Teresa Dopler
Das weiße Dorf
Doplers Text ist von Minimalismus und Präzision geprägt: ein Ort, zwei Personen, kein Wort zu viel. Ruth und Ivan begegnen sich auf einer Flusskreuzfahrt auf dem Amazonas wieder. Es ist schon einige Jahre her, dass sie sich »ein paar Monate lang gekannt haben«, bevor Ivan beruflich in die Vereinigten Staaten von Amerika ging und Ruth ihre erste Stelle in der Schweiz antrat. Inzwischen haben beide Karriere gemacht und sind in neuen Beziehungen, die auf ihre Weisen durchaus gut funktionieren – und dennoch brennt die Luft zwischen Ivan und Ruth.Es wäre vielleicht eine vollkommene Liebe gewesen, so vollkommen wie das weiße Dorf in Andalusien, von dem Ruth nur Ivan erzählt, und in dem sie sich im nächsten Sommer höchstwahrscheinlich doch nicht treffen werden. Zu sehr haben sie verinnerlicht, Menschen zu sein, »die über Dinge hinwegkommen«, »denen nichts sehr viel bedeutet«.