kal sind eine trans*ozeanische Plattform für langsame Annäherungen, performative Strategien und poetische Interventionen an den Übergängen künstlerischer, feministischer und umweltpolitischer Perspektiven. Entlang verschiedener Uferlinien und salzige wie süße Gewässer durchströmend spüren kal dekolonialen Zukünften und Vergangenheiten nach.
Allah you gave us a language where yesterday and tomorrow are the same word. Kal. A spell cast with the entire mouth. Back of the throat to teeth. Tomorrow means I might have her forever. Yesterday means I say goodbye, again. Kal means they are the same. […]
Fatimah Asghar, Kal, 2018
kal
Der Titel, unter dem Künstler*innen und Autor*innen aus Südasien, der südasiatischen Diaspora und aus dem post-/migrantischen Europa zusammenkommen, ist dem Gedicht Kal von Fatimah Asghar entlehnt. Ihre poetische Beschwörung des Wortes کل „kal“ [kəl̪], das in Urdu und Hindi unbestimmte Zeiten jenseits des Hier und Jetzt bezeichnet, verankert Sprache im Körper. [kəl̪] entsteht in der Tiefe der Kehle, wandert die Zunge entlang bis an die Zähne. Was „kal“ (zu deutsch gesternmorgen) bedeutet ist flüchtig und verschiebt sich abhängig davon, wer spricht, von wo, und zu wem.
a language where yesterday and tomorrow are the same word. kal verstehen den Körper als Ort von Erinnerung und Spekulation, die binäre Ideen von Zeit und Sein stören. Radikale Zukünfte von gesternmorgen suchen kal in thematischen Strängen, die vorzeitlich-queer*futuristischen Vorstellungswelten gewidmet sind, dem Fabulieren von Ökologien nach/vor Patriachat und Kolonialismus, Kapitalismus und Gender, oder dekolonial:feministischen Strategien und trans:lokale Allianzen gegen Rassismus, Islamophobie und Faschismus.
Programme und Praxen von kal entwickeln sich mäandernd und gezeitenförmig unter dem Einfluss der anhaltenden Pandemie und inmitten tiefgreifender ökologischer und sozialer Transformationen.
a language where yesterday and tomorrow are the same word. kal sind ko-initiiert von Aziz Sohail und The Many Headed Hydra. kal sind ein Kooperationsprojekt von Archive Books, COCA Collective Colombo, District*School Without Center, Goethe Institut Sri Lanka, Goethe Institut Pakistan, IVS Gallery Karachi and Zubaan Books unterstützt durch Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Goethe Institut Südasien, Pro Helvetia und ifa.
Hintergrund:
Im Spätsommer 2019 untersuchte das von Aziz Sohail in Karachi kuratierte Projekt Is It Possible To Live Outside Of Language? (IIPTLOOL) die Zusammenhänge zwischen Sprache und Queerness. Davon ausgehend schafft der thematische Strang von kal Querverbindungen zwischen queeren Futurismen in Karachi, Kalifornien, Colombo und Berlin.
The Many Headed Hydra (TMHH) verschränken queere, feministische und dekoloniale Formen künstlerischer, forschender und publizierender Praxis mit Fokus auf Ökologien, Mythen und situierten Handlungsweisen, die aus Gewässern hervorgehen. Seit 2019 sind TMHH in temporären und fortlaufenden Konstellationen mit Künstler*innen, Aktivist*innen und Autor*innen von den Küsten des Arabischen Meeres und des Indischen Ozeans aktiv (im Kontext von Colomboscope und IIPTLOOL).