Es ist höchst unwahrscheinlich, dass der Name der deutschen Hauptstadt, Berlin, von "Bärlein" abgeleitet ist, wie manche glauben. Der Bär ist indessen seit 1280 das Wappentier der Stadt, wenn auch die Gründe dafür im Dunkeln liegen. Bei einem Spaziergang durch die Straßen Berlins stößt man heute immer wieder auf phantasievoll hergerichtete Figuren dieses Tieres - insgesamt sollen dort an die 300 Bärenskulpturen stehen. Es ist sicher auch kein Zufall, dass der Hauptpreis der Berlinale, eines der größten und wichtigsten Filmfestivals der Welt, den Titel "Goldener Bär" trägt. Und in der jüngsten Vergangenheit hat ausgerechnet ein kleiner Eisbär das Herz von Herrn Müller erobert: Knut. Er kam 2006 im Berliner Zoo zur Welt und starb 2011. Sein Tod löste bei den Berlinern tiefe Trauer aus.
Einen Grund, traurig zu sein, hat auch Herr Silva in Lissabon. Der Rabe, das Wappentier Lissabons, ist in Portugal immer seltener anzutreffen. Mit seinem schwarzen Federkleid und seinem schwarzen Schnabel hat der Rabe in den verschiedenen Kulturen der Welt ganz unterschiedliche Bedeutung. Im Gegensatz zu anderen Kontinenten, wo er als Symbol für gutes Omen gilt, stand er in Europa für Finsternis, Krankheiten, Krieg und Tod. Nicht so allerdings in Lissabon. Der Legende nach wurden die Reliquien von São Vicente auf ihrem Transport per Schiff von Sagres nach Lissabon, irgendwann um 1170, von zwei Raben begleitet. Ungefähr hundert Jahre später erschienen die Raben als Symbol für Loyalität und Schutz zum ersten Mal im Stadtsiegel von Lissabon. Auch mit einem großen Vertreter der portugiesischen Literatur ist der Rabe eng verbunden: Fernando Pessoa. Denn Pessoas Übersetzung des Gedichts „The Raven“ von Edgar Allan Poe aus dem Englischen zählt zu seinen bekanntesten literarischen Werken. Ob das Zufall ist? Noch ein Rätsel, das es zu entschlüsseln gilt…
O Corvo
Os corvos de Lisboa estão a desaparecer