Mit Bulli in die Shoppingmall
Ein Rückblick auf 10 Jahre Deutschmobil

Das Deutschmobil 2012
Das Deutschmobil 2012 | Foto (Ausschnitt): © Timo Kozlowski I Goethe-Institut Thailand

2011 machte sich ein vierköpfiges Team des Goethe-Instituts Bangkok erstmals mit dem Auto auf den Weg, um die Schüler*innen Thailands für die deutsche Sprache zu begeistern. Drei Mitarbeiter*innen berichten von den Anfängen und blicken auf die Zukunft des Deutschlernens.

Wie entstand die Idee zum Deutschmobil?
 
Timo Kozlowski: Ich war über 16 Jahre am Goethe-Institut Bangkok beschäftigt und habe mich dort seit 2008 um die Umsetzung der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) gekümmert. Wir beobachteten damals, dass sich jedes Jahr immer weniger Schüler*innen entschlossen Deutsch zu lernen und fragten uns, wie wir das Fach an thailändischen Schulen attraktiver machen können.
 
Das Konzept zum Deutschmobil stammt von den Kolleg*innen aus Wellington (Neuseeland) und wir haben es für Thailand adaptiert. Wir wollten eine Art Infotainment-Show über Deutschland anbieten und dazu einen Schnupperkurs. Deutsch hat oft den Ruf, es sei eine schwere Sprache. Der Schnupperkurs sollte dieses Klischee widerlegen und zeigen, dass man in einer viertel Stunde lernen kann, sich selbst vorzustellen und den Anderen nach seinem Namen zu fragen.
 
Welche Erinnerungen behaltet ihr an die erste Tour des Deutschmobils?
 
Timo: Mit der Umsetzung steckten wir natürlich noch in den Kinderschuhen und haben die Anfrage einer Schule aus Khon Kaen im Nordosten Thailands für einen ersten Versuch genutzt. Fast alle Materialien waren handgemacht. Wir mieteten einen Kombi, packten die gesamte Ausrüstung hinein und fuhren zu viert nach Khon Kaen, um das Programm durchzuführen.
 
Prewsulee Nikrothanon (Päng): Ich erinnere mich noch gut an diese erste Tour. Damals war ich total gespannt, ob alle Materialien in Wagen passen würden – ja, es ging. Wir konnten alle Kisten, Koffer, Metallständer, Tische, eine Landkarte, Pappfiguren, Stereoanlagen, einen Ventilator, Megafone und sogar noch ein Eventzelt einladen!
 
An den Schulen wurden wir sehr herzlich von den Lehrer*innen empfangen. Trotz unserer Aufregung schafften wir die erste Show mit 150 Schüler*innen. Direkt am selben Tag hatten wir noch eine andere Show mit knapp 400 Teilnehmer*innen. Sie haben richtig viel gelacht und toll mitgemacht. Wir hatten also echt eine sehr schöne Zeit.
 
Wie hat sich das Deutschmobil im Laufe der Jahre weiterentwickelt?
 
Timo: Schon sehr früh bestätigte sich, dass ein solches Format gut funktioniert. Die gemachte Erfahrung haben wir genutzt, um sowohl Programm als auch Materialien besser auszuarbeiten. Das Auto selbst sollte natürlich auch Werbung für Deutschland sein, und ein Vertriebspartner von Volkswagen stellte uns in den ersten Jahren einen VW Bulli kostenfrei zur Verfügung.

  • Die erste Ausgabe des Deutschmobils Foto (Ausschnitt): © Timo Kozlowski I Goethe-Institut Thailand

    Die erste Ausgabe des Deutschmobils

  • Die erste Show in Bangkok Foto (Ausschnitt): © Timo Kozlowski I Goethe-Institut Thailand

    Die erste Show in Bangkok

  • Das Deutschmobil 2012 Foto (Ausschnitt): © Timo Kozlowski I Goethe-Institut Thailand

    Das Deutschmobil 2012

  • Mini-Deutschkurs Foto (Ausschnitt): © Timo Kozlowski I Goethe-Institut Thailand

    Mini-Deutschkurs

  • Mit dem VW Bulli in der Shoppingmall Foto (Ausschnitt): © Timo Kozlowski I Goethe-Institut Thailand

    Mit dem VW Bulli in der Shoppingmall

  • Produkte aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein (DACHL-Länder) Foto (Ausschnitt): © Prewsulee Nikrothanon I Goethe-Institut Thailand

    Produkte aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein

  • Das Deutschmobil in Zentralthailand Foto (Ausschnitt): Fotoklub Satri Wat Absorn Sawan

    Das Deutschmobil in Zentralthailand

  • Torwandschießen gehört zum Programm. Foto (Ausschnitt): © Prewsulee Nikrothanon I Goethe-Institut Thailand

    Torwandschießen gehört zum Programm.

  • Geschichten der Gebrüder Grimm Foto (Ausschnitt): Fotoklub Kaennakorn

    Geschichten der Gebrüder Grimm

  • Mülltrennung: Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema beim Deutschmobil. Foto (Ausschnitt): © Prewsulee Nikrothanon I Goethe-Institut Thailand

    Mülltrennung: Nachhaltigkeit ist ein zentrales Thema beim Deutschmobil.


Wie hat die Pandemie die Arbeit mit dem Deutschmobil verändert? 

Päng: Die Pandemie hat unsere gesamte Arbeit verändert. Da wir vorerst keine Veranstaltungen an Schulen durchführen durften, haben wir stattdessen Online-Aktivitäten entwickelt, zum Beispiel die Goethe geht grün Challenge über TikTok, das Goethe geht grün Online-Tagebuch oder die digitale Internationale Deutscholympiade. Wir haben gelernt, die Schüler*innen auf anderen Wegen zu erreichen.

Wie hat sich das Verhältnis zum Deutschlernen an den Schulen eurer Meinung nach in den letzten 10 Jahren verändert? Wie schätzt ihr die Zukunft des Deutschlernens in Thailand ein? 

Prasanee Sinlapanawin (Miao): Der Deutschunterricht selbst hat sich in Thailand in den letzten Jahren stark modernisiert: Viele Lehrkräfte sind in den Ruhestand gegangen und durch die Zusammenarbeit mit dem thailändischen Bildungsministerium konnten wir viele Nachwuchskräfte ins Boot holen. Daher ist die Anzahl der Deutschlernenden an den neuen Schulen wieder gestiegen. Die Lehrkräfte spielten damals bei der Entwicklung des Deutschunterrichts eine große Rolle. Deshalb unterstützen wir als Goethe-Institut auch bei ihrer Weiterbildung.

Päng: Durch die schnelle Entwicklung verschiedener Technologien ist aber auch die Konkurrenz durch andere Sprachen größer geworden: Der Einfluss von ostasiatischen Ländern auf popkulturelle Produkte wie Filme, Musik oder Comics nimmt sehr stark zu und damit auch das Interesse an deren Sprachen. Gleichzeitig können sich aber auch viele Jugendliche im Internet schnell über die deutsche Kultur informieren und sich von den Vorteilen des Deutschlernens überzeugen.

Miao: Deutsch als Fremdsprache hat sich in den letzten Jahren in Thailand verbreitet. Die Deutschlernenden können es nicht nur als ein Hauptfach, sondern als Nebenfach oder auch Lieblingsfach an Schulen lernen. Durch die Kooperation zwischen dem Goethe-Institut und einheimischen Institutionen wie dem Office of The Basic Education Commission (OBEC) oder dem Thailändischen Deutschlehrerverband (TDLV) wird sich der Deutschunterricht in Thailand sicherlich noch weiter entwickeln. Es gibt noch viel Potenzial.
 
Was ist dein persönliches Highlight?

Päng: Eine Kollegin aus der Kulturabteilung des Goethe-Instituts Bangkok hat sich – als sie selbst noch zur Schule ging – dank des Deutschmobils dazu entschieden, Deutsch zu lernen. Sie hat dadurch die deutsche Kultur kennengelernt und letztendlich sogar eine Stelle am Institut bekommen. Das ist für mich persönlich das allerschönste Highlight.

Timo: Mir wird eine unvergessliche Erinnerung im Gedächtnis bleiben: Die Handelskammer feierte ein Jubiläum und hatte aus diesem Anlass eine Ausstellung über Deutschland in einer Shoppingmall in Bangkok organisiert. Das Goethe-Institut hat sich mit einer Animation des Deutschmobils beteiligt. Eines meiner Highlights war, wie den VW Bulli für den Aufbau in die Shoppingmall hineingefahren habe. Die Glastüren wurden aufgemacht und ich hatte noch ein paar Millimeter links und rechts neben den eingeklappten Spiegeln Platz. Im Schritttempo bin ich vor den irre teuren Schaufenstern vorbei getuckert. So etwas habe ich noch nie erlebt. Mit dem Deutschmobil lernt man also auf jeden Fall Autofahren – auch an ungewöhnlichen Orten!

Unsere Gesprächspartner

Prasanee Sinlapanawin (Miao) ist Projektkoordinatorin des Deutschmobils im Team der Bildungskooperation Deutsch des Goethe-Instituts Bangkok.

Prewsulee Nikrothanon (Päng) ist seit 2009 Lehrkraft am Goethe-Institut Bangkok. Sie koordiniert gemeinsam mit Kollegin Prasanee Sinlapanawin das Deutschmobil in Thailand.
 
Timo Kozlowski war über 16 Jahre als Beauftragter der Initiative „Schulen: Partner der Zukunft“ (PASCH) tätig. Heute arbeitet er als Referent im Bereich Sprache in der Zentrale des Goethe-Instituts München.

Top