Arbeiten im Sommer: Cellist: „Ich spiele in kurzen Hosen und Badelatschen den ‚Lohengrin‘“
Cellist Matthias Schreiber gastiert alle zwei Jahre bei den Bayreuther Festspielen.
Wenn seine Kollegen im Leipziger Gewandhausorchester in die Sommerpause gehen, sitzt Cellist Matthias Schreiber im Orchestergraben der Bayreuther Festspiele. Kein Urlaub, dafür ein wagnerianisches Vergnügen.
Den Frack kann Matthias Schreiber in diesem Sommer getrost im Schrank lassen. Nicht nur weil das Gewandhausorchester in Leipzig sechs Wochen lang pausiert: Seit fast vierzig Jahren ist der Cellist festes Ensemblemitglied im wohl größten Berufsorchester der Welt. Doch alle zwei Jahre zieht es ihn, den „eingefleischten Wagnerianer“, nach Bayreuth. Während seine Leipziger Kolleginnen und Kollegen Urlaub haben, schwitzt Matthias Schreiber zusammen mit rund 200 anderen Musikern aus aller Welt im Bayreuther Orchestergraben. Dieser ist unterhalb der Bühne situiert, und im Sommer werden die Temperaturen dort fast unerträglich hoch. Deswegen ist die Kleideretikette für die Musiker lässig. „Ich spiele in kurzen Hosen und Badelatschen den Lohengrin, ich ziehe mich nicht um. Das ist dann gewissermaßen meine Entspannung“, sagt Schreiber.
Eigentlich brauche er ja seinen Urlaub, auch eine gewisse Zeit ohne Musik, um den Kopf frei zu kriegen, bekennt er dann mit einem kleinen Lächeln. Sein Musikeralltag in Leipzig ist von Proben, Aufführungen und Tourneen bestimmt. Seit das Orchester 1981 ins Neue Gewandhaus am Augustusplatz gezogen ist, gehört Schreiber dazu. Wenn der hochgewachsene Mann mit schwungvollen Schritten, sein Instrument locker auf den Rücken geschnallt, durch die Bühnengänge eilt, spürt man, wie selbstverständlich er mit diesem Haus verbunden ist.
Und dann noch Bayreuth! Vom Probenbeginn bis zur letzten Vorstellung dauert die Festspielzeit zehn Wochen. Das klingt anstrengend. Schreiber winkt ab: "Es ist trotz allem eine entspannte Atmosphäre." Seine Familie begleitet ihn oft, er spielt nicht täglich, hat Zeit für Ausflüge und zum Wandern. Die einstündige Pause zwischen den Akten nutzt er gerne für einen Waldspaziergang oder für einen Abstecher ins benachbarte Kneippbad.
Ula Brunner, Redaktionsleiterin von redaktion.brunner und Redakteurin beim Rundfunk Berlin-Brandenburg.
Text: Goethe-Institut, Ula Brunner. Dieser Text ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Weitergabe unter gleichen Bedingungen 3.0 Deutschland Lizenz.
Juli 2018
Haben Sie noch Fragen zu diesem Artikel? Schreiben Sie uns!
internet-redaktion@goethe.de
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