Interview 5 plus 1
Die Augen öffnen für die Probleme der Gesellschaft

Selene Wendt
Foto: ©Knut Bry

„Kunst kann meines Erachtens eine sehr wichtige Rolle in der Politik spielen. Das gilt besonders für politisch und sozial engagierte Kunstformen”, sagt Selene Wendt, die Kuratorin der Ausstellung ”Echoes of the South Atlantic” ist.
 

Die Institutionen der Kunst haben sich in unseren Zeiten geöffnet. Beispielsweisesind Theater im Museum oder Gemälde im Theater ganz normal geworden. Was denkst du über diese Entwicklung?
Das finde ich natürlich sehr spannend, besonders weil mein Fokus als Kuratorin seit langem interdisziplinär ausgerichtet ist – die Verbindung zwischen Kunst, Literatur, Musik und sogar Mode.
Aus meiner Sicht finde ich  also solche Ausstellungen sehr interessant, die die Grenzen der Definitionen verschiedener Ausdrucksformen überschreiten.
 
Kannst du uns ein paar Sätze zu deinem beruflichen Hintergrund erzählen?

Ich bin Kuratorin und Autorin. Seit 2013 arbeite ich als unabhängige Kuratorin, nachdem ich sechs Jahre Konservatorin im Henie Onstad Museum  und acht Jahre Leiterin des Stenersen Museums, beides in Oslo, war. Seit das Global Art Project ins Leben gerufen wurde habe ich mit Institutionen in der ganzen Welt zusammen gearbeitet, mit einem Schwerpunkt von Künstlern*innen aus Latein-Amerika, Karibik und Afrika.

Was ist die wichtigste Botschaft der Ausstellung ”Echoes of the South Atlantic”?

So wie alle Ausstellungen in die ich involviert bin und initiiere wirken führende Künstler*innen der Gegenwart, die sowohl sozial als auch politisch sind, mit. Sie arbeiten gerne gemeinsam und auf eine interdisziplinäre Weise. So kommunizieren wir eine starke Botschaft über die Gesellschaft in der wir heute leben. 

Welche Rolle kann die Kunst in der Politik spielen?

Meiner Meinung nach kann sie eine sehr wichtige Rolle in der Politik spielen. Das gilt besonders für politisch und sozial engagierte Kunstformen, die Besucher*innen dazu bringen können, die Augen gegenüber Gegenwarts-Problemen, Herausforderungen, Ungerechtigkeit, und Schieflagen in der Gesellschaft zu öffnen, und das geschieht auf eine sehr fesselnde Weise. 
 
Was wünschst du dir mögen die Leute von einer Ausstellung vor allem mitnehmen?

Ich wünsche mir, dass die Leute etwas Neues erleben, was sie vielleicht noch nicht kennen – dass sie fühlen wie aufregend die Verbindung zwischen Musik und Gegenwartskunst eigentlich ist. Und dass sie wohlmöglich Einblick erhalten in politische Themen an die sie zuvor noch nicht gedacht haben.
 
Welchen anderen Beruf könntest du dir vorstellen außer Kuratorin?

Das ist so schwierig, weil ich wirklich das mache, was ich liebe. Ich bin Kuratorin und ich schreibe. Etwas anderes kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.