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Vera Schindler

Vera Schindler
© Vera Schindler

Wolkenrotz

Kenny zeichnet immer und überall, Bente betreibt Wortkunst und Layla kann Origami. Die drei kennen sich aus dem Großstadthochhaus, in dem sie mit ihren Familien leben. Hier stapeln sich die Stockwerke, die Treppe schraubt sich scheinbar ins Unendliche. Täglich treffen neue Briefe ein: Briefe vom Amt, Aufforderungen, Rechnungen, Mahnungen. Die ungeöffneten Briefe begraben alles unter sich, die Papierberge wachsen. Das Haus droht überzuquellen, bis das Papier selbst zu Baumaterial wird. Kenny, Bente und Layla wissen, was es bedeutet, in einem Haus aus Papier zu leben: Überall kann man zeichnen, schreiben, falten, aber nachts knistert das Haus seltsam, und man weiß nie, ob es den nächsten Sturm überstehen wird. Kenny, Bente und Layla halten zusammen: Gemeinsam und mit großer Fantasie finden sie ihren eigenen Weg heraus aus einer von Erwachsenen entworfenen Welt.

Mit Poesie und anarchischer Vorstellungskraft sprengt Vera Schindler Mauern aus Vorurteilen, baut ein gewitztes Fundament aus Empathie, überdacht von skurriler Komik. Wolkenrotz ist ein berührendes Plädoyer für mehr gesellschaftlichen Zusammenhalt und zeigt, dass Courage und Mut nicht nur Berge, sondern manchmal auch Wolkenkratzer versetzen können.

Gigiwonder – Die Geschichte eines Beins

In vier Episoden entlarvt Vera Schindler die zynisch kapitalistischen Seiten des globalen Kunstmarkts. Am Beispiel eines Beins spielt sie, böse und anarchisch, die heutigen Formen des Kolonialismus durch.

Die Arbeiten laufen gut in dieser kenianischen Nacht und Gigis Augen sind zu schwer, um den Bau der Straße zu bewachen. Als er wieder aufwacht, steckt sein Bein im Beton fest, der schon getrocknet ist. Der chinesische Baustellenleiter besteht auf Amputation. / Alle feiern die neue Skulptur der Künstlerin – „Bein in Beton“. Der Galerist zupft sich den Maßanzug zurecht und zählt die Euroscheine. Ein voller Erfolg, bis das Kunstwerk beim Transport eine unbeteiligte Schülergruppe zermalmt. / Der Karriere schadet es nicht. Die Künstlerin rekelt sich kurze Zeit später mit dem Bein ihres Vaters in einer New Yorker Galerie. Ihre exotische Lebensgeschichte verkauft sich bestens. / Auch ihr Biograph möchte ein Stück vom Kuchen und reist auf der Suche nach dem Baustellenleiter nach China, wo er bald ermordet und in ein Graffiti eingearbeitet aufgefunden wird. Gefundenes Fressen für die Presse und der Marktwert des Graffiti-Künstlers in Unermessliche steigt- ein echtes Gigiwonder.
 

Über Vera Schindler

Vera Schindler, geboren 1992, war in ihrer Kindheit und Jugend Zirkusartistin für Luftakrobatik und Fakir. Während und nach ihrem Studium des Szenischen Schreibens an der Universität der Künste Berlin, sowie der Sprachkunst (kreatives Schreiben) an der Universität für angewandte Kunst Wien, arbeitete sie an verschiedenen Theatern und erhielt verschiedene Auszeichnungen und Stipendien. Vera Schindler wird vom Felix-Bloch-Erben-Verlag vertreten, lebt aktuell als freie Autorin in Berlin und in Wien und arbeitet derzeit an ihrem Debütroman.
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