Werner Schroeter – die erste Werkschau in Polen
Die Werke Werner Schroeters lassen sich nur schwer mit Worten beschreiben. Man muss sie sinnlich erfahren, um sie zu verstehen. Schroeter suchte in seinen Filmen nach dem Schönen – und er wollte dieses Bedürfnis mit den Zuschauern teilen und sie damit anstecken. Die Darstellung des Schönen diente als eine Brücke zwischen ihm selbst, seinen Protagonisten und den Zuschauern.
Porträt des Künstlers
© Werner Schroeter
Filme und Beschreibungen
© Kuchenreuther Film
Ein deutsch-österreichischer Spielfilm nach dem gleichnamigen Roman von Ingeborg Bachmann. Eine namenlose Autorin lebt seit Jahren gemeinsam mit Malina in einer Wohnung in Wien. Jedoch ist dies eher eine Zweckgemeinschaft, denn Malina bietet ihr den nötigen Rückhalt, wenn sie verwirrt ist, den Bezug zur Realität verliert oder nicht weiß, wo ihr der Kopf steht. Als sie sich in den jungen Ungarn Ivan verliebt, der sich ihren Annäherungsversuchen jedoch mehr und mehr entzieht und stattdessen eine Affäre mit einer anderen beginnt, verliert sie zunehmend den Boden unter den Füßen, die Realität. Da erweist sich Malina scheinbar als Retter in der Not oder doch eher als ein Dämon, ihr männliches Alter Ego, das ihr in ihren Visionen erscheint und ihr befiehlt, Ivan zu töten.
© Deutsche Kinemathek
Deutschland ist ein fremdes Land, in dem man sich Mühe geben muss.
Arbeit ist rar in Sizilien, also folgt der 18-jährige Nicola einer Vielzahl seiner Landsleute ins kalte Deutschland. Bei VW in Wolfsburg findet er eine Anstellung und verliebt sich in die Automechanikerin Brigitte. Aber sie benutzt ihn nur, um ihre deutschen Freunde eifersüchtig zu machen. Im Streit tötet Nicola die Männer. Und findet erst vor Gericht wieder zu sich selbst zurück.
Von Peter W. Jansen (in: TIP Magazin, Nr. 7, 1980)
Es gibt eine Ansicht, die meint, es seien zwei Filme, die Werner Schroeter gemacht hat: "Palermo oder Wolfsburg" als Palermo plus Wolfsburg. Palermo hier und Wolfsburg dort. Palermo oder das Leben und Wolfsburg oder der Tod. Die Wahrheit ist die Wahrheit dieses Films, der die Lebenden mit den Toten konfrontiert und die Toten mit den Lebenden, die Wirklichkeit des Südens mit unserer nördlich-synthetischen Welt.
© The Bureau
Eine "surrealistische Autobiografie“ von Regisseur Werner Schroeter: Die adoptierten Zwillingsschwestern Magdalena und Maria - beide von Isabelle Huppert dargestellt - wachsen getrennt voneinander auf und wissen nichts von der Existenz der anderen. In Collageform werden Szenen aus dem Leben der beiden Frauen und ihrer Mutter miteinander verflochten und zu einer Verbildlichung geheimer Leidenschaften und Gedanken gestaltet.
© Filmgalerie 451
Eine Nacht um eine Wahrheit zu finden, die ständig flieht - der letzte Film von Werner Schroeter.
"Von allen Wundern, die ich je gehört, scheint mir das größte, dass sich Menschen fürchten, da sie doch sehen, der Tod, das Schicksal aller, kommt, wann er kommen soll."
Dieses Shakespeare-Zitat steht am Anfang und am Ende des Films " Diese Nacht". Werner Schroeter spricht dieses Zitat selbst.
Santa María, eine Stadt zwischen Leben und Tod. Ossorio, der Held einer gescheiterten Widerstandsbewegung kehrt auf der Suche nach seinen einstigen Freunden und seiner Geliebten zurück in die belagerte Stadt. Aber nicht nur die Lage hat sich verändert, auch seine Freunde: Während eine hemmungslose Miliz die Stadt terrorisiert, versucht jeder nur noch seine eigene Haut zu retten. Es bleibt nur diese Nacht zur Flucht.
Schroeter ist der Cocteau unserer Zeit. Das Kino von Werner Schroeter ist reinste Magie, es erfindet eine neue Welt, eine neue Zeit, voller Künstlichkeit und Schönheit. Bilder aus einem Reich des Imaginären, in dem alles erlaubt ist. Magic Werner, Magic Cinema. (Libération, 4.9.2008, zur Venedig-Premiere).
© Filmgalerie 451
Werner Schroeter erfährt im Jahr 2006 von seiner Krebserkrankung. Für die Kunsthalle Düsseldorf arbeitet er gerade an "Schönheit der Schatten", einer musikalischen Inszenierung zu Robert Schumann und Heinrich Heine. Zwischen Hoffnung und Bangen beginnt Werner Schroeter einen Wettlauf mit der Zeit. Elfi Mikesch, die bei mehreren seiner Filme die Kamera geführt hat und persönlich eng in Schroeters Welten eingebunden war, gewährt in ihrem Film einen intimen Einblick in die Arbeiten seiner verbleibenden vier Jahre. Voller Schaffensdrang und Begeisterung für Kino, Theater und Fotografie zeigt "Mondo Lux" ihn: bei den Theaterproben zu "Antigone/Elektra", bei den Vorbereitungen für die Foto-Ausstellung "Autrefois & Toujours" und bei den intensiven Synchronarbeiten zu seinem letzten Film "Diese Nacht", den er 2008 in Portugal gedreht hat.
Begleitprogramm
Referent:innen:
Thomas Mauch- KameramannDrehbuchautor, Regisseur und Produzent. Für seine Arbeit als Kameramann wurde er dreimal mit dem Deutschen Filmpreis ausgezeichnet: 1973 für Aguirre, der Zorn Gottes von Werner Herzog, 1979 fürNeapolitanische Geschichtenvon Werner Schroeter und 1989 für Wallers letzter Gang von Christian Wagner.
Elfi Mikesch
Fotografin, Kamerafrau und Regisseurin. Oft arbeitete sie u.a. mit Rosa von Praunheim, Werner Schroeter, Peter Lilienthal und Monika Treut.
Dr. Dobrochna Kałwa
Historikerin, seit 2012 arbeitet sie am Institut für Geschichte an der Universität Warschau. Sie ist Autorin und Mitautorin von „Kobieta aktywna w Polsce międzywojennej“, „Migration als Ressource“, „Obyczaje w Polsce“. Zu ihren Schwerpunkten gehören Geschichte von Gender, Metodologie der Geschichtsforschung, Oral History.
Prof. Andrzej Gwóźdź
Film-, Medien- und Kulturwissenschaftler, befasst sich auch mit Deutschlandkunde. Professor an der Schlesischen Universität in Katowice, Leiter des Lehrstuhls für Film- und Medienwissenschaft (Institut für Kulturwissenschaften und interdisziplinäre Studien an der Abteilung Philologie). Er ist Autor von vielen Arbeiten über den deutschen Film: „Pochwała widzialności. Ze studiów nad niemiecką myślą filmową do roku 1933“, „Obok kanonu. Tropami kina niemieckiego“, „Kino niemieckie w dialogu pokoleń i kultur. Studia i szkice“ u.a.
Prof. Urszula Jarecka
Leiterin des Lehrstuhls für Theorie der Philosophie- und Kultursoziologie an der Polnischen Akademie der Wissenschaften in Warschau (PAN), wo sie Kultursoziologie erforscht. Sie unterrichtet Kultur- und Kriegssoziologie an verschiedenen polnischen Hochschulen. Ihr Schwerpunkt ist die Erforschung der Medien und der visuellen Kultur. Ihr besonderes Interesse gilt der Kriegspropaganda, der Geschichtsdarstellung in den Medien und der Rhetorik.
Impressum
WARSZAWA / NOWY TEATR
ul. Madalińskiego 10/16, Warszawa, nowyteatr.org
GDAŃK / ŁAŹNIA 1
ul. Jaskółcza 1, Dolne Miasto, Gdańsk, laznia.pl
Gäste: Andrzej Gwóźdź, Dobrochna Kałwa, Urszula Jarecka, Michelle Langford, Thomas Mauch, Elfi Mikesh, Monika Pomirska, Frieder Schlaich, Agnieszka Trąbka.
Kurator:innen: Renata Prokurat, Jolanta Woszczenko
ul. Madalińskiego 10/16, Warszawa, nowyteatr.org
GDAŃK / ŁAŹNIA 1
ul. Jaskółcza 1, Dolne Miasto, Gdańsk, laznia.pl
Gäste: Andrzej Gwóźdź, Dobrochna Kałwa, Urszula Jarecka, Michelle Langford, Thomas Mauch, Elfi Mikesh, Monika Pomirska, Frieder Schlaich, Agnieszka Trąbka.
Kurator:innen: Renata Prokurat, Jolanta Woszczenko