NADAR’ART: nadarat meint auf Darija so viel wie einen Blick werfen, etwas betrachten – NADAR’ART bedeutet für uns die Kunst der Betrachtung.
NADAR’ART Festival Danse et Arts visuels eröffnet interdisziplinäre Perspektiven auf die künstlerische Verbindung von Tanz und visueller Kunst. Sechs eingeladene deutsche Künstler*innen zeigen, wie sie mit urbanem Tanz, Graffiti, Kalligrafie, Street Art, Bewegung, individuellen und interdisziplinären Konzepten sowie musikalischen Klängen Performances an der Schnittstelle zwischen Bewegung und Bild schaffen. Dabei stehen sie im Dialog mit marokkanischen Künstler*innen aus den Bereichen Tanz, Choreografie, visuelle Kunst, Street Art sowie mit verschiedenen Musiker*innen.
Das Festival NADAR’ART schafft eine Plattform des Austauschs, bietet Räume zur Beobachtung und zum Experimentieren. Das vielfältige Programm mit Performances, Workshops, Künstler*innengesprächen, Live-Musik, einer Jam-Session und einer Kunstausstellung lädt ein, interdisziplinäre künstlerische Perspektiven zu erleben.
19h00 Uhr Vernissage – “Movement & Letters” Kalligraphie/Street Art Ausstellung mit Kadir “Amigo” Memiş (Café la Scène)
16h00 – 18h00 Uhr Workshop: Street Art Lab mit Kadir “Amigo” Memiş, Cédric Pintarelli & Ed Oner (HIBA LAB)
19h00 – 20h30 Uhr Workshop: “Tanz’Schrift” mit Kadir “Amigo” Memiş (Goethe-Institut in Rabat)
18h30 Uhr Performance: “BOUZUQƩƩ” mit Kadir “Amigo” Memiş & Nevzat Akpinar
Im Anschluss: Künstler*innen-Austausch & Live-Musik von Nevzat Akpinar mit Musik auf der Baǧlama (Terrasse des Goethe-Institut in Rabat)
20h00 – 22h00 Uhr Jam Session mit DJ Moses Joses & Live-Musiker*innen (Café la Scène)
15h00 – 16h30 Uhr Workshop: “Pictures in Motion” mit Jonas Frey (Goethe-Institut in Rabat)
17h00 – 19h00 Uhr Workshop: „Relationale Untersuchungen“ mit Stella Geppert (Goethe-Institut in Rabat)
20h00 Uhr Performance: “Shared Canvas” mit Jonas Frey, Cédric Pintarelli & DJ Moses Joses (Goethe-Institut in Rabat)
17:00 Uhr Performance: “Beziehungsgeographien und Resonanzachsen“ mit Stella Geppert und Said El Haddaji (Goethe-Institut in Rabat)
18:00 – 20:30 Uhr Gespräch mit Künstler*innen & Finnissage mit Stella Geppert, Jonas Frey, Said El Haddaji, Meryem Jazouli & Nezha Rhondali mit Musik von DJ Moses Joses (Goethe-Institut in Rabat)
Ausstellung STREET ART
„MOVEMENT & LETTERS“ von Kadir "Amigo" Memiş
Vernissage am 01.06. um 19:00 Uhr (Café la Scène)
Kadir Amigo Memiş wurde in der Türkei geboren und zog als Zehnjähriger mit seiner Familie nach Berlin. Hier wurde er Teil der HipHop-Kultur, ihrer Musik, ihres Tanzes und ihrer visuellen Kunst, dem Graffiti. Amigo bezeichnet sich als urbaner Nomade, als Sammler und Stadtwanderer, der neue Inspirationen sucht und sich stets in einem künstlerischen Prozess befindet. In seinen Werken finden sich seine transkulturellen Erfahrungen, Inspirationen aus anatolischen traditionellen Künsten, der HipHop Kultur oder westlicher Metropolen im Allgemeinen.
In seinen Motiven eignet sich Amigo die abstrakten Buchstaben des Graffiti und der Kalligraphie an, aber nicht um Worte oder Sprache zu verbreiten – sondern um durch Abstraktion neue Bedeutungen zu schaffen. Linien werden zu Bewegung, Bewegung zu Formen, und anatolische Handwerkskunst, die Muster und Codes in Teppich webt, lässt neue Formen und Farben entstehen.
Die Ausstellung findet vom 01.06. – 01.07.2022 im Café la Scène statt.
Workshops
Do., 02.06.2022 von 16:00 – 18:00 Uhr (HIBA LAB)
Für an Street Art-, Kalligrafie- und Graffiti interessierte Personen (keine Vorkenntnisse nötig)
Im Street Art Lab laden die drei Künstler Amigo, Sweetuno und Ed Oner zum Austausch und Kennenlernen ihrer künstlerischen Arbeit. Mit Wurzeln im Graffiti, haben alle drei Künstler eine individuelle und ganz unterschiedliche Handschrift entwickelt, die zu Street Art, Kalligrafie, Skizzen und Malerei geführt hat. Die Teilnehmer*innen können die künstlerischen Visionen von Amigo, Sweetuno und Ed Oner kennen lernen, sich mit ihnen austauschen und die Grundlagen des künstlerischen Schaffens selbst ausprobieren.
Do., 02.06.2022 von 19:00 – 20:30 Uhr (Goethe-Institut in Rabat)
Für an Bewegung interessierte Personen & semi/professionelle Tänzer*innen
(Opferschicht, das ist diese Klebefolie auf den Fenstern der U-Bahn. Mit ihr werden die in die Scheiben gekratzten Wörter und Namen überdeckt.)
Im Rahmen des Workshops widmet sich der Choreograph Kadir „Amigo“ Memiş der urbanen Kultur des Scratchitti – dem Einkratzen von Zeichen in die Oberfläche von Bahnen und Bussen, von Gebäuden und Körpern. Mit seiner entwickelten Tanzschrift „Urban Calligraphy“ widmet er sich der Darstellung von Dichte und Leere, Dynamik und Rhythmus, Geschwindigkeit und der Kraft der Bewegung. Der Workshop bietet Teilnehmer*innen die Gelegenheit, ihre Körper unter einem neuen künstlerischen Blickwinkel zu erkunden, sowie die kulturelle Bedeutung von Graffiti und Namen zu entdecken.
Sa., 04.06.2022 von 15:00 – 16:30 Uhr (Goethe-Institut in Rabat)
Für an Kunst und Bewegung interessierte Personen & semi/professionelle Tänzer*innen
Geleitet von dem Choreographen und Tanzpädagogen Jonas Frey werden die Teilnehmer*innen dazu eingeladen, die Schnittstelle zwischen Malerei und Tanz zu untersuchen. Wie können wir anhand von Formen und Linien in Raum und Körper unser Raumbewusstsein schärfen? Wie lässt sich Farbe in Bewegung übersetzen? Wie gestalten wir den Raum, wenn wir tanzen?
Basierend auf der Performance „Shared Canvas“ werden die Teilnehmenden in einem interdisziplinären Format verschiedene choreografische Werkzeuge erkunden, improvisieren und Bewegungsmaterial entwickeln.
Für an Kunst und Bewegung interessierte Personen
Sa., 04.06.2022 von 17:00 – 19:00 Uhr (Goethe-Institut in Rabat)
Stella Geppert lädt ein, Beziehungen zwischen Körpern, Raum und Handlung zu untersuchen. Die zentrale Frage dabei ist: Wie schreiben sich Handlungen in den Raum und in den Körper ein? Wie können wir uns in andere Körper, Materialien und Substanzen hineinversetzen und die spezifische Sprache eines jeden Körpers oder Materials erfahren? Das Verstehen ist ein empathischer Prozess. Ohne Hingabe keine Empathie, und ohne Empathie kein Tanz, an dem andere teilnehmen können. Im Workshop experimentieren wir mit verschiedenen Materialien, Handlungen und Bewegung und erfahren Choreografische Arbeit als kollektive Erfahrung.
(Wenn möglich einen Besen und einige Äste mitbringen)
Paint’formance von Kadir „Amigo“ Memiş mit musikalischer Begleitung von Nevzat Akpınar
Ca. 30 min, Open-Air (Terrasse des Goethe-Institut in Rabat)
Fr. 03.06.2022 um 18:30 Uhr
„BOUZUQΣΣ“ präsentiert den individuellen künstlerischen Ansatz der „Choreo-Grafie“ („Tanz-Schrift“) von Kadir „Amigo“ Memiş, in welchem die Grenzen zwischen Tanz und Kalligrafie zu verschwimmen beginnen. Inspiriert durch seine Erfahrungen von Interkulturalität treffen Merkmale der Berliner HipHop- und Graffiti-Szene auf Elemente traditionellen türkischen Volkstanzes und verschmelzen mit Kalligrafie zu einer individuellen Performance. Gleichzeitig entwickeln sich in „BOUZUQΣΣ“ Tanz und Kalligrafie. Begleitet von Nevzat Akpinar mit Musik auf der Baǧlama, einem traditionellen türkischen Instrument, verbinden sich im Rahmen der Performance Klang und Bewegung, Tradition und Innovation, Kalligrafie und Street-Art.
Im Anschluss: Buffet, Austausch mit den Künstler*innen des Festivals & Live-Musik mit Nevzat Akpinar.
SHARED CANVAS
Jonas Frey (Tanz), Cédric Pintarelli (Malerei) & DJ Moses Joses (Musik)
Ca. 45 min. (Goethe-Institut in Rabat)
Sa. 04.06.2022 um 20:00 Uhr
In der Performance „Shared Canvas“ treffen Tanz, Malerei und Klang aufeinander. Live und vor den Augen der Zuschauer*innen werden Bilder geschaffen, verändert, dekonstruiert und wieder verbunden. Die Bühne wird zum Atelier und Tanzraum, in dem die Kunstformen ineinander verschmelzen. Während die Bewegungen des Malens als Tanz sichtbar werden, wird der Tanz auf den Bildern verewigt und zur Malerei. Der Tänzer Jonas Frey, der Graffiti-Künstler Cédric Pintarelli und der DJ Moses Joses erschaffen eine Komposition aus Musik, Bewegung und Bild, in welchem der Akzent auf dem Prozess der Entstehung des Kunstwerks liegt, das körperlich und musikalisch erfahrbar wird.
Beziehungsgeographien und Resonanzachsen
Stella Geppert & Said El Haddaji
Ca. 45 min. (Goethe-Institut in Rabat)
So. 05.06.2022 um 17:00 Uhr
Die Performance „Beziehungsgeographien und Resonanzachsen“ stellt eine direkte Verbindung zwischen Ritual, Bewegung und Raum her. Das Fegen steht im Zentrum der Performance, und die dem Ritual des Fegens innewohnenden, spezifischen Bewegungen ringen mit den Grenzen des Raumes. Der Raum wird zum gleichberechtigten Protagonisten, weist auf seine Besonderheit und Existenz hin, und die Bewegung schreibt sich in ihn ein. Ohne es scheinbar zu merken stehen Raum und Ritual, Herberge und Handlung, Abrieb und Berührung in Konflikt zueinander. Was bleibt sind die Spuren, die durch Bewegung im Raum hinterlassen werden.
Im Anschluss: Gespräch mit den Künstler*innen des Festivals und eingeladenen Gästen, Moderation: Nezha Rhondali, sowie Finissage mit DJ Moses Joses
Künstlergespräche
Mit Stella Geppert, Jonas Frey, Meryem Jazouli, Said El Haddaji und Nezha Rhondali (Moderation)
Ca. 60 – 90 min. (Goethe-Institut in Rabat)
So. 05.06.2022 um 18:00 Uhr
Im Austausch mit den Künstler*innen Stella Geppert, Jonas Frey, Said El Haddaji und Meryem Jazouli fragt Nezha Rhondali nach den Visionen und Inspirationen der Künstler*innen für ihre interdisziplinäre Arbeit. Was entsteht durch die Verbindung von Tanz und visuellen Künsten? Wie kann das individuelle kulturelle Erbe in eine künstlerische Arbeit einfließen? Was für Möglichkeitsräume eröffnen sich durch die Verbindung von verschiedenen Disziplinen? Was sind die persönlichen Erfahrungen der Künstler*innen in solchen diversen Schaffensräumen?
Das Publikum ist eingeladen, Fragen zu stellen und sich nach dem Gespräch mit den Künstler*innen auszutauschen.
Im Anschluss: Finissage mit Buffet & Musik von DJ Moses Joses
Künstler*innen
Nevzat Akpinar
Nevzat Akpinar ist Musiker, Komponist und Musikethnologe und lebt in Berlin. Als Bağlamaspieler hat er an zahlreichen internationalen Projekten mitgewirkt und gab im Jahr 2007 mit dem Nevzat Akpınar Ensemble (besthend aus sieben Bağlamaspielern) im Rahmen des Berlin in Lights Festivals ein Konzert in der New Yorker Carnegie Hall. Akpinar komponierte die Musik für das Theaterstück ‚Perikizi’ am Ballhaus Naunynstr (2011), für die Tanztheaterstücke ‚Zeybreak’, ‚Hüzün’ sowie ‚Scha’irlie-this is not a Chaplin’ des Berliner Choreographen Kadir Amigo Memis. 2009 erschien bei Akkiraz Müzik (Istanbul) seine Solo-CD ‚On Hybrid Ways’.
Jonas Frey
Jonas Frey ist Tänzer, Choreograph und Tanzpädagoge. Er kommt aus der urbanen Tanzkultur des Breaking (Breakdance). In seinen interdisziplinären Arbeiten untersucht Jonas Frey Ideen der HipHop-Kultur, bewegt sich zwischen zeitgenössischem und urbanem Tanz und bildender Kunst. In seinen choreographischen Projekten konzentriert sich Frey im Dialog mit anderen Künstler*innen auf eine kollektive Suche, in der aus der Verhandlung einer gemeinsamen Basis weitere Ideen erwachsen. Er erforscht Methoden und Ideen, den urbanen Tanz in den Kontext der zeitgenössischen Choreographie zu stellen, oder der Verbindung von Bewegung und Bild. Frey studierte an der ArtEZ School of Dance in Arnheim und schloss seinen Master in Choreographie an der Codarts University of the Arts und der Fontys Hogeschool poor de Kunsten ab. Zusammen mit Julie Pécard leitet er die Junior Dance Company JDC@EinTanzHaus in Mannheim.
Stella Geppert
Stella Geppert fragt in ihren bildhauerischen und performativen Arbeiten nach den spezifischen und transformatorischen Zuständen von Körper und Raum, Material und Berührung, Kontakt und Resonanz. Sie analysiert Bewegung in kommunikativen und körperlichen Zuständen, die durch soziale Konventionen geformt und gestaltet werden. So schafft Geppert interdisziplinäre Zugänge und Werke. Die sinnliche Fähigkeit des Körpers, sich in Raum, Körper, Material und Substanz "hineinzudenken", ist wichtiger Aspekt ihrer Arbeit, in der sie den menschlichen Körper als äußerst fragil und verletzlich darstellt. Seit 2010 ist Stella Geppert Professorin an der BURG Giebichenstein Kunsthochschule Halle für Bildhauerei und Performance und seit 2020 Teil des Berliner Performancekollektivs für Choreograph*innen "FLUTGRABEN PERFORMANCES".
Johannes Kompa aka. DJ Moses Joses
Johannes Kompa aka. DJ Moses Joses ist DJ, Produzent, Tänzer und Radiomoderator. Mit Wurzeln in der HipHop-Kultur, bewegt er sich heute im Bereich verschiedener elektronischer Genres, wie Ambient, Breakbeat, Electro und House. Mit seiner ansteckenden Lebensfreude und seiner energiegeladenen Interaktion mit dem Publikum verwandelt Moses Joses eine Tanzfläche voller Fremder in eine lebendige, nahezu familiäre Interaktion.
Kadir “Amigo“ Memiş
Kadir “Amigo“ Memiş ist Tänzer, Choreograph und Gründer der international ausgezeichneten HipHop-Gruppe Flying Steps. Aufgewachsen in der Türkei (Anatolien) bilden seine Erinnerungen an die Kindheit eine Quelle der Inspiration, die ihm als Grundlage zur Entwicklung individueller hybrider Kunstformen dient. In seinen interdisziplinären Arbeiten beginnen die Grenzen zwischen Tanz und Schrift unterschiedlicher Zeiten und Regionen zu verschwimmen – wie traditioneller türkischer Volkstanz, Breakdance oder Kalligrafie. „Amigo“ ist seit vielen Jahren in der Streetart-Szene aktiv, so war er 2003 zusammen mit Künstlern wie Banksy, Obey, Akim oder Datagno Teil des Ausstellungsprojekts Backjumps – The Live Issue. Heute widmet er sich insbesondere der Kalligraphie. Seine Linien streben, wie die Bewegungen bei seinen Choreografien, nach einer Form, in der sich Intuition und Reflexion im Einklang befinden. Kadir „Amigo“ Memiş arbeitete u.a. mit dem HAU Berlin zusammen und war im Jahr 2019 Stipendiat der Kulturakademie Tarabya in Istanbul.
Cédric „Sweetuno“ Pintarelli
Cédric „Sweetuno“ Pintarelli verschrieb sich seit 1989 dem Graffiti. Nach einer Ausbildung zum Schriftsetzer und Grafiker machte er in Freiburg eine Schauspielausbildung und war als Schauspieler, Autor und Regisseur am Theater Heidelberg sowie am Nationaltheater Mannheim engagiert. 2004 verfasste und inszenierte er „Sky‘s the limit“, das bisher einzige Theaterstück über die Graffitibewegung, und spielt es sechs Jahre lang an verschiedenen Theatern. Seit 2008 widmet sich „Sweetuno“ vermehrt der Kombination aus Graffiti und Malerei. Seine Arbeiten erhalten Einzug in Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland sowie in internationale Graffitimagazine, Internetportale und Fernsehsendungen.
Anmeldung für die Performances, Workshops oder für das Gespräch mit Künstler*innen:
Die Plätze werden nach dem Prinzip "first come, first serve" vergeben.
Innerhalb von 48 Stunden nach der Anmeldung wird eine schriftliche Bestätigung per Email zugesendet.
Plätze/Tickets können bis einschließlich zum Vortag der Veranstaltung reserviert werden.
Die reservierten Tickets müssen spätestens 15 Min vor dem Beginn der Veranstaltung abgeholt werden. Die verbleibenden Plätze werden am Eingang vergeben.