Das Projekt

Das Werden einer Hauptstadt – Spuren deutschsprachiger Architekten

Ankara, so wie wir es heute kennen, ist ein Kind des 20. Jahrhunderts. Mit der Erklärung  zur Hauptstadt der neuen türkischen Republik im Jahr 1923 verkörperte die Stadt den Aufbruch der Türkei in die Moderne. Neben seiner Rolle als Modell für den Modernierungsprozess, dem sich der neue Staat verschrieben hatte, bestand für Ankara die Notwendigkeit, die für die Funktion einer Hauptstadt notwendige Infrastruktur von Grund auf neu zu errichten.

Noch heute kann das in den jungen Jahren der Republik entstandene Ankara anhand des meist noch vorhandenen Baubestandes aus dieser Epoche nachvollzogen werden. Neben den von Ulus in südliche Richtung sich ausbreitenden Gebäuden spricht vor allem das Regierungsviertel Bakanlıklar mit seinen zahlreichen Ministerien der Zeit eine deutliche Sprache. Vom Parlament bis hin zum Generalstabsgebäude, von Boschaften in Çankaya bis hin zu Schulen in Sıhhiye und Cebeci, vom Hamam im Atatürk Orman Ciftliği bis hin zu Wasserfilteranlage, Gasfabrik oder einer Markthalle in Ulus zeugen über sechzig Gebäude, Denkmäler und Büsten vom großen Anteil von Architektinnen und Architekten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, die an diesem Aufbruch beteiligt waren. Die prominentesten – gemessen auch an ihrer Rolle in Ankara – sind sicherlich Clemens Holzmeister, Ernst Egli und Bruno Taut, denen wir einen Großteil der Projekte in diesen Jahren zu verdanken haben.

Rund 75 Jahre nach dem Wirken dieser Architekten in Ankara dokumentiert die Website diese das moderne Ankara prägende Epoche. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht neue Forschungsergebnisse oder kleinere oder größere Entdeckungen aus der Zeit, sondern die Fotoarbeiten des Istanbuler Fotografen Çetin Ergand, die dieser von Oktober 2009 bis März 2010 aufgenommen hat. Diese Aufnahmen vermitteln einen bleibenden Eindruck über die Tätigkeiten dieser Architekten, die in dieser Zeit in Ankara entstanden sind. 

Eine Reihe von Artikeln deutscher, türkischer und schweizerischer Autorinnen und Autoren gibt einen kurzen Einblick in die Epoche. Dazu kommen Portäts aller Gebäude, Denkmäler und Büsten sowie Kurzbiografien aller Architektinnen und Architekten, die die Architektenkammer der Türkei, Zweigstelle Ankara, in dieses Projekt eingebracht hat. 

Allen, die zum Gelingen der Website beigetragen haben, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
Dr.Thomas Lier

Goethe-Institut Ankara
2010