Wasserverschmutzung betrifft mich nicht? Das kann nach der Flussfahrt auf dem Chao Phraya niemand mehr sagen. Das Goethe-Institut Thailand lud sieben Schulen ein, sich ein eigenes Bild von der Wasserqualität des Flusses zu machen und besser zu verstehen, warum Umweltprobleme auch das eigene Umfeld betreffen.
Sonne satt, kaum Regen, hohe Temperaturen. Der März ist ein guter Monat für Ausflüge in Thailand. Da es die pandemischen Regeln im März 2021 endlich wieder zuließen, nutzte das Goethe-Institut Bangkok die Gelegenheit, um für 41 Teilnehmer*innen und sieben Lehrer*innen aus dem gesamten Land eine ganz besondere Flussfahrt auf dem Chao Phraya anzubieten. Endlich wieder raus ins Freie, endlich wieder echte Begegnungen! Mit diesem Projekt möchte das Institut das Lernen der deutschen Sprache mit nachhaltigem Handeln verbinden und die Teilnehmenden für Umweltthemen mit Bezug zu Wasser sensibilisieren.
Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sprachunterricht
Seit 2018 engagiert sich die Bildungskooperation Deutsch des Goethe-Instituts Thailand in ihren Projekten für Nachhaltigkeit und Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Schülerinnen und Schüler werden über Workshops und spielerische Übungen regelmäßig für Nachhaltigkeits-Themen sensibilisiert. Mit der Flussfahrt auf dem Chao Phraya sollten die Jugendlichen auf die Umweltgefahren am Fluss sowie auf die Lebensumstände der Ufer-Bewohner*innen aufmerksam gemacht werden und zugleich die deutsche Sprache außerhalb ihrer Klassenzimmer erleben. Die Expertise zu Umweltfragen brachte der Partner Traidhos Three-Generation Barge Program ein, der für das Projekt sprichwörtlich mit ins Boot geholt wurde.
Unterwegs auf dem Chao Phraya
Der Chao Phraya zählt zu den größten und wichtigsten Flüssen Thailands. Er ist eine wesentliche Verkehrsader und dient mit seinen vielen Kanälen (Khlongs) auch zur Bewässerung der Reisanbaugebiete. Viele bezeichnen ihn daher als „Hauptschlagader Thailands“. Er zieht sich aus dem Norden des Landes bis nach Bangkok und mündet im Golf von Thailand.
Mit einem traditionellen Holzboot fuhren Teilnehmende aus sieben thailändischen Schulen von Bangkok über die historische Stadt Ayutthaya mit ihren beeindruckenden buddhistischen Tempeln bis nach Piyawan Resort, wo die Gruppe übernachtete.
Entlang des Chao Phraya-Beckens haben sich ungefähr 30.000 Fabriken angesiedelt und tragen die wesentliche Schuld an der Verschmutzung des Gewässers. Die Schließung zahlreicher kleiner Kanäle aufgrund der zunehmenden Verstädterung führt außerdem vermehrt zu Überflutungen.
Während der Boots-Fahrt entwickelten die Gruppen in Rollenspielen Pläne zur Nutzung eines Feuchtgebietes. Sie beobachteten, wie die Menschen der unmittelbaren Flussumgebung leben: Manche baden im Fluss, andere verkaufen auf ihren Booten Lebensmittel. Die Schüler*innen konnten das Wasser selbst untersuchen und lernten, warum beispielsweise Wasserhyazinthen ein Indikator für die Wasserqualität sind. „All das half den Schüler*innen zu verstehen, welche Auswirkungen ihr eigenes Handeln auf die Umwelt hat“, berichtet Prewsulee Nikrothanon, die als Lehrkraft des Goethe-Instituts den Ausflug begleitete. „Die Rollenspiele sollen ein Bewusstsein für die unterschiedlichen Interessengruppen – Bewohner, Reisbauern, Fabriken, Politik – schaffen, die alle auf das Flusswasser angewiesen sind.“
Im Piyawan Resort erwartete die Jugendlichen am zweiten Tag ein Sprach-Camp mit spielerischen Aktionen: Sie interviewten sich gegenseitig auf Deutsch zu ihrem alltäglichen Umgang mit Wasser und diskutierten Möglichkeiten, wie sie Wasser sparen können. Sie lernten in einem Upcycling-Workshop, aus alten T-Shirts schicke Taschen herzustellen. Ganz nebenbei egineten sich die Schüler*innen alle wichtigen Vokabeln zum Thema Nachhaltigkeit an, die sie in einem Arbeitsheft (siehe Bildergalerie) festhielten.
Verbindung zum Schulalltag
„Wasser ist überall wichtig – auch an den Schulen selbst,“ erklärt Projektkoordinatorin Prasanee Sinlapanawin (Miao). Bereits vor dem Camp identifizierten die Jugendlichen spezifische Wasser-Umwelt-Probleme in ihrer Heimatstadt, von denen auch die Schulen direkt betroffen sind. Während des Camps erarbeiteten sie dann konkrete Lösungsvorschläge und Aktionen. Diese Übung half den Jugendlichen, eine Verbindung zwischen ihrer Heimat und den SDG (Sustainable Development Goals) herzustellen und zu erkennen, wie sich ein Wasserproblem auf die Wirtschaft, auf soziale Fragen und das Wohlergehen der Menschen auswirken kann.
Die Verbindung von BNE mit dem Deutschlernen ist ein Konzept, welches das Goethe-Institut Thailand auch in Zukunft weiterverfolgen wird. Hier sind verschiedene Projekte für zukunftsfähiges Denken und Handeln in Planung.