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Autor: Martin Schacht
Das Goethe-Institut in Thailand – eine Erfolgsgeschichte

2020 ist das Jahr des 60-jährigen Jubiläums des Goethe-Instituts in Thailand. Es wurde 1960 als erstes Goethe-Institut in Südostasien gegründet und ist heute das drittgrößte der Welt. Das Goethe-Institut vermittelt ein umfassendes Deutschlandbild durch Informationen über das gesellschaftliche und politische Leben und fördert den Austausch zwischen Thailand, Deutschland und Europa durch Sprachkurse, Kulturveranstaltungen, Festivalbeiträge, Produktionen und Künstleraustausch in den Bereichen Film, Tanz, Musik, Theater, Ausstellung Literatur und Übersetzung. Es arbeitet mit den thailändischen Bildungsbehörden, Universitäten und Schulen zusammen. Deutschlehrer werden hier fortgebildet und Schüler nehmen an sprachlichen und kulturellen Aktivitäten teil. Auch für viele Künstler und Interessierte ist Goethe-Institut das Tor zur deutschen Lebenswirklichkeit.
 
 
Als das Goethe-Institut 1960 an der Kreuzung Phayathai und Sri Ayutthaya Road eröffnete, hatte Bangkok noch keine Wolkenkratzer und war eine vergleichsweise gemütliche Metropole, die von Kanälen durchzogen war und an deren Ufern hölzerne Residenzen im Kolonialstil standen. In einer solchen Zeit begann das Goethe-Institut seine Arbeit. Der erste Institutsleiter lebte schon seit einigen Jahren als Lehrer in Bangkok, und Deutschunterricht war damals auch das Hauptanliegen. Obwohl das Gebäude nur kurze Zeit als Institut benutzt wurde, so begründete es doch eine Tradition, die sich durch die gesamte Geschichte des Instituts zieht: das Erscheinen von Geistern, in diesem Falle in der Gestalt eines fremden, rauchenden Mann, der nachts am Fenster gesehen wurde.

Das Goethe-Institut bot damals hauptsächlich Abendkurse an, doch es wurde schnell klar, dass ein größeres Gebäude für geplante Kulturprogramme benötigt wurde. Ein geeignetes Haus fand sich in der Phra Athit Road im historischen Stadtzentrum, unweit des heute beliebten Backpackerviertels um die Khao San Road. Die Umgebung hier war ideal für ein Kulturinstitut, denn zahlreiche Institutionen, die für eine Zusammenarbeit geeignet waren, lagen direkt in der Nachbarschaft: das Nationalmuseum, die Nationalgalerie, das Nationaltheater, die Silpakorn Universität (Kunstakademie) und die Thammasat Universität. Nicht zuletzt versprach die Nähe zu den Universitäten ein Publikum, das sich für die Sprachkurse interessieren würde.

Das Gelände war mit hohen, alten Bäumen bewachsen, die das weitläufige Haus samt seines spitzen Turms umgaben. Der Turm verlieh dem Gebäude ein gotisches Flair; das weiß getünchte Mauerwerk und die hohen offenen Fenster wirkten einladend. Nebenan lebte ein thailändischer Prinz und auf der Straße davor rumpelte die Straßenbahn vorbei. Hier kamen ganze Generationen von Thais zum ersten Mal in den Kontakt mit der deutschen Sprache und Kultur. Noch heute ist das alte GI in der Phra Athit Road unter älteren Thais legendär.

In den Sechzigerjahren gab es in Bangkok kaum Gelegenheit, klassische Musik oder Jazz zu hören und das Goethe-Institut bot die Möglichkeit, in der oberen Etage des Instituts intime Konzerte zu veranstalten. Die Räume dienten auch dem Pro Musica Orchester, das in diesen Jahren gegründet wurde, als Probenraum.

In den frühen Siebzigerjahren expandierte der Sprachkursbetrieb des Goethe-Institut enorm und ein weiteres Haus auf dem Grundstück wurde angemietet. Eine wichtige Aufgabe des Goethe-Institut wurde damals die Fortbildung von thailändischen Deutschlehrern und die Unterstützung des Deutschunterrichts an Schulen und Universitäten. In diesen Jahren begann das Goethe-Institut auch, ein Zentrum des kulturellen Lebens in Thailand zu werden. Bei den Veranstaltungen traf man dort die künstlerische und kulturelle Elite des Landes. Das Goethe-Institut bot ein Forum für den Dialog zwischen westlicher und asiatischer Kultur.

Und das Goethe Institut war innovativ: Zu einer Zeit, als es für Künstler schwer war, Ausstellungsmöglichkeiten zu finden, stellte das Goethe-Institut seine Räume zur Verfügung und wurde damit zu einem Sprungbrett für viele Künstler, die heute international bekannt sind. 1971 zeigte das Goethe-Institut die Arbeiten des damals angefeindeten jungen Künstlers Thawan Duchanee, der später zu einem der bekanntesten Künstler Thailands werden sollte. Heute füllen seine Arbeiten ganze Säle im MOCA (Museum of Contemporary Art); seine Residenz Black House in Chiang Rai ist eine Pilgerstätte für Kunstinteressierte. Eine der Hauptaufgaben des Goethe-Institut war in jenen Jahren auch die Gründung eines Sinfonieorchesters in Thailand, das sich aus dem bereits bestehenden Pro Musica Orchester formierte: Das Bangkok Symphony Orchestra. Auch ein Geist wurde übrigens in diesem Gebäude gesichtet. Er trat im Konferenzraum in Erscheinung und wurde von den Angestellten als eine Art Schutzgeist betrachtet, der ehrerbietig zu behandeln war und dann in der Lage war, Wünsche zu erfüllen.

1985 war ein Jubiläumsjahr des Goethe-Institut. Es feierte seinen 25. Geburtstag und am festgelegten Tag segneten traditionsgemäß buddhistische Mönche das Institut. Kurz darauf wurde das Angebot gemacht, ein neues, den gewachsenen Anforderungen entsprechendes Gebäude im Tungmahamek District zu bauen, das in unmittelbarer Nähe der deutschen Botschaft lag. Der Geschäftsmann Carl Werner Drewes hatte lange in Thailand gelebt und hier ein Vermögen gemacht, mit dem er etwas Gutes tun wollte. Er hatte einen Langzeitvertrag für das Gelände und spendete für die Gründung einer Thai-Deutschen Kulturstiftung (TDKS). Ziel der TDKS ist bis heute die Förderung der deutsch-thailändischen Freundschaft in Form von Kulturaustausch im weitesten Sinne. Von daher lag es nahe, das Goethe-Institut mit ins Boot zu nehmen.
 
Vor dem 2. Weltkrieg hatte es einen deutschen Club gegeben, der in einem repräsentativen Kolonialhaus an der Sathorn Road tagte. Ein ähnliches Gebäude stand auf dem gepachteten Gelände. Zudem bot das Grundstück genug Platz für einen Neubau, der durch ein großzügiges Darlehen von Drewes finanziert werden konnte. Zwar bedeutete der Ortwechsel, dass das Goethe-Institut einen Teil der Stammgäste und Partner aus der Altstadt verlor, doch die Chance auf den Beginn einer neuen Ära überwog die Bedenken. Und so enthüllte 1986 Bundeskanzler Helmut Kohl, der auf einem Staatsbesuch in Thailand war, die Stiftungstafel für den geplanten Neubau.
 
Der Rest ist Geschichte: Kurz nach der Einweihung 1988 erschien ein neuer Institutsgeist in Gestalt eines „Farang“ im Kolonialstil hinter dem Pool. Man vermutet, dass es sich um den Geist eines Beraters von König Rama V handelt, der im Altbau gewohnt hatte und bei einem Sturz im Bad ums Leben gekommen war.
 
1999 wurde die Gasse, in der das Institut liegt, in Soi Goethe (Goethe-Gasse) umbenannt, eine Adresse die viele Bangkoker Taxifahrer heute sogar ohne GPS und große Nachfragen kennen. Kaum etwas könnte eindeutiger belegen, dass das Goethe-Institut, wirklich eine Bangkoker Institution ist, von der alle schon einmal gehört haben. Das Goethe-Institut mit seinen Klassenräumen, der Bibliothek, einer Cafeteria und dem deutschen Restaurant „Ratsstube“ ist heute ein lebendiges Zentrum für Sprachschüler und den Kulturaustausch. Der 2016 eingeweihte Veranstaltungssaal bietet mit seiner hervorragenden Akustik einen angemessenen Raum für Konzerte, Filmvorführungen und Theatervorführungen. Das Goethe-Institut ist ein Ort für die Begegnung zwischen Deutschland und Thailand, welcher der langen und fast immer freundschaftlichen Geschichte zwischen Thailand und Deutschland Rechnung trägt und den interkulturellen Dialog auch in Zukunft aktiv fördert.
 
 
 
 
 
 
 
 
 

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