Motoko Dobashi, Künstlerin
"Ich wollte unbedingt wissen, wie man sich als Künstler praktisch entfaltet", sagt Motoko Dobashi, die seit mehr als 15 Jahren in Deutschland als Künstlerin arbeitet.
„Ich habe mich für Deutschland entschieden, weil ich nach meinem Studium der Malerei in Tokyo unbedingt noch mehr darüber erfahren wollte, wie man sich als Künstler praktisch entfaltet. Der Unterricht zuvor war sehr frontal, deshalb faszinierte mich das Konzept der deutschen Kunstakademie: Dort lernt man im direkten Austausch mit den Professoren, die bereits im Kunstbetrieb etabliert und aktiv sind. Als junge Künstlerin war es unheimlich wichtig für mich, von ihren Erfahrungen zu lernen.
In Deutschland fand ich dann viele Künstlerfreunde meiner Generation. In meiner Klasse in Japan war das leider nicht so – meine Kommilitonen studierten Bildende Kunst, aber sie wollten keine Künstler werden. Sie hatten Angst, dass sie nicht von ihrer Arbeit würden leben können. Mir erschien es in Deutschland auch einfacher, zu meiner Entscheidung zu stehen, Künstlerin zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass das Kunstverständnis hier anders ist: Kunst ist im öffentlichen Raum sehr sichtbar, viele Menschen begreifen sich als Sammler und beschäftigen sich ganz aktiv mit Kunst. Das eröffnet Künstlern viele Möglichkeiten, sich zu verwirklichen, abseits vom Klischee des Bilderverkaufens.
Ich selbst installiere zum Beispiel Kunst am Bau. Wenn man im Ausland lebt, öffnet sich der Blick vor allem für neue Menschen und Situationen, aber für mich ist als dritte Säule Architektur sehr wichtig. An vielen japanischen Fassaden hätte ich meine Installationen nur schwer anbringen können – und so hängt mein künstlerischer Ausdruck sehr stark mit den Alltagsbedingungen zusammen, die mich hier in Deutschland inspiriert haben.“
Motoko Dobashi, geboren 1976 in Tokushima, Japan, studierte zunächst Malerei an der Musashino Art University in Tokyo und ab 2000 an der Akademie der Bildenden Künste München, worauf sie sich mit einem 6-monatigen Intensivkurs Deutsch am Goethe-Institut Tokyo vorbereitete. Nach dem Abschluss als Meisterschülerin nahm sie an zahlreichen Ausstellungen teil, zum Beispiel in der Pinakothek der Moderne oder dem National Art Center Tokyo. Seit 2017 organisiert sie in Düsseldorf mit Anna Friedel ANMO Art/Cha, eine Kunstgalerie mit Teesalon. Zahlreiche Medien berichteten seitdem über das Projekt und bezeichneten es als „neues Kunst-Phänomen“.