Die nordische Mythologie ist äußerst reich an fantastischen Figuren, von denen in der deutschen Kultur wiederum dem Zwerg besondere Bedeutung zukommt. Zwerge, die durch die Sagen aus Skandinavien und später durch die Märchen der Brüder Grimm Eingang in die Volkskultur fanden, sind den Menschen sehr ähnliche Wesen, nur viel, viel kleiner. Normalerweise leben sie in Höhlen und sind ausgezeichnete Handwerker. Einige von ihnen verfügen über magische Kräfte, zum Beispiel über die Gabe, sich unsichtbar zu machen. Ihre Beliebtheit wuchs dermaßen, dass man ungefähr im 17. Jahrhundert damit begann, sie aus Marmor, Sandstein oder Ton nachzubilden und die unterschiedlichsten Gärten damit zu dekorieren. Daher der Name "Gartenzwerg", wie diese Figuren mit langem, weißem Bart und roter Zipfelmütze genannt werden. Einige mögen die Nase rümpfen über Herrn Müllers Gartenzwerge und den schlechten Geschmack, den er damit unter Beweis stellt; viele jedoch halten diese kleinen Figuren, die heutzutage vor allem aus Plastik hergestellt werden, für einen unersetzlichen Teil der deutschen Seele. Um so mehr, als den Gartenzwergen seit einigen Jahrzehnten auch eine nicht zu unterschätzende Rolle in der politischen Satire zukommt.
In Portugal spielt der Gartenzwerg keine besondere Rolle. Aber nicht, dass ihr jetzt denkt, Herr Silva würde Haus und Garten nicht mit typischen Gegenständen unserer Kultur schmücken. Vielleicht wählt er zu diesem Zweck den Hahn aus Barcelos, denn auf dem Gebiet der Nippesfiguren repräsentiert er unser Land sicher am besten. In Barcelos, jener Stadt im Minho, so erzählt man sich, gab es einst einen Hahn, der sich, obwohl bereits gebraten und zum Verzehr bereit, aufrichtete und zu krähen begann. Dadurch bewies er die Unschuld eines Galiziers, der aufgrund eines Verbrechens, das er nicht verübt hatte, gehängt werden sollte. Einige Gelehrte bezweifeln jedoch, dass sich die Beliebtheit der symbolischen Darstellung des Hahns von Barcelos auf diese Legende zurückführen lässt. Die Herstellung von Tierfiguren aus Keramik beruht in jener Region auf einer sehr alten Tradition, und der Hahn wurde immer mit positiven Ereignissen in unserem Alltag, wie zum Beispiel dem Tagesanbruch, in Verbindung gebracht. Kurz: Der Ursprung des Hahns von Barcelos liegt im Ungewissen. Sicher ist jedoch, dass dieses Tier mit rotem Kamm und schwarzem, oft mit kleinen Ornamenten und Herzchen dekoriertem schwarzen Gefieder wie kein anderes Symbol unser Land repräsentiert.