Marcin Wilk empfiehlt
Reise nach Maine

Matthias Nawrat Reise nach Maine  © © Rowohlt Verlag, Hamburg, 2021 Matthias Nawrat Reise nach Maine © Rowohlt Verlag, Hamburg, 2021
Man kann sich leicht vorstellen, dass ein Mutter-Sohn-Konflikt ein gutes Thema für eine psychotherapeutische Sitzung abgibt. Matthias Nawrat hat aus diesem Motiv eine interessante und tiefgründige Geschichte entwickelt. Er, der Held des Romans Reise nach Maine, ist von Beruf Schriftsteller – ein unabhängiger, gebildeter Mann mit gewissen Eigenheiten. Dies ist ein wichtiger Vorbehalt, denn Celina, seine Mutter, hat sich mit der Unabhängigkeit ihres Sohns scheinbar nicht so recht abgefunden. Trotz dieses von den ersten Seiten an zwischen den beiden schwelenden Konflikts begeben sie sich gemeinsam auf einen USA-Urlaub. Eigentlich wollen sie nur eine Woche zusammen verbringen, anschließend möchte der Sohn gerne zu einer „Allein-Woche“ aufbrechen. Die Situation kompliziert sich, als die Mutter beschließt, dass sie ihren Sohn gerne auf seiner „Allein-Reise“ begleiten möchte. Während der folgenden Tage stellt sich heraus, dass die Beziehung zwischen den beiden komplexer ist, als es zunächst den Anschein hat.

Matthias Nawrat, der 1979 im polnischen Opole geboren wurde, erzählt in Reise nach Maine eine mehrdimensionale Geschichte. Der Roman ist in gewisser Weise auch ein philosophisches Buch, das mit einem spezifischen Humor gewürzt ist. Nawrat hat sich für eine ironische Erzählweise entschieden, was für Geschichten dieser Art eine gute Strategie zu sein scheint. Es gelingt ihm dadurch, die in manchen Momenten äußerst intensive Spannung immer wieder zu durchbrechen.

Der Held des Romans wird mit einer Vielzahl von Geschichten konfrontiert: der seiner Mutter, anderer Menschen und schließlich seiner eigenen. Dies ist nicht nur eine Reise nach Maine, sondern auch eine eigentümliche Reise in die eigene Innenwelt.

Rowohlt Verlag

Matthias Nawrat
Reise nach Maine
Rowohlt Verlag, Hamburg, 2021
ISBN: 978-3-498-00231-2
224 Seiten

Rezensionen in den deutschen Medien:
Perlentaucher
WDR
 

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