Sozusagen von oben blicken wir auf das Thema Alter und stellen Fragen nach Ageism und Gender, Sexualität im fortgeschrittenen Alter, Angst und Furcht vor Einsamkeit und Tod: Acht Texte und Interviews von Expert*innen aus Psychologie, Anthropologie und Filmkritik entwerfen ein vielseitiges, komplexes Porträt eines alternden Menschen in der heutigen Zeit.
In einem Blick von unten erörtern junge Menschen aus Russland und Deutschland gemeinsam mit ihren Gesprächspartner*innen fortgeschrittenen Alters – manchmal ihren Eltern – Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Generationen: kommunikative Herausforderungen, Beziehungen und die unterschiedliche Sicht auf die gleichen Dinge, etwa auf das Thema Migration. Ein lebhafter Dialog zwischen Menschen der ersten und dritten Lebensphase im Podcast-Format.
In russischer Sprache diskutieren die Betreiber*innen des Podcasts „Nu Pa-ap!“ („Mensch Papa!“) über das Alter: die Direktorin der Marketing- und Designschule „Sber Design School“, Irina Sergeeva, und ihr Vater, der Liedermacher Leonid Sergeev.
Ira ist 30, Leonid 67, und in ihrem Podcast erörtern sie bereits seit eineinhalb Jahren, wie Millenials leben: Ira bringt ihrem Papa die Instagram-Nutzung bei, er macht erste Erfahrungen mit Begriffen wie „Tinder“, „Netflix“, „VR“ und „SMM“, doch im Endeffekt geht jede Episode über den Rahmen dessen, dass der Papa die digitale Welt kennenlernt, hinaus und entpuppt sich als Dialog zwischen der herangewachsenen Tochter und ihrem Vater.
In der Folge über das Alter diskutieren Leonid und Irina darüber, was es bedeutet, sich alt zu fühlen, und ob man Ältere ständig um weise Ratschläge bitten sollte. Außerdem geht es um die Frage, wie man denn bitte nicht darunter leiden soll, zu altern – ob man sich nun in den 40-ern oder in den 70-ern befindet. Und wie schafft man es, rückblickend nichts zu bereuen und Freude am Altern zu haben?
In deutscher Sprache sprechen die drei Betreiberinnen des Podcasts X3, Helena Melikov, Julia Boxler und Ani Menua, die als Kinder über das Spätaussiedler-Programm nach Deutschland gekommen sind, mit Angela Birnbaum über das Altern, erörtern, wie man ein Leben in Liebe und Zufriedenheit führt, hören die Geschichte von Angelas bewegter Jugend und versuchen außerdem, die Idee des Alters selbst neu zu denken… all das mit einem unerschöpflichen Sinn für Optimismus und Humor!
Angela Birnbaum, eine gebürtig aus Georgien stammende Armenierin, hat in Moskau studiert und ist in den 1970-er Jahren nach Ost-Berlin ausgewandert. Ihr unruhiges Leben zwischen Ost und West, DDR und UdSSR wurde zur echten Odyssee für die alleinerziehende Mutter, Hochschul-Dozentin und starke Frau, die sich selbst genug ist.
Und ein Blick von der Seite: Ohne die Erfahrung des Alterns selbst gemacht zu haben, kommen Menschen in ihrem Beruf oder Alltag mit Horizonten des Alters in Kontakt und entwickeln dadurch eine eigene Sicht, erfahren den Wert von Alter und Lebensweisheit. Ob Regisseur Uli Gaulke, der in einem Altersheim für Hollywood-Schauspielende dreht, oder Yasemin Sandareli, die ein japanisches Ehepaar spricht, das seit mehr als fünfzig Jahren zusammenlebt – es bleibt die Frage, warum Jugendkult so wichtig scheint, wo doch unter „den Alten“ noch wahre „Superheld*innen“ sind. Davon berichten die Regisseur*innen von Festival-Filmen Uli Gaulke und Yasemin Şamdereli im Video-Interview.