen so wichtig ist? Ganz einfach, weil es um Leben und Tod geht."