Wörterbuch im Zusammenarbeit mit Mazen Kerbaj
Nachdem der experimentelle Musiker und bildende Künstler Mazen Kerbaj mit seiner Familie von Beirut nach Berlin umgezogen ist, sieht er sich mit einer neuen Sprache, einer neuen Welt konfrontiert. Er beschließ, auf seine eigene Art und Weise Deutsch zu lernen. Aus Gesprächen mit dem Goethe-Institut Libanon entstand eine unkonventionelle Methode des Sprachlernens, ein dreisprachiges Wörterbuch: Ein Wort pro Tag, über 365 Tage, begleitet von Illustrationen des Künstlers.
Wir erschaffen und bewohnen Bedeutungswelten durch Sprache. Wie wir lernen, Sprache zu benutzen, welche Erfahrungen wir beim Erlernen eine neue Sprache machen, prägt unser Verständnis dieser Welten; die Art und Weise, wie wir uns durch sie und in ihnen bewegen. Ausgehend von diesem Verständnis ist das Goethe-Institut ständig auf der Suche nach neuen Methoden des Sprachlernens, sei es in direkten Zusammenhang mit seinen Sprachkursen, oder mit seinen kulturellen Aktivitäten. In diesem Sinne entstand um Ende des Jahres 2018 eine Zusammenarbeit zwischen dem vielseitigen Künstler Mazen Kerbaj und dem Goethe-Institut Libanon.
In diesem Wörter(bild)buch, in dem die Zeichnungen in der chronologischen Reihenfolge ihrer Entstehung präsentiert sind, wird die Definition eines Wortes einerseits durch ein Bild, eine Zeichnung, und andererseits durch die Entsprechung des Wortes in der Muttersprache des Künstlers, Arabisch, sowie in der Lingua franca der heutigen Welt, Englisch, vermittelt. Das Wörterbuch fungiert daher als intimes Tagebuch des Künstlers; ein offenes Tagebuch, das uns in die Intimität des Künstlers und seines Alltagslebens einlässt. Seite für Seite, Wort für Wort folgen wir Mazen Kerbaj bei seinem Lernprozess, entdecken seine Familie, seine Freunde, seine Leidenschaften, seine Gewohnheiten, seine Reisen oder auch seine politischen Ansichten. Das Buch kann letztlich als die Geschichte eines mittelöstlichen Künstlers gelesen werden, der nach Deutschland gezogen ist.
Die Zeichnungen sind oft witzig, manchmal aber auch traurig und berührend; sie illustrieren selten einfach nur die Worte, sondern beantworten sie mit Kerbajs typischen satirischen Kontrapunkten.
Kerbaj, der in so unterschiedlichen Bereichen wie Musik, bildende Kunst, Comics oder Theater arbeitet, ist eine der Schlüsselfiguren der libanesischen Kunstszene nach dem Bürgerkrieg. Seine Arbeiten wurden in mehr als zehn Sprachen veröffentlicht und in Galerien, Museen und auf Kunstmessen in aller Welt ausgestellt.