Urban Šrimpf empfiehlt
Hegel. Der Weltphilosoph

Hegel. Der Weltphilosoph © © Propyläen Verlag, Berlin, 2020 Hegel. Der Weltphilosoph © Propyläen Verlag, Berlin, 2020
Anlässlich des 250. Geburtstags Hegels wagte Sebastian Ostritsch (geb. 1983) mit Hegel. Der Weltphilosoph viel. Erwartungsgemäß, die Erwartungen von Hegel-Fans sogar übertreffend, bereicherten Klaus Vieweg, Karen Ng, Jürgen Kaube, Jean-Baptiste Vuillerod, Dietmar Dath, Slavoj Žižek, Günter Zöller u. a. die Hegelforschung mit langerwarteten und fundierten Hegel-Interpretationen.

Ostritschs Rechnung ging auf. Das populärwissenschaftliche 300-seitige Buch nimmt uns auf eine bis jetzt auf keiner Hegel-Karte verzeichnete Wanderung mit, die den biografischen Rahmen spielerisch ausnutzt, um das philosophisch oft in Schachtelsätze verpackte Wesen seiner Philosophie plastisch und – im Hegels Sinne – aus dem Leben heraus hervorzuheben. So findet Hegels berühmt-berüchtigter Begriff der „Aufhebung“ in Ostritschs Erläuterung ein klares, im Leben verankertes Beispiel – die Ehe. Das „Aufgehobene“ kann in uns nur spekulativ und dreifaltig vorhanden sein: als nicht länger bestehend, als aufbewahrt und auf ein höheres Niveau gesetzt. Einer formlosen Liebesbeziehung oder sogar einer Affäre kann ein Ende gemacht werden, indem sie in Ehe übergeht; als Ehe ist sie dann aber zugleich auf eine höhere Stufe emporgehoben – ein dynamisches (ganzheitlich gedachtes) Trio von Verneinen, Erhalten und Erhöhen.

Auch bei Thesen wie: Hegels „Phänomenologie des Geistes“ erschiene dem ersten Leser als ein betrunken geschriebenes Werk oder es sei „eine Art Roadmovie mit fantastischen Elementen“, braucht man sich keine Sorgen zu machen – mit Ostritsch werden sie nicht nur nicht fremd, sondern mehr als nachvollziehbar. Unterhaltsam für Philosophie-Fans und nicht nur Hegel-Anfänger. 

Propyläen/Ullstein Verlag

Sebastian Ostritsch
Hegel. Der Weltphilosoph
Propyläen Verlag, Berlin, 2020
ISBN 978-3-549-10015-8
320 Seiten

Rezensionen in den deutschen Medien:
Süddeutsche Zeitung
Deutschlandfunk Kultur
perlentaucher.de

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