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Lukas Bärfuss ist nicht nur einer der artikuliertesten deutschsprachigen Dramatiker und Erzähler, sondern auch ein luzider und kritischer (Europa-)Denker und Essayist. In seinen Essays, die auf der Stilebene verschiedene Genres beinhalten – von der Kurzgeschichte bis zur Poesie – und meist zu einer innovativen Mischform mutieren, spricht er anhand spezifischer Einzelfälle stets über das Universale. Im Essayband Krieg und Liebe, wie schon in Stil und Moral, findet man allerlei Texte – Lektürereflexionen, Reden, Poetikvorlesungen und Feuilleton-Artikel.
Der rote Faden seines neuen Buchs sind die Erscheinungsformen der Gewalt (sei es die Kriegszerstörung, Ausrottung, Sprachgewalt, Zukunftsentzug oder nur „La petite mort“), die oft mit Eros verbunden sind. In seiner Sondage der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse ist Bärfuss erbarmungslos ehrlich. Er spricht das aus, was die anderen nicht sehen wollen. Deshalb läuft einem kalt über den Rücken, wenn er schreibt: „Wir haben als Gesellschaft ein Ideal verloren, das Ideal der offenen Zukunft, einer Zukunft, die auf unserer Seite ist.“ Und welche Perspektive hat schon eine zukunftslose Gesellschaft?