Der Boxweltmeister Wladimir Klitschko ist selbstverständlich durch Sport mit der angewandten Linguistik in Berührung gekommen. In seinem Fall driften Theorie und Praxis keinesfalls auseinander: bist du im Fluss und willst überleben, so lerne schwimmen!
Mit 20 Jahren begann Wladimir Klitschko, Deutsch zu lernen – und das gleich im Sprachmilieu, wo sein älterer Bruder die einzige Person war, mit der er seine Muttersprache sprechen konnte. Radio, Fernsehen, Kino, Kommunikation in Geschäften und auf der Straße… Das erste Jahr war recht schwierig, bis das Schicksal ihn mit der besten Deutschlehrerin zusammenbrachte – seiner Freundin! Langsam öffnete sich ihm die Tür in die deutschsprachige Welt – Deutschland wurde zur zweiten Heimat, in der Wladimir heiß geliebt wird, da er allen Grund hat, zu den besten Beispielen der Integration in einer fremden Gesellschaft gehören zu dürfen. Er ist überzeugt: „Verstehen – das ist das wichtigste. Wenn du in einem Land lebst und seine Sprache nicht sprichst, schaffst du keine Integration und daher auch keine Weiterentwicklung“.
„In meiner Aussprache merkt man den Akzent immer noch, er geht kaum noch weg, aber ich bilde mich weiter. Neulich habe ich mir meine ersten Interviews auf Deutsch angeschaut – ich sprach ohne jegliche Hemmungen, obwohl ich mich für mein Sprachniveau damals ein wenig schäme… Aber man kann nichts dagegen tun und letztlich ist es in einem Lernprozess normal. Ich ging sehr oft ins Kino – sogar wenn ich nach dem Film den Eindruck hatte, gar nichts verstanden zu haben, wusste ich, dass unbekannte Wörter irgendwo im Unterbewusstsein landen und früher oder später wechseln sie vom passiven zum aktiven Wortschatz. Man kann eine Sprache nicht beherrschen, ohne in die Kultur einzutauchen. So konnte ich lange nicht begreifen, was das Oktoberfest an sich hat, bis ich einmal selber nach München kam, echtes deutsches Bier trank und zur Volksmusik tanzte! Wenn ein Bär im Zirkus das Fahrradfahren lernen kann, bin ich überzeugt, dass jeder Mensch eine Fremdsprache erlernen kann!“