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Das kuratorische Statement von Gugi Gumilang zum KinoFest 2023
Migration, Verbindungen und Verflechtungen im gegenwärtigen deutschen Kino

Von Gugi Gumilang (Kurator)

Die Kuration des Kinofestes geht von der Idee aus, das deutsche Kino als ein reiches und vielfältiges Geflecht von Einflüssen und Stimmen zu zeigen, das die komplexe deutsche Geschichte und seine Kulturlandschaft widerspiegelt. Von den frühen expressionistischen Filmen bis zu den modernen Werken zeitgenössischer Regisseure hat das deutsche Kino die Grenzen des Mediums weiterentwickelt und kühne und zum Nachdenken anregende Perspektiven auf die Welt geboten. Auch heute noch ist das deutsche Kino eine vitale und einflussreiche Kraft in der Welt des Films. Regisseure wie Christian Petzold haben in den letzten Jahren internationale Anerkennung für ihre innovativen Filme erhalten. Auch in Bezug auf Vielfalt und Repräsentation hat das deutsche Kino große Fortschritte gemacht: Immer mehr Filmemacher*innen und Schauspieler*innen aus marginalisierten Bevölkerungsgruppen erlangen Sichtbarkeit und Anerkennung.

Die Rolle der Einwanderung: Türkisch-deutsche Filmemacher

Eines der vielleicht bedeutendsten Beispiele für den Einfluss von Migration auf das deutsche Kino ist das Aufkommen der "türkisch-deutschen" Filmbewegung in den 1970er Jahren. Diese Bewegung zeichnete sich durch Filme aus, die häufig von türkisch-deutschen Regisseur*innen gedreht wurden und die Erfahrungen der türkischen Gemeinschaft in Deutschland zum Thema hatten. Diese Filme behandelten eine breite Palette von Themen wie Identität, Assimilation und Diskriminierung und trugen dazu bei, die Aufmerksamkeit auf die Erfahrungen einer marginalisierten Gemeinschaft zu lenken.
Regisseure wie Cem Kaya sind auch heute noch herausragende Persönlichkeiten in der deutschen Filmindustrie, und ihre Arbeit hat dazu beigetragen, den Weg für eine neue Generation von Filmemachern zu ebnen, die sich mit den Erfahrungen von migrantische Gemeinschaften in Deutschland auseinandersetzen.

Ost-Europa

Der Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989 und das anschließende Ende des Kalten Krieges führten zu einem Zustrom von Migrant*innen aus Osteuropa. Diese Einwanderung brachte neue Geschichten in das deutsche Kino und trug dazu bei, den Fokus der Branche über die Erfahrungen der türkischen Einwanderer hinaus zu erweitern. Filme wie We Might As Well Be Dead von Natalia Sinelnikova erzählen zwar nicht unbedingt etwas Neues über die Gefahren von Konformismus und Autoritarismus, zeigen aber, wie sehr Menschen auf Selbsterhaltung bedacht sind – vor allem, wenn es um Fragen der Gesellschaftsklasse geht.


Geflüchtete Menschen und ihr Spiegelbild im Film

In den letzten Jahren ist die anhaltende Flüchtlingsmigration zu einem wichtigen Thema in Deutschland geworden und hat ihren Weg in das deutsche Kino gefunden. Filme wie Republic of Silence und Nasim setzen sich mit den Erfahrungen von Geflüchteten und Migrant*innen auseinander und bieten einen Einblick in eines der drängendsten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit. Diese Filme haben dazu beigetragen, die Erfahrungen von Geflüchtete und Migrant*innen uns näherzubringen und eine Plattform für den Dialog über die Herausforderungen zu bieten, mit denen diese Gemeinschaften konfrontiert sind. Sie haben auch dazu beigetragen, die Art und Weise zu beleuchten, in der Zuwanderung die deutsche Gesellschaft und Kultur weiterhin prägt und beeinflusst.

Sichtbarkeit erlangen

Insgesamt kann die Rolle der Migration bei der Gestaltung des deutschen Films gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Von den Anfängen der deutsch-türkischen Filmbewegung bis hin zu den heutigen Überlegungen zu Geflüchteten haben Migranten eine wichtige Rolle dabei gespielt, den Fokus des deutschen Films zu erweitern und die Aufmerksamkeit auf wichtige gesellschaftliche Themen zu lenken. Da sich Deutschland weiterhin mit den Herausforderungen von Migration und Integration auseinandersetzt, ist es wahrscheinlich, dass der Einfluss von migrantischen Gemeinschaften auf das deutsche Kino nur noch weiter wachsen wird.

Unser Programm findet in den Monaten September und November 2023 an verschiedenen Orten in der südostasiatischen und pazifischen Region statt, z. B. in Indonesien, Malaysia, Singapur, den Philippinen, Thailand, Myanmar, Vietnam, Timor-Leste und Neuseeland. Wir freuen uns darauf, Sie zu unserem Programm beim KinoFest Film Festival begrüßen zu dürfen!
 

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