Lettland erkennt Qualifizierungsprogramm des Goethe-Instituts an

Mit der Reform der Bildungsstandards verändert sich das Angebot der zweiten Fremdsprache in lettischen Schulen grundlegend: Über 80% aller Schulen führen Deutsch als zweite Fremdsprache ein.

Auftakttreffen des Ausbildungskurses für Deutschlehrkräfte an lettischen Schulen © Goethe-Institut Riga

Lettland steht vor der größten Fremdsprachenreform im Bildungswesen seit der Einführung von Englisch als (erster) Fremdsprache: die lettische Regierung hat eine Verordnung zur Änderung der Schulstandards verabschiedet, die als obligatorische zweite Fremdsprache eine der EU-Amtssprachen festlegt. Die schrittweise Umsetzung ab dem Schuljahr 2026/27 soll zum Schuljahr 2030/31 abgeschlossen sein. Diese Änderung bedeutet, dass Russisch, die bis zum jetzigen Zeitpunkt nach Englisch mit Abstand stärkste Fremdsprache, sukzessive nicht mehr als Wahlpflicht-Fremdsprache angeboten werden darf.

Stark steigende Nachfrage nach Deutsch in Lettland

Das Bildungsministerium hat in mehreren Umfragen erhoben, welche Sprachen die Schulen stattdessen anbieten werden: 89% der 450 befragten Schulen wollen sich für Deutsch entscheiden, das sind 401 Schulen für Deutsch, gefolgt von Französisch (91 Schulen) und Spanisch (79 Schulen).
 Dabei ist bereits seit dem Schuljahr 2023/24 sichtbar: Die Deutschlernendzahlen steigen! Im Erhebungszeitraum Schuljahr 2022/23 werden vom Bildungsministerium 27.286 Lernende angegeben, bereits im Schuljahr darauf 2023/24 sind es 39.419 Lernende, was einer Steigerung von 44% entspricht! Deutsch wird im Zuge der Reform aller Voraussicht nach zur mit Abstand zweitwichtigsten Fremdsprache in Lettland avancieren. Diese Entwicklung hat auch gravierende Auswirkungen auf den Bedarf an Schullehrkräften.

Starker Bedarf nach Deutschlehrkräften

Aktuell sind nach Zahlen des lettischen Bildungsministeriums 562 Deutschlehrkräfte an Lettlands Schulen beschäftigt. Nach Einschätzung des Bildungsministeriums werden bis zum Schuljahr 2026/27 zusätzlich 300 Deutschlehrkräfte benötigt.
Als eine wichtige Maßnahme, um dem Mangel an Lehrkräfte entgegenzuwirken, hat das lettische Bildungs- und Wissenschaftsministerium mit der Deutschen Botschaft in Riga und Unterstützung des Goethe-Instituts Riga im Mai 2024 eine gemeinsame Willenserklärung über die zügige Ausbildung von Deutschlehrkräften unterzeichnet. Die Umsetzung der gemeinsamen Ziele liegt beim Goethe-Institut Riga in Zusammenarbeit mit dem Ministerium. Hauptsächliches Ziel ist es, bis 2026 bis zu 140 Deutschlehrkräfte zu qualifizieren. Im September haben nun die ersten 20 Lehrkräfte im Rahmen des Projekts „Mit Deutsch durchstarten“ mit dem Ausbildungsprogramm begonnen. Unter ihnen ist Ilze Kudulina, die erst seit diesem Jahr an einer Grundschule Deutsch unterrichtet. Über ihre Motivation, an dem Programm teilzunehmen, sagt sie: „Ich möchte nicht nur Deutschlehrerin sein, sondern eine Lehrerin, die den Unterricht so gestalten kann, dass die Schüler die Sprache effektiv und mit Freude lernen.“

Wesentlicher Bestandteil der Vereinbarung mit dem Bildungsministerium ist auch, dass der Abschluss des Ausbildungsprogramms offiziell als Zusatzqualifikation für die Tätigkeit als Deutschlehrkraft an lettischen Schulen anerkannt wird. Diese Anerkennung von staatlicher Seite ist Ende Oktober nun gesetzlich bestätigt wurden. Das Ausbildungsprogramm des Goethe-Instituts ist damit fest verankert im lettischen Bildungssystem und bietet eine nachhaltige Perspektive für zukünftige Deutschlehrende.

Konferenz und Unterzeichnung der Vereinbarung im Mai 2024

Das Projekt „Mit Deutsch durchstarten – Deutsch als Fremdsprache (DaF) in den baltischen Ländern“ ist ein gemeinsames Projekt der Goethe-Institute in Estland, Lettland und Litauen zur Stärkung von Deutsch als (zweiter) Fremdsprache in den baltischen Ländern. Weitere Informationen finden Sie auf der Website: www.goethe.de/lettland/durchstarten
Text: Jan Sprenger, Leiter der Sprache Goethe-Institut Riga
© Goethe-Institut Riga
November 2024

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