Essay
Poetiken des Geschlechts und der Ungewissheit: XY? Neue Maskulinitäten
Die Bearbeitung dieses Themas war, wollte man von einem interdisziplinären Kunstbegriff ausgehen, eine große Herausforderung, zumal in einer Gesellschaft, in der Traditionen ein bestimmender Faktor sind.
Von: Augusto Del Valle Cárdenas
Die „neuen Maskulinitäten" sind heute, erst recht in Zeiten der letzten Phase der Covid-19-Pandemie, Anknüpfungspunkte für ein verschiedene Gebiete berührendes Anliegen - betrachtet man es etwa in Hinblick auf Klassendynamiken, die betroffenen Ethnien oder die Zugehörigkeit zu Gruppen verschiedener Art. Die Bearbeitung dieses Themas war, wollte man von einem interdisziplinären Kunstbegriff ausgehen, eine große Herausforderung, zumal in einer Gesellschaft, in der Traditionen ein bestimmender Faktor sind. Im Rahmen der Zusammenkunft haben zwei Filmemacher*innen - Héctor Gálvez und Cathy de Haan, wobei letztere damals auch Kuratorin war - ein Seminar/Labor für Künstler*innen verschiedener Disziplinen zu diesem komplexen Thema ins Leben gerufen[1].
In Peru ist so etwas nicht üblich. Wir sind vielmehr an eine Unbeweglichkeit gewöhnt, die uns in unseren eigenen Fachgebiet verharren lässt wobei die Grenzen zwischen Disziplinen wie etwa der bildendenden Kunst, Dichtung, Schauspielerei und Dramatik oder Filmkunst undurchlässig bleiben. Allerdings ist ein erstes überraschendes Ergebnis des erwähnten Labors - überraschend insofern, als es die Akteure direkt zum Kern des Themas führt - eine „Karte der Männlichkeiten". Es handelt sich um eine Zeichnung in Form einer Landkarte. Sie skizziert ein imaginäres Gebiet, welches, mutatis mutandis, das der Männlichkeit selbst sein könnte. Es werden Orte betrachtet - Emotionen und Gefühle, die mit Erfahrungen verbunden sind – die als visuelle Allegorien funktionieren, als Figuren, die sowohl inhärente geschlechtsspezifischen Bindungen zusammenführen, als auch wichtige Bezugspunkte in der Konstruktion von Identität. So fungieren Namen wie „Das Feld derer, die keine Partei ergreifen", „Das Tal der Energie", „Die unsichere Zone" u.a. sowohl als fantastische als auch als psychologische Räume, die in vielen traditionellen und zeitgenössischen Erzählungen als imaginäre Orte identifiziert werden. Weist dies sowohl auf Identität als auch auf Gender, Sex, den Körper und Erotik hin?
Es ist nicht meine Absicht, über den Prozess des Experimentierens im Labor zu sprechen, sondern über sein Ergebnis: die Veranstaltung „XY? Neue Männlichkeiten" im Humareda-Saal des Kulturzentrums von San Marcos. Dort wurden zehn „Stationen" dieser Karte vorgestellt. Bevor näher auf die Inhalte eingegangen wird, sei nur gesagt, dass sich die Ausstellung dieser in den Räumlichkeiten der alten Villa von San Marcos – die zum Weltkulturerbe zählt und dessen Bau auf den Anfang des 17. Jahrhunderts zur Zeit des Vizekönigreichs von Peru datiert – vom traditionsreichen Jazmines-Innenhof bis hin zum gegenüberliegenden heutigen Humareda-Saal erstreckte. Mit anderen Worten: Die „Stationen" wurden im Freien in Form von Interventionen im Hof, aber auch im Inneren der Villa durch eine Ausstellung von „Werken" in einem Ausstellungsraum präsentiert.
Kurz gesagt, die Ausstellung, die die Ergebnisse eines Labors von Künstlern aus verschiedenen Disziplinen über die „neuen Männlichkeiten" zeigen sollte, musste zwei grundlegende Herausforderungen bewältigen: die Frage der Form, d.h. wie sie im Raum aussehen sollte, aber auch, wie ihr Inhalt attraktiv, didaktisch und insbesondere mit einem mit dem Thema unvertrauten Publikum eine Verbindung herstellen könnte. In diesem kurzen Essay möchte ich zeigen, wie die Ausstellung, indem sie sich von der Binarität von Form und Inhalt löste, auf vielschichtige Weise einige Aspekte zusammenbrachte, die in unserem Kontext normalerweise getrennt sind, nämlich: erstens das Poetische als Stimmung; zweitens die kritische Komponente des Konzepts; und schließlich das Performative als Raum der Begegnung.
Das Poetische als Ambiente
Eine interessante Diskussion ergibt sich aus der Fragestellung, wie eine museale Inszenierung aussehen kann, die über eine spezifische ästhetische Idee hinaus den komplexen Fragen gerecht wird, die die „neuen Männlichkeiten" derzeit für die Identität des zeitgenössischen Individuums aufwerfen. Für das Publikum, das die Herausforderung annimmt, die ihm die Ausstellung bietet, präsentiert sich die daraus resultierende interdisziplinäre „Kunst" in einer Atmosphäre, in der das Poetische zu einem transversalen Merkmal wird, obwohl das Poetische selbst als Errungenschaft der gesamten Ausstellung einer weiteren Erläuterung bedarf. In „Sich Loslösen" wird dies durch den partizipatorischen Ansatz des Ensembles dargestellt, der das Publikum dazu einlädt, mit einer zufällig ausgewählten Begleitung zusammen zu spielen, und zwar unter bestimmten, von den Künstler*innen vorgeschlagenen Bedingungen. In einer audiovisuellen Präsentation wird gezeigt, wie verschiedene Teilnehmer*innen in den Straßen Limas die Herausforderung annehmen, eine der vielen Wollspulen auszuwählen, um sie dann an eine andere Person weiterzugeben, während die Wollfäden sich von der Spule ablösen und sich miteinander verflechten. Umgesetzt wird dieses Konzept in der Ausstellung mit Hilfe einer menschengroßen bogenförmigen Struktur, die sich in einem Korridor befindet. Es handelt sich um ein Element, das die aktive Teilhabe einer Komplizin bzw. eines Komplizen erfordert. Der Bogen muss von der Komplizin/vom Komplizen - ohne dass es Vorgaben gibt - durchquert werden, sodass zwischen zwei Personen ein Gewebe aus verschiedenfarbiger Wolle erzeugt wird. Die so als Geflecht entstandenen Gewebereste sind in dem Raum gesammelt worden, in dem dieses Werk sich befindet: dem Korridor des Jasmin-Innenhofs der Villa von San Marcos. Es handelt sich um einen geschickt strukturierten Bereich auf einer Vorrichtung. Diese nimmt den Schussfaden auf, sodass im gesamten Gebilde ein Farbmuster erzeugt wird, welches künftige Webarrangements zufällig werden lässt. Das Werk hat eine offene Konzeption der Genderidentität der beteiligten Akteur*innen als Prämisse: Es ist bekanntermaßen so, dass in bestimmten Stereotypen die Aufgabe des Webens dem Weiblichen zugeschrieben wird. Diese künstlerische Konzeption widerspricht diesem Klischee.
Eine solche offene Konzeption, findet sich auch in „Fusion" wieder, einer Installation, in der eine Art Altar Betrachter*innen die sentimentalen und emotionalen Möglichkeiten offenbart, die mit der Liebe einhergehen. Das Werk weist darauf hin, dass durch die Erfahrungen, die hier gemacht werden, ein Raum aufgezeigt werden soll, in dem sowohl der Zufall als auch eine Folgezeit koexistieren. Ein Amulett kann eingesammelt werden, welches einen QR-Code enthält, der, sobald er mit einem digitalen Gerät gelesen wird, eine Tonfolge erzeugt. Hier schweben Liebe und Geschlechtsidentität sozusagen über den Gefühlen und Emotionen, die man letztlich als universell bezeichnen könnte. Schließlich werden in der Installation „Piconcha" bestimmte Vorrichtungen und Skulpturen im Raum verteilt. Im Zentrum steht die spielerische Assoziation mit der visuellen Form des mathematischen Begriffs Pi (π), verknüpft mit der Aura des Wortes „Muschel", das in der lokalen volkstümlichen Vorstellungswelt mit dem weiblichen Geschlechtsteil assoziiert wird. Mit einem unbeschwerten Sinn für Humor werden die Teilnehmer*innen dazu eingeladen, von der anfänglichen kontemplative Betrachtung der skulpturalen Formen dazu überzugehen, im Inneren der „Piconcha" nach Pralinen und anderen Geschenken zu suchen.
Zusammenfassend gesagt, soll in diesen drei „Stationen", durch die Einladung zur Teilnahme und durch den gleichzeitig kreativen und spielerischen Einsatz von Elementen, ein Standpunkt erzeugt werden, der mit den sozialen Stereotypen, die mit Geschlechtern assoziiert werden bricht und die Herausforderung annimmt, auf vorgegebene, manchmal stereoptype, manchmal „neue“ existenzielle Territorien zu zielen. Jedes dieser Stücke basiert auf der zeitlichen Einteilung bei der Durchführung durch die Teilnehmenden: Es werden Aufgaben vorgeschlagen, die auch außerhalb der Ausstellung erfüllt werden können - in den eigenen vier Wänden oder an einem frei wählbaren Ort. Beruhend auf den Verhaltensweisen, die sich daraus ableiten lassen, wie die Aufgaben ausgeführt werden, sind die Ansätze zu den „neuen Männlichkeiten", die diese Stücke bieten, genau genommen Fluchtlinien. Und was ist mit dem Poetischen? Die Korrelation zwischen Farben, Empfindungen und Handlungen („Sich Loslösen"); Handlungsanweisungen, Entscheidungen und Gefühlen („Fusion"); aber auch zwischen Kontemplation, In-sich-gehen und Essen („Piconcha") stellt die Analogie als einen Raum möglicher Verbindungen dar. Zu erkennen, wie „dies" zu „jenem“ wird, ist ein Erkennungsprinzip der poetischen Mimesis, das unter Modernen und Zeitgenossen Gültigkeit beansprucht: ein Raum, der sich auf Synästhesie als Quelle einer starken Wahrnehmungserfahrung bezieht, die Bedeutungen in Richtung einer Atmosphäre multidimensionaler Resonanz erschließt. Die poetische Atmosphäre haftet also an einer produktiven Sphäre, die durch ein Verlangen erschlossen wird, das nicht mehr als Unzulänglichkeit, sondern als Bejahung verstanden wird.
Die kritische Dimension des Konzepts
Zwei Bereiche zeichnen sich ab, um die Möglichkeit einer differenzierten Kritik von Geschlechterstereotypen aufzuzeigen, die sich aus zwei unterschiedlichen Formen der Entfremdung und Verdrängung ergeben: einerseits Räume, die unter dem Kolonialismus gelitten haben, andererseits solche, die den Reduktionismus, der durch eine kommerzielle Perspektive aufgezwungen wird, tagtäglich erleben. Dies sind „Koloniales Viertel" und „Mall del Men", „Koloniales Viertel" legt seinen Schwerpunkt auf dem Konzept des „Kolonialen", das als Hinweis auf überholte lokale Denkmuster fungiert. In diesem Fall spielen die alten Holzsäulen der Villa von San Marcos im alten, restaurierten Jasmin-Innenhof sowie der Einsatz von konventionellen gelben Absperrbändern, die bei ihrer Verwendung auf der Straße „Gefahr, Männer bei der Arbeit" signalisieren sollen, eine visuelle und materielle Rolle. Andererseits werden in „Mall del Men" die Finger in die Wunde von Werbekampagnen gelegt, um sie auf ironische Art und Weise als Instrumente standardisierter Geschlechterkonstruktionen darzustellen. Aus diesem Grund demontiert „Koloniales Viertel" durch eine Intervention vor Ort sowie durch eine Performance - bei der der Künstler buchstäblich eine schwere Last schleppt - eine Ideologie der Macht. Diese normalisiert etwa die Unterwerfungsbeziehungen im öffentlichen Raum im vermeintlich obligatorischen männlichen Geschlecht des Arbeiters, der zum Beispiel für das Aufbrechen des Straßenpflasters zuständig ist. Genau dort, in der „Mall del Men", werden diese geschlechtsspezifischen Zuschreibungen sowohl durch visuelle Persiflage als auch durch die üblichen Übertreibungen werbeüblicher Kommunikationsform wieder sichtbar gemacht, dabei wird auch von den Mitteln der Härte und Kälte in der Darstellung des männlichen Körpers als Ware Gebrauch gemacht.
In Zeiten der Ungewissheit erweisen sich die Territorien - das der traditionellen Werte der Kolonisierten und die mit Geschlechterstereotypen verbunden sind - bereits als Verbindlichkeiten aus der Zeit vor der Pandemie, was sie nicht weniger aktiv macht, ganz im Gegenteil. Deshalb bleibt die Bewegung aus diesen Territorien heraus und damit hin zu Fluchtlinien, die auf „neue Männlichkeiten" verweisen, ein umkämpfter Raum. In diesem Sinne sind sowohl „Androginezza" als auch „See des Schweißes" zwei Installationen, die diese Fluchtlinien aufzeigen. Während „Androginezza" auf kreative Weise Ironie und Parodie einsetzt, um eine fiktive institutionalisierte Kampagne durchzuführen und den Konsum eines nicht existierenden Hormons zu fördern, nutzt „See des Schweißes" erzählerische Kreativität, um Betrachter:innen in die seltsame Erfahrung der Erzählungsfigur einfühlen zu lassen, die sich einem Monster in einem See stellen muss. Die „nationale Kampagne für den verantwortungsvollen Gebrauch von 'Androginezza'" zeigt erfundene visuelle Darstellungen (Banner, Aufkleber usw.) als Werbekampagne eines nicht-existierenden Staates, der von seinem maßgeblich eingebundenen Gesundheitsministerium eine personalisierte Kommunikation mit seinen Bürger*innen zum Zweck ihrer „Androgenisierung" führt. In „See des Schweißes" hingegen, das im Saal als Installation eines schwimmenden Bootes präsentiert wird, werden den Zuschauer*innen Situationen vorgeführt, die sie auf eine Erzählung als Metapher für Identitätskonstruktionen verweisen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es sich um zwei spezifische Erzählungen handelt, in denen plötzlich unterschiedliche Geschlechteridentitäten (queer, trans; im Allgemeinen LGBTI+) auftauchen.
All diese Vorschläge - ich formuliere es als Hypothese - identifizieren ein biopolitisches Konzept: verbunden ist es etwa mit der hypothetischen staatlichen Kampagne zu einer Substanz („Androginezza") oder der Aktion, die von einem äußeren Kontext ausgeht und einen subjektiven Veränderungsprozess in Gang setzt, den wir als trans bezeichnen könnten („See des Schweißes"), aber auch mit der Möglichkeit, Fluchtlinien aus einer Geschlechtsidentität zu kennzeichnen, die durch Kolonialismus („Koloniales Viertel") und immer noch durch das sexistische und binäre Stereotyp der Kulturindustrie („Mall del Men") geprägt sind. Die kritische Dimension dieser „Stationen" eröffnet die Möglichkeit, verschiedene künstlerische Disziplinen (Bildende Kunst, Theater, Film, audiovisuelle Kommunikation, Literatur u. a.) miteinander zu verknüpfen, um komplexe Themen wie das der neuen Männlichkeit zu thematisieren. Eine Männlichkeit, die in der Lage ist, einen Zukunftsentwurf vorzulegen und die von feministischen Konzepten und Argumentationen sowie von den Sozialwissenschaften und dem zeitgenössischen Denken stammende Kritik an den ungleichen (patriarchalischen) Machtverhältnissen zwischen den Geschlechtern und am Reduktionismus, der davon ausgeht, dass es nur und ausschließlich zwei Geschlechtsidentitäten gibt (das so genannte sex/gender binary), aufzunehmen bereit ist.
Das Performative als ein Raum der Begegnung
Zwei Vorschläge für Darstellungen und Performances, „Zerstückelung" und „Rosa Zone“, greifen das interdisziplinäre Element auf, um eine poetische Mimesis zu formulieren. Gemeint ist damit die Nachahmung von Aktionen, die die Anwendung von normalisierter Gewalt gegenüber von Menschen, die von der Norm abweichen, zum Gegenstand haben. In „Zerstückelung", zumindest in der Inszenierung am Springbrunnen des Jasmin-Innenhofs der alten Villa von San Marcos, war eine Person mit nicht-binärer Geschlechtsidentität performativer Bezugspunkt dafür, dass die Teilnehmenden durch die Lesung eines Gedichts Zeugnis von der täglichen Gewalt ablegten, die diese Person erleiden muss und sich dabei emotional mit dem Opfer identifizieren konnten. Andererseits wurden die Teilnehmenden in „Rosa Zone", dem Stück, das am selben Springbrunnen stattfand, plötzlich mit Beleidigungen („Schwuchtel!", „Idiotin!" etc.) bedrängt, nur weil sie sich sich in einer Situation sexueller und geschlechtlicher Dissidenz befanden, während sie ein Gedicht vortrugen (Hallo, ich bin Rosa. / Ich bin einfach eine Rosa. / Ich habe kein Geschlecht. / Ich bin weder Mann noch Frau. / Ich bin nicht das, was du denkst. / Und auch nicht das, was man über mich gesagt hat.).
Beide Konzepte der Intervention konnten - trotz der minimalen Ausstattung mit nur einem kolonialen Springbrunnen zusammen mit ihrem performativen Setting - einen interessanten Raum der Begegnung zwischen dem teilnehmenden Publikum und nicht-binären Geschlechtsidentitäten schaffen, der deren Wunden, aber vor allem die Irrationalität von Vorurteilen aufzeigen konnte.
Ende
Die Ausstellung - die sich verschiedene Strategien und Taktiken angeeignet hat, um in den Räumen eines kolonialen Herrenhauses stattfinden zu können - hat ein interdisziplinäres Feld eröffnet, um Wissen durch materielle und visuelle Elemente zu produzieren, die eine Ergänzung zu dem darstellen, was Schrift und Worte, die Hauptmedien des akademischen Wissens, vermitteln können. Man betrachte dabei in erster Linie die unterschiedlichen Konzepte, die seit der Veröffentlichung von Judith Butlers erst 2007 ins Spanische übersetztem Werk „Gender Trouble" eine wichtige Herausforderung für Kultur und Gesellschaft in Lateinamerika, aber auch für den peruanischen Fall darstellen. Nicht umsonst ist die Gegenwart im 21. Jahrhundert – speziell deren letzte Dekade - geprägt von der Kritik am Feminismus innerhalb des Feminismus (einschließlich durch Butler selbst), die auch den Aktivismus und die Diskurse von Paul B. Preciado umfasst, vor allem aber durch die sozialen Bewegungen und Subalternen, die sich in Lateinamerika auf so unterschiedliche dekoloniale Diskurse berufen, wie die von María Galindo und auch noch Silvia Rivera Cusicanqui, um zwei der bekanntesten Denkerinnen aus globalen Süden zu nennen: Die eine wird mit der städtischen Kultur, die andere mit der ländlichen Kultur in Verbindung gebracht. Zwischen uns findet ein Überdenken und eine Neuformulierung sowohl der Rolle der „Frauen" als auch die der „Männer" statt, wobei unter diesen auch die „neuen Männlichkeiten" (nun bereits außerhalb des Binären, wie es oft heißt) aufgrund der Risiken und der Ungewissheit, in denen wir leben müssen, ständig neu überdacht und formuliert werden. In der Ausstellung bietet die kartografische Darstellung der Männlichkeiten dieser zehn „Stationen" als interdisziplinäre Kunst einen Ort der Reflektion, der durch die Integration von Poesie, Konzept und Performance als Raum der Begegnung einen Einfluss auf die Erarbeitung eines multiplen Wissens hat, das sich aus dem Paradox des Sprechens aus dem Körper heraus, mit Worten und ohne Worte, herausbilden will.
[1]Mit der Unterstützung des Goethe-Instituts und der deutschen Kooperation war dieses Labor das Ergebnis eines Aufrufs an Künstler aus verschiedenen Disziplinen. Nach Beratung durch eine Expertenjury wurden die Künstler, die am Labor und an der Ausstellung „XY? Neue Männlichkeiten" teilnahmen einberufen.