Intro
Das House of kal in Colombo bringt zusammen mit seinen Pendants in Karachi und Berlin Kunstschaffende zusammen, deren Arbeit feministische, antifaschistische, antirassistische und queere Möglichkeiten erforscht.
Das House of kal Colombo wird von Mai bis September 2021 als selbstorganisierter Raum sowie experimentelles Low-Residency-Programm realisiert, gepaart mit Veranstaltungen wie Atelierbesuchen und Workshops, läd es die teilnehmenden Künstlern*innen zu langfristigen Kollaborationen ein. Das House of kal in Colombo will Diskurse und Praktiken an den Schnittstellen zwischen Kunst, Feminismus und Umweltpolitik anstoßen. Dabei ist das Programm in drei Sessionen konzipiert.
Erste Session
Die erste Sitzung wird eine Reihe von Zusammentreffen, Gesprächen und Workshops beinhalten. Den teilnehmenden Künstlern*innen wird genügend Raum gegeben, um miteinander in Verbindung zu treten, Gemeinsamkeiten zwischen ihren Schaffenspraktiken, Ideologien und Einflüssen zu identifizieren und so Gemeinschaft und Solidarität innerhalb der Gruppe zu fördern.
Ein "Drawing Marathon", der von der Künstlerin und Pädagogin Seher Naveed angeleitet wird, soll die Grenzen des unabhängigen Denkens und der freien Entscheidungsfindung verschieben und erweitern. Seher Naveed ermutigt zum Experimentieren und gibt den Künstlern*innen so die Möglichkeit, über die Grundlagen von Raum, Energie und Körper zu reflektieren (Juni 2021).
"Other Histories" ist teils Workshop, teils Vortrag mit performativen Elementen, der von der Floating Space Theatre Company angeleitet. Von der soziokulturellen Dynamik von Ort, Kontext und Narrativ als kritischem Ausgangspunkt wird das Verständnis und die Artikulation individueller und kollektiver Sinne reflektiert (Juli 2021).
Ein Workshop zum Thema "Urgent Printmaking", geleitet von den Künstlerinnen Anusha Gajaweera und Buddika Nakalanda vom Printmaking Lab gibt den teilnehmenden Künstler*innen Impulse, wie Druck-Handwerk in persönlich und/oder politisch instabilen Zeiten, ohne den Einsatz professioneller Ausrüstung, sondern vielmehr durch die Verwendung von Alltagsgegenständen aussehen kann (Juli 2021).
Ein mehrteiliger Feldforschungs-Trip, der von verschiedenen Künstlern*innen, Forschern*innen und Aktivisten*innen veranstaltet und begleitet wird, läd die Teilnehmenden des House of kal dazu ein, das Thema "urbanity, ecology and resistance in the city of Colombo" gemeinsam zu erforschen. Die Exkursion wird mit einem Spaziergang zusammen mit Firi Rahman und Parilojithan Ram (Künstlerkollektiv We Are From Here) durch die Nachbarschaft Slave Island (Kompannavidiya) beginnen, der auf die allgegenwärtige Transformation privatisierter Räume in öffentliche Flächen fokussiert. Weiter geht es zu Colombos Stadtstränden, wo die Teilnehmenden die Gelegenheit bekommen, mit lokalen Aktivisten*innen und Organisatoren*innen zu sprechen. Der Ausflug an die Küste soll der Gruppe auch Zeit geben, in die Ufergebiete – im übertragenen Sinne – einzutauchen, um so vielleicht den Spuren und der Komplexität des Ozeans folgen zu können. Die Gruppe wird dann eine Bootsfahrt durch das verzweigte Kanalsystem der Hauptstadt sowie die sogenannten „Wetlands“ (Sumpfgebiete in und um Colombo) machen, wo sie sich auch mit der Schriftstellerin, Forscherin und Stadt-Geografin Meghal Perera treffen werden. Meghal Pereras Forschungsschwerpunkt ist die Beziehung zwischen Gewässern und des ehemaligen britischen Kolonialreichs in Hinblick auf verschiedene Aspekte wie die Industrialisierung und die Arbeiterpolitik („Colonial Ecologies“). Die House of kal Teilnehmenden werden dann Zeit damit verbringen, die Umweltpolitik um die städtischen Gewässer als eine doppelte Metapher für Strukturen von Macht und Widerstand zu betrachten. Die Exkursion wird im Diyasuru Wetland Park enden, wo sich die Gruppe weiter Zeit nehmen wird, um zu diskutieren, eine Nachbesprechung durchzuführen und die Entwicklungen innerhalb ihrer kollaborativen Praktiken festzuhalten. (Juli 2021)
Zweite Session
Die zweite Session des House of kal Colombo forciert individuelle Studio- und Forschungspraktiken zu ermöglichen. Alle teilnehmenden Künstler*innen sollen ein eigenes Atelier in den Räumlichkeiten des Collective of Contemporary Artists (CoCA-Symbiosis) erhalten. Dort werden sich dann über einen Zeitraum von 8 - 10 Wochen die individuellen und kollaborativen Schaffensprozesse vertiefen. Begleitet wird diese Zeit durch regelmäßige gegenseitige Atelierbesuche und Gespräche zwischen den „co-habitants“ und den Kuratoren*innen des House of Kal Colombo. Darüber hinaus wird es Diskussionen mit einer Vielzahl von lokalen Kunstschaffenden, darunter Kuratoren*innen, Galeristen*innen und Künstler*innen geben.
Die zweite Session soll auch dazu genutzt werden, die Künstler*innen im House of kal Colombo mit den Houses of kal in Karachi und Berlin zu vernetzen und so langfristige trans*ozeanische Kooperationen zwischen den Houses und verschiedenen internationalen Praktikern*innen anzuregen.
Eine dieser Kollaborationen wird von der Künstlerin und Mitbegründerin von OOR Records/OOR Saloon Zurich, A. Frei durch einen dreitägigen "Relational Listening Composing Workshop" ausgehen. Die Veranstaltung wird sich auf kollaborative Praktiken des Hörens und Komponierens sowie auf situierte, verkörperte und queere Modi des Hörens und Klingens konzentrieren. (August 2021).
Eine weitere Kollaboration wird mit der in der Schweiz lebenden Künstlerin und unabhängigen Kuratorin Vera Ryser realisiert. Sie wird den Titel "The Archive is not a thing of the past, it is a promise for the future" haben und ist als kollektive Lesepraxis konzipiert. Die Teilnehmer*innen werden sich durch kritische Texte, zeitgenössische künstlerische Praxis und historische Sammlungen mit verschiedenen Formen von archiviertem Wissen auseinandersetzen, um "das Archiv" nicht nur in der Vergangenheit zu verorten, sondern es zu einem Versprechen (und einer Verantwortung) für eine feministische und antirassistische Zukunft zu machen. (Juni - August 2021)
Das Künstlerkollektiv The Many Headed Hydra wird eine kollaborative DIY-Video-Zine-Kollaboration mit dem Titel "Rituals for coastal commons" zwischen den Küsten von Karachi und Colombo ermöglichen. Ausgangspunkt hierfür werden Orte sein, an denen die immer weiter voranschreitende Bebauung den Zugang zu Gewässern versperrt. Außerdem wird den House of kal Teilnehmenden die Möglichkeit gegeben, weitere Felder des Publizierens zu erforschen: Gemeinsam wird ein audiovisuelles Zine als Low-Fi Videoarbeit produziert. (Juni - Aug 2021)
Schließlich wird NayanTara Gurung Kakshapati, eine Mitbegründerin der Nepal Picture Library und Photo Kathmandu eine Reihe von Gesprächen moderieren, die sich mit dem Aufbau von "imperfect solidarities" und feministischen Koalitionen über verschiedene Grenzen hinweg befassen. (August 2021)
Dritte Session
Im Mittelpunkt der finalen Session des Houses of Kal in Colombo steht ein einwöchiges "Open House", an dem die House of kal Künstler*innen andere Kunst- und Kulturschaffende sowie ein öffentlichen Publikum in ihren Atelierräumen empfangen. Die Woche wird geprägt sein von verschiedenen Programmpunkten wie Performances, Lesungen und natürlich einer Ausstellung der entstandenen Werke umfassen. Die Teilnehmer*innen werden auch dazu ermutigt, die kollaborativen Prozesse und Entwicklungen, die während des House of kal Colombo entstanden sind vorzustellen.
Das House of kal in Colombo wird von dem Kurator Sandev Handy und der Assistenzkuratorin und Produktionsleiterin Sakina Aliakbar kuratiert und betreut.