Die deutschsprachige Literatur ist weltweit bekannt und geschätzt. Nicht umsonst wurde der Nobelpreis für Literatur schon an 13 Schriftsteller vergeben, die ihr Werk in deutscher Sprache verfasst haben. Fragt man aber Herrn Müller, welcher denn wohl der bedeutendste deutschsprachige Schriftsteller sei, so lautet die Antwort aller Wahrscheinlichkeit nach: Johann Wolfgang von Goethe. Goethe, 1749 in Frankfurt geboren, sollte wie schon sein Vater die juristische Laufbahn einschlagen. Neben seinen juristischen Studien galt sein Interesse aber auch den Künsten, vor allem dem Schreiben. Goethe war politisch interessiert, widmete sich naturwissenschaftlichen Studien und erlangte in seiner Zeit Bedeutung durch seine Lebensanschauung. Unsterblichkeit erlangte er allerdings durch sein literarisches Werk. Mit seinen Romanen wie Die Leiden des jungen Werther und Wahlverwandtschaften, seinen Dramen, vor allem dem Faust, mit der Reiseliteratur wie die Italienische Reise und seiner Dichtung hinterließ Goethe ein literarisches Vermächtnis, das seinesgleichen sucht. Als Goethe 1832 in Weimar starb, stand sein Name für die deutsche Sprache schlechthin.
Herr Silva mag nun gar nicht wissen, dass Deutsch die „Sprache Goethes“ ist, aber er kennt sicher den Namen des herausragendsten Vertreters der portugiesischen Sprache. Mit einem einzigen großartigen Werk, Os Lusíadas, wurde Luís Vaz de Camões zum klangvollsten Namen der Literatur in portugiesischer Sprache. Os Lusíadas wurden 1572 veröffentlicht und berichten mit vielen mythologischen Einflüssen über die portugiesische Geschichte bis zur damaligen Zeit, vor allem über die Reise Vasco da Gamas auf dem Seeweg nach Indien. Über Camões’ Leben ist nicht viel bekannt. Man nimmt an, dass er 1524 in Lissabon geboren wurde, sicher ist das allerdings nicht. In einem Degenduell verlor er später das rechte Auge und verbrachte dann einen großen Teil seines Lebens auf langen Reisen in den portugiesischen Kolonien in Asien. Zwar sind zahlreiche biographische Episoden aus Camões’ Leben überliefert, doch lässt sich nur schwer sagen, ob sie tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Verarmt starb Camões am 10. Juni 1580 in Lissabon. Doch sein Epos und die Gedichte in seinem Nachlass, die später in einem Buch verlegt wurden, stellen für die portugiesische Kultur einen unschätzbaren Wert dar. Eins haben diese beiden herausragenden Persönlichkeiten übrigens gemeinsam. Sie gaben den Institutionen, die die Kultur ihrer Länder in der Welt bekannt machen sollen, ihren Namen: dem Goethe-Institut für Deutschland und dem Instituto Camões für Portugal.