Arne Jysch
Vom Film zum Comic
Ohne selbst in Afghanistan gewesen zu sein, gelingt es Arne Jysch, ein realistisches Bild des Landes und der Militäreinsätze dort zu zeichnen. | Jysch/Carlsen, 2012
In „Wave and Smile“ rekonstruiert Arne Jysch den Alltag eines Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. „Der nasse Fisch“ ist die Adaption von Volker Kutschers gleichnamigem Bestseller-Roman und legt viel Augenmerk auf die Details des Berlins der 1920er-Jahre.
Von Stefan Pannor
Auf einen Blick
Arne Jysch wurde 1973 in Bremen geboren. Von 1995 bis 2000 studierte er Animation an der Filmhochschule Konrad Wolf in Potsdam. Seitdem arbeitet er als Storyboardzeichner in Berlin. Zu seinen Projekten gehört das Storyboard zur Verfilmung des Bestsellers Der Medicus. 2012 erschien seine erste Comicveröffentlichung Wave and Smile, die den Alltag deutscher Soldaten in Afghanistan schildert.Der abgelehnte Film
Comic und Film sind bei Jysch eng verknüpft: „Ich hatte mir Wave and Smile zunächst als Film vorgestellt und eine kleine Präsentation an Filmproduktionen geschickt“, erzählt er. Nach Ablehnungen habe er sich auf seine Fähigkeiten als Storyboardzeichner besonnen und die gleiche Präsentation an Comicverlage geschickt. Für den Ausbau des Entwurfs zum Comic griff er auf die Erfahrungen der Afghanistan-Reporterin Julia Weigelt und diverser Bundeswehr-Mitarbeiter zurück. Das hat ihm geholfen, ein möglichst realistisches Bild des Landes und der Militäreinsätze dort zu zeichnen – ohne selbst in Afghanistan gewesen zu sein.Ein besonderes Werk
Bereits parallel zu Wave and Smile entstanden erste Entwürfe zur Comicadaption von Volker Kutschers Zwanzigerjahre-Krimi Der nasse Fisch. Für die Umsetzung brach Jysch aus Platzgründen die Struktur der Handlung auf, kürzte Elemente und machte die Figur des Kommissar Gereon zum Ich-Erzähler. „Der erinnert in den Büchern so schön an die klassischen Noir-Romane und -Filme, was ich passend fand“, so der Zeichner. Zusätzlich flossen eigene Vorlieben ein, aus dem Kino – „Genre à la Hitchcock oder James Bond“ – und aus Frank Millers Comicreihe Sin City. Jysch verbindet so die deutsche Geschichte mit den US-amerikanischen Klassikern des Genres.Die Bedeutung von Recherche
„Ein Jahr Recherche, ein Jahr Schreibarbeit, ein Jahr Zeichnen“, schildert Jysch seine Arbeit an Wave and Smile. Noch umfangreicher geriet die Arbeit an Der nasse Fisch: „Ich hatte gedacht, eine Adaption sei einfacher, als wenn ich eine Geschichte selbst recherchiere. Ein Irrtum.“ Jysch legte umfangreiche Bildarchive an, „von Wohnungseinrichtungen bis zu Hütten, Bauten, Fahrzeugen“. Ein Anhang im Comic verrät mehr als zwanzig Bücher, die zusätzliche Fakten lieferten. Ergebnis ist eine vor allem in den Darstellungen von Straßen und Plätzen sowie des Nachtlebens lebendige, ruhige und konzentrierte Rekonstruktion des Alltags in Berlin am Ende der Weimarer Republik.In eigenen Worten
„Schön ist an der Comicadaption von Der nasse Fisch, dass wir ein Publikum außerhalb der üblichen Comicleserschaft erreichen konnten. Es hat mich gefreut, Vorurteile gegenüber dem Comic beziehungsweise der Graphic Novel weiter abbauen zu können.“
Arne Jysch | © Carlsen Verlag GmbH by Claudius Pflug