Online Filmreihe Genrekino: Mission Ulja Funk (Barbara Kronenberg, 2021)

Mission Ulja Funk © Goethe-Institut

Di, 01.08.2023 –
Do, 31.08.2023

Online

Goethe on Demand (Kinderfilm)

Mit zwölf Filmen aus vier Genres will das Genrekino aus Deutschland die Lust am Genrefilm wecken und Einblick in überraschend vielseitige Tendenzen deutschen Filmschaffens geben. 2023 wird monatlich ein Film aus den Genres Science-Fiction, Krimi, Roadmovie und Horror präsentiert.

MISSION ULJA FUNK
Regie Barbara Kronenberg
2021, Farbe, 93 min,
Genre: Roadmovie


Das zweite Roadmovie dieser Reihe handelt vom Coming out mit Humor. Uljas Interesse gilt dem Weltraum. Deshalb will sie ihre Erkenntnisse im zum Besten geben, was natürlich sehr frustierend ist, doch sie hat einen Plan.

Filmkommentar

Der Debütfilm (in Koproduktion mit Polen und Luxemburg) der Medienproduzentin, Drehbuchautorin und Regisseurin Barbara Kronenberg entstand im Rahmen der Initiative „Der besondere Kinderfilm“, dessen Besonderheit darin liegt, dass es keine der gängigen Bestseller-Kinderbuchverfilmungen, sondern ein Film nach einem Originaldrehbuch ist. Eine weitere Besonderheit dieses Films ist das Milieu, in dem sich Ulja Funk bewegt: Eine russlanddeutsche Familie irgendwo in einem kleinen Ort nahe am Bergbau mit dem fiktiven Namen Lemheim, wo die freikirchliche Gemeinde und hier besonders der Chor ein gesellschaftlicher Treffpunkt ist. Ulja, 12 Jahre, intelligent und begeisterte Forscherin, etwas eigensinnig und in der Schule nicht so beliebt, widmet sich intensiv dem Weltall und hat soeben einen kleinen Asteroiden entdeckt, der auf dem Flug zur Erde in ein paar Tagen in Belarus aufschlagen wird. Ihr Vortrag darüber interessiert die Sonntagsgemeinde, wo im „Kindergottesdienst“ der Nachwuchs seine Talente vorführt und selbst die schrägsten Beiträge mit Beifall bedacht werden, so gut wie gar nicht und sie muss die Bühne vorzeitig verlassen. Dabei hat sie aber schon die Daten exakt ausgerechnet: Der Asteroid VR 241720 wird in einem Tag + 20 Stunden + 38 Minuten im 1.257 km entfernten Pâtzschurik , Belarus, niedergehen. „Und ich werde dort sein!“ – die MISSION ULJA FUNK beginnt.

Aber ihre Oma Olga, für die göttliche Schöpfung und Wissenschaft nicht vereinbar sind, hat das technische Equipment ihrer Enkelin mit Hilfe des Pastors schon entsorgt. Nun hält Ulja nichts mehr auf. Kurzerhand macht sie sich mit Henk, für den sie regelmäßig gegen Bezahlung die Schulaufgaben erledigt, der aber - obwohl erst 13 - schon Auto fahren kann, im ausrangierten Leichenwagen ihrer Eltern auf die Strecke, vom Westen Deutschlands durch Polen zur Grenze der EU und damit zum kontrollierten Übergang nach Belarus. Ulja verfolgt unerbittlich ihren Plan, auch Henk muss sich fügen. Für Aufregung und so manche absurde Drehung und Wendung sorgen Oma Olga, die vor der Abfahrt unfreiwillig und unbemerkt – wie auch das buschige Huhn - in den Wagen gekommen ist, und die Freikirchlichen samt Pastor und Uljas Eltern, die schon bald die Verfolgung im Kleinbus aufnehmen, aber im Glauben sind, zu einem Chortreffen zu fahren. Am fulminanten Ende dieser turbulenten Reise voller absurden wie rührenden Begegnungen erlebt die Gemeinde den zu Boden gehenden Asteroiden und Uljas Oma Olga, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, die Enkelin auf den rechten Glaubens-Weg zurückzubringen - Asteroid hin oder her – hat noch eine Begegnung der besonderen Art.

Christel Strobel (21.02.2022)

Kritiken, Empfehlungen, Presseschau:

Unter dem Titel „Autofahrt mit Huhn“ schrieb Rochus Wolff auf www.kino-zeit.de : „Kronenberg stapelt hier gleich mehrere Running Gags auf- und hintereinander. Immer wieder wird jemand aus der Chorgruppe versehentlich zurückgelassen (und erlebt dabei schicksalhafte Momente), immer wieder probieren Uljas Brüder Zaubertricks aus, die nicht funktionieren, oder werfen Knallfrösche. Das Huhn, das Ulja und Henk begleitet, ist zugleich mehr als nur eine respektvolle und sehr herzliche Anspielung an Arend Agthes ‚Flussfahrt mit Huhn’, dem ‚Mission Ulja Funk’ in Story wie Erzählhaltung so einiges verdankt. … Das ist alles großer Spaß und großer Quatsch, aber als stets gewollte, gesetzte Komik, nie beliebig. Barbara Kronenberg hält die Fäden nicht nur in der Hand, sie verflicht und verknüpft sie auf das Eleganteste. …Was für ein Glück das ist, einen deutschen Kinderfilm zu sehen, der so eine gelungene, so vielfach verankerte und zugleich selbstironische Komödie geworden ist. ‚Mission Ulja Funk’ ist einfach ein riesiges Vergnügen-“

Der auf zahlreichen Filmfestivals ausgezeichnete Debütfilm bekam von der FBW das Prädikat „besonders wertvoll“. Aus der Begründung: „Gekonnt umschifft Barbara Kronenberg immer wieder die Klippen gängiger Klischees … Mit wirklich gut gesetzten Pointen schafft sie es, auch hartnäckige Vorurteile ins Gegenteil zu verkehren. … Ein genauso frecher wie leidenschaftlicher Film, eine irrwitzige Komödie und ein Statement für Girlpower, das seinesgleichen sucht.“
 

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