Umwege | Wattenmeer
Safari im Schlick

Auf zur Watt-Safari!
Auf zur Watt-Safari! | Foto (Detail): © Adobe

Wind, Strömung und Gezeiten formten die Nordküste Deutschlands, das Wattenmeer. Darin leben einzigartige Tiere. Eine Wanderung auf den Spuren der „Small Five“.
 

Von Daniel Hinz

Zweimal am Tag kann man an der Nordsee erkunden, was sich sonst im Verborgenen befindet: Präzise wie ein Uhrwerk legt die Ebbe alle 12 Stunden den Meeresboden frei. Es ist der perfekte Zeitpunkt, um eine Landschaft zu entdecken, die normalerweise unter Wasser liegt.

Zählt man die Wattregionen der Niederlande und Dänemarks zur deutschen Nordseeküste hinzu, dann präsentiert sich dieses Wattenmeer als größtes zusammenhängendes Wattgebiet der Welt. Zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört es außerdem. In dem Übergangsbereich zwischen stets überflutetem Meeresboden und Land entsteht ein Raum für besondere Lebewesen. Darunter fünf Kleinsttiere, die – in norddeutscher Bescheidenheit – auch als die „Small Five“ des Wattenmeers bezeichnet werden. Diese „kleinen Fünf“ sind: Wattwurm, Herzmuschel, Strandkrabbe, Nordseegarnele und Wattschnecke. Die Bezeichnung lehnt sich an die „Big Five“ an, die Shootings-Stars jeder Safari in Afrika: Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard.

Aber auf eine Safari in Deutschland gehen? Ist tatsächlich möglich. An der Nordsee braucht es dafür keinen Geländewagen und erst recht keine Angst vor Raubtierangriffen. Das Abenteuer beginnt zu Fuß: Mit Keschern, Grabegabeln und Lupen kommt man in einer der zahlreichen Watt-Führungen ganz nah heran an die Small Five.

Wer hinterlässt zum Beispiel die Sandhäufchen auf dem Wattboden? Es ist der Wattwurm. Er frisst Sand und produziert dabei die kleinen „Spaghettihaufen“. Ein wahrer Lebenskünstler, denn er nutzt den Sand als Nahrung, um im sauerstoffarmen Untergrund zu überleben. Die Strandkrabbe ist der Sprinter unter den kleinen Watttieren. Sie flitzt bis zu einem Meter pro Sekunde über den Schlick – immer schön seitwärts. Und wer noch nie die schnellste Schnecke der Welt gesehen hat, sollte sich der Wattschnecke widmen. Sie beweidet in großer Zahl die Wattoberfläche und trägt mit ihren Ausscheidungen zur Schlickwattbildung bei. Deshalb fühlt sich der Wattboden unter den Füßen so weich und samtig an. Watt ’ne Erfahrung!

Umwege

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?

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