Umwege | U8
Unter den Straßen von Berlin

Die U-Bahnlinie 8 durchquert Berlin von Nord nach Süd und fährt zentrale Orte wie den Alexanderplatz an.
Die U-Bahnlinie 8 durchquert Berlin von Nord nach Süd und fährt zentrale Orte wie den Alexanderplatz an. | Foto (Detail): © Wikipedia/Phaeton 1

Eine Tour mit der U-Bahn durch die deutsche Geschichte – das geht nirgendwo besser als in der Hauptstadt. Das unterirdische Tunnelnetz Berlins birgt Erinnerungen an das Kaiserreich, den Zweiten Weltkrieg und die deutsch-deutsche Teilung.
 

Von Alina Schwermer

Wenn Ihr schon mal in Berlin wart, seid Ihr bestimmt mit der U-Bahnlinie 8 gefahren. Die U8 verbindet den Norden mit dem Süden der Stadt und führt unter anderem über den berühmten Alexanderplatz und ins heute hippe Viertel Neukölln. Aber wetten, Ihr wusstet nicht, welche Geheimnisse in den dunklen Tunneln und verborgenen Schächten liegen?

Selbst die meisten Berliner*innen kennen diese Geheimnisse nicht. Deshalb bringt der Verein „Berliner Unterwelten“ Licht ins Dunkel. Schon seit 1997 dokumentieren und erforschen seine Mitglieder die unterirdische Geschichte von Berlin. Auf geführten Touren nehmen sie Interessierte mit in die Kaiserzeit, die Jahre des Nationalsozialismus oder den Kalten Krieg, der von 1946/47 bis 1991 dauerte. Sie erzählen von den vielen vergessenen Dramen, die sich in Berlins Untergrund abgespielt haben, führen Euch zu versteckten Bunkern, Fluchttunneln und uralten, nie vollendeten Bahnhöfen.

„Berlins interessanteste U-Bahnlinie“: So nennt der Verein die U8. Hättet Ihr zum Beispiel gewusst, wie revolutionär der Bau der U8 gewesen ist? Im 19. Jahrhundert gab es in Berlin nur private und profitorientierte Verkehrsprojekte. Erst im 20. Jahrhundert griff die Stadt ein und ließ mit der U8 in der Zeit von 1914 bis 1930 eine Bahn errichten, die die Arbeiterviertel mit der Innenstadt verband. Weil der Bau ziemlich chaotisch und schleppend vonstattenging, liegen entlang der U-Bahn-Strecke bis heute verlassene Bauprojekte von vor hundert Jahren. So könnt Ihr zum Beispiel einen Bahnhofsrohbau aus der Kaiserzeit und einen aus den 1920er-Jahren erkunden.

Während des Nationalsozialismus wurden in die U-Bahn-Tunnel vor allem Luftschutzanlagen und Bunker eingebaut, dorthin flüchteten schutzsuchende Menschen im Zweiten Weltkrieg. Die Spuren dieser Bauten sind bis heute sichtbar. Im Kalten Krieg dann wurde aus der U8 eine „Geisterlinie“: Mit ihren Endstationen in den Stadtteilen Wittenau und Neukölln gehörte sie nach Westberlin, einen Teil der Strecke fuhr sie aber ohne Halt unter Ostberlin hindurch. Davon zeugt bis heute ein unterirdischer Mauerabschnitt. Auch von den erfolgreichen und gescheiterten Fluchtversuchen aus der DDR in den Westen durch den U-Bahn-Tunnel erfährt man auf einer Tour mit den „Berliner Unterwelten“ – einer faszinierenden Mischung aus historischer Führung und dem Entdecken von „Lost Places“.

Umwege

Was bedeutet Görliwood, warum findet man in Bayern ein Stück Karibik und wo könnt Ihr vor Schaufelradbaggern tanzen? In unserer Serie nehmen wir Euch jeden Monat mit an einen Ort in Deutschland, den Ihr vielleicht noch nicht kennt, aber unbedingt kennenlernen solltet. Wir zeigen Euch Orte, die von der üblichen Touristenroute abweichen. Seid Ihr bereit für einen kleinen Umweg?

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