1968 - Zeitenwende
Zur Aktualität des Protestes

1968 - Zeitenwende: Zur Aktualität des Protestes
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Ungeachtet der andauernden ikonenhaften Verklärung, müssen die 68er als die Phase der grundlegenden Infragestellung gesellschaftlicher und kultureller Werte verstanden werden.

Was vor 50 Jahren als eine Bewegung von Aktivisten begann, brachte als sich global verbreitende Protestkultur eine gesellschaftliche Dynamik hervor, die sich unterschiedliche Formen bahnte. Zentral war das Anliegen, aktiv am gesellschaftspolitischen Diskurs beteiligt zu werden und durch ein klares Bekenntnis zum Postmaterialismus einen Wertewandel herbeizuführen.

Soziale Bewegung und organisierter Aktivismus nehmen sowohl in der deutschen, wie auch der japanischen Gesellschaft der Nachkriegsgeschichte eine zentrale Rolle ein. Das Eintreten für faire Arbeitsbedingungen, Gemeinwohl und sexuelle Gleichberechtigung sind hierbei nur einige Beispiele. Aus Protestkultur & Kulturrevolution gespeist, entwickelte sich ein Wertekanon, der das Verständnis eines friedlichen und toleranten Zusammenlebens maßgeblich geprägt hat. Das Verdienst und gleichzeitig Erbe der 68er gilt es aber nun kritisch nach seiner Aktualität hin zu befragen, denn ihr Wertekanon ist ins Wanken geraten. Auf der Suche nach Ursachen, rückt die Frage ins Zentrum, welchen Platz, aber auch welche Funktion Aktivismus und Protestkultur in unserer gegenwärtigen Gesellschaft innehaben.

Während seitens der 68er die Abkehr vom Nationalismus eingefordert wurde, sehen wir uns heute mit dem weltweiten Erstarken des Nationalismus konfrontiert. Ihm entgegen stellen sich einzelne Akteure und Verbände, die zum Protest und kritischen Hinterfragen, einer nicht zuletzt instrumentalisierten Erinnerungskultur, aufrufen. Bedingt durch die Ohnmacht von Politik und akademischer Eliten, besonders dem erstarkenden Rechtspopulismus demokratisch zu begegnen, wird die Forderung, wie auch die Suche nach greifenden Formen von Protest auch seitens der allgemeinen Öffentlichkeit laut. Gleichzeitig nimmt diese unsere Zivilgesellschaft aber auch in die Pflicht, selbst aktiv zu werden. Denn integraler Bestandteil einer lebendig partizipativen Demokratie ist die Bereitschaft zur Differenzierung und der Mut zur gelebten Debatte, nicht zuletzt als Rüstzeug gegen das Postfaktische.                                                              
Wird das Jahr 1968, seine Genese und sein Fortwirken, in globalhistorischen Zusammenhängen betrachtet und nach seiner Aktualität befragt, brechen bekannte, aber mit Nichten obsolete, Thematiken auf: Chancen- und Geschlechtergleichheit, Toleranz und  staatliche Kontrolle sind aktueller und kontroverser denn je. Mit Feldern wie Migration und Digitalisierung hat der politische Diskurs in jüngerer Zeit zusätzlich an gesellschaftlicher Relevanz, wie auch Brisanz, gewonnen. Auch Fragen der zivilgesellschaftlichen Partizipation zur Gedächtnissicherung spielen hierbei eine Rolle.
Das Goethe Institut Tokyo nimmt das 50jährige Jubiläum zum Anlass zu fragen, an welchem (Wende-)Punkt unsere Gesellschaften heute stehen. Unter dem Titel „1968 – Zeitenwende: Zur Aktualität des Protestes“ wird eine kritische Auseinandersetzung der gesellschaftspolitischen Entwicklungen der letzten 50 Jahre geführt, die nach gegenwärtigen und zukünftigen Strategien und Handlungsräumen sucht. Anhand verschiedener performativer Beobachtungs- und Diskussionsformen werden heutige Formen künstlerischer Subkulturen, wie auch historische Dokumente vorgestellt.

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