Oma Trude
Vegan in aller Munde
Vegan in aller Munde | © Illustration: Celine Buldun
Es ist nie zu spät, etwas Neues auszuprobieren. Oma Trude lernt viel Interessantes über Tierwohl und Umweltschutz. Und sie stellt ihre Ernährung um.
Von Oma Trude
Ihr Lieben,
Ihr wisst ja, dass ich nach dem Motto lebe: Ich habe Lust, etwas zu verändern – und nicht wegzuschauen, sondern weiterzudenken. Dieses Motto verlangt mir in Corona-Zeiten allerdings viel Energie ab. Zum Glück kam mich vor einigen Tagen meine quirlige, lebensfrohe Enkelin Viola besuchen. Meine Rettung! Es tut so gut, sie im Haus zu haben. Und sie hat eine echte Veränderung in mein Leben gebracht. Ihr werdet staunen.
Vegan mit Grund
Viola ist seit kurzem Veganerin. Also sprechen wir viel über ihren Verzicht auf tierische Produkte in ihrer Ernährung und im Alltag. Ich wollte alles darüber wissen! Sie trägt zum Beispiel nichts mehr aus Seide oder Leder und kauft sich nichts Neues mehr aus Wolle oder mit Daunen. Es geht ihr dabei zum einen um das Tierwohl. Sie leidet bei dem Gedanken an Massentierhaltung, Tiertransporte und Tierversuche. Zum anderen geht es ihr um Umweltschutz, auch um den Hunger in der Welt - ein komplexes, kontrovers diskutiertes Thema. Und ein wenig denkt sie auch an ihre Gesundheit – wobei sie dafür mit ihren 21 Jahren doch noch zu jung ist …Zuerst aß Viola nur Bio-Fleisch, bis sie irgendwann auf vegetarische Kost umstieg. Von dort war der Weg zur veganen Ernährung nicht mehr weit, insbesondere als sie sich mehr und mehr mit Nachhaltigkeit sowie Umwelt- und Klimaschutz beschäftigte. Wie sehr Veganismus im Kommen ist, merkt man an den vielen Kochbüchern, an Foodfestivals, Zeitschriften, Internetseiten und einer breiten Palette an veganen Supermarktprodukten mit entsprechendem Label. Bis in die 1990er-Jahre hat kaum einer von Veganismus gesprochen, seit etwa zehn Jahren ist es ein Hype, so nennt es zumindest Viola.
Einfluss auf den ökologischen Fußabdruck
Veganismus ist eng mit unserem ökologischen Fußabdruck verbunden. Wir sind im Internet auf eine Studie aus dem Jahr 2018 von dem Engländer Joseph Poore gestoßen, die dieser an der Oxford Universität geleitet hat, äußerst interessant! Wer Fleisch- und Milchprodukte aus seinem Speiseplan streicht, leistet einen enormen Beitrag zum Umweltschutz, weil bei der Herstellung pflanzlicher Lebensmittel sehr viel weniger Ressourcen verbraucht werden.Weniger CO2
Poore und seine Wissenschaftler rechneten aus, dass jede Veganerin, jeder Veganer pro Jahr zwei Tonnen Treibhausgas einspare, davon 670 Kilogramm CO2. Nicht-Veganer*innen würden neun Tonnen Treibhausgas mehr als Veganer*innen verbrauchen. Man könnte sagen, dass ein vegan lebender Mensch für sich ungefähr fünf Flüge im Jahr von München nach Mailand und zurück einspart. Vegane Lebensmittel bräuchten auch weniger landwirtschaftliche Fläche. Gleich stellte ich mir den Boden vor, auf dem die Kühe von Bauer Georg stehen. Und daneben sind die Felder, auf denen ihr Futtermittel wächst. Auf dem Feld der Kühe, das es in einer veganen Welt nicht gäbe, könnten also Pflanzen und Bäume wachsen, die Kohlendioxid zu Sauerstoff umwandeln. So habe ich das noch nie gesehen!Neue Wege
Beim Stöbern im Internet zum Thema Veganismus musste ich erkennen, dass hierzu oft hitzige und radikale Diskussionen, auch beleidigender Art, geführt werden. Das ist nicht meine Welt. Stattdessen waren Violas Veganismus, den sie sehr ernst nimmt, und mein neu erworbenes Wissen für mich jetzt ein Anlass, kein Fleisch mehr zu essen. Zugegeben, mir fällt es leicht, Fleisch war eh nur noch einmal im Monat auf meinem Speiseplan. Und Milchprodukte versuche ich zu reduzieren. Es gibt ja so viele interessant klingende Alternativen!Auch kleine Zeichen sind Zeichen
In meinem Alter bin ich also noch Vegetarierin geworden. Wenn das mein Hans mitbekommen hätte! Früher haben wir wenig Fleisch gegessen, weil es so teuer war oder weil es schlicht keines gab. Einen Sonntagsbraten im Kreise der Familie habe ich deshalb umso mehr genossen. Wer weiß, wohin die Reise jetzt noch führt? Jedenfalls sollte jeder nach seiner Façon leben dürfen, das wollte ich noch unbedingt sagen. Auch ein bisschen vegan oder vegetarisch bedeutet schon weniger Tierleid und mehr Umweltschutz, das ist doch besser als nichts!Wo könnt Ihr ansetzen?
Wenn Ihr vegane Ernährung ausprobieren wollt, hat meine Enkelin Viola ein paar Empfehlungen für Euch:- Öfter Falafel statt Döner kaufen, oder mal ein veganes Würstchen auf den Grill legen. Dessen Geschmack wird sowieso von Senf oder Saucen überdeckt.
- Oder Ihr esst mehr Bioprodukte, weil diese weniger Zusatzstoffe haben, die in der Regel in Tierversuchen getestet werden.
- Zartbitterschokolade beinhaltet weniger Milch als Vollmilchschokolade.
- In naturtrübem Saft ist keine zur Klärung nötige Gelatine, die aus Knochen von Tieren gewonnen wird. Falls Ihr euch jetzt fragt, warum Gelatine nicht auf Eurer Apfelsaftpackung steht: Sie ist nur ein Produktionshilfsstoff und muss nicht angegeben werden. Was will man dazu sagen? Auf Weinflaschen habe ich schon einmal Gelatine als Inhaltsstoff gesehen und mich gewundert. Jetzt weiß ich Bescheid!
- Dass in Gummibärchen Gelatine enthalten ist, wusste ich bereits. Da mir die Vorstellung noch nie gefiel, habe ich meinen Enkeln und Urenkeln immer schon vegane Gummibärlis gekauft. Davon gibt es mittlerweile eine größer werdende Auswahl.
- Auch wenn Ihr Kuhmilch durch Mandel-, Reis- oder Sojamilch ersetzt, ist das ein wertvoller Schritt. Sollte Euch aber Euer Cappuccino mit Kuhmilch besser schmecken, dann nehmt Ihr andere Milch eben nur im Müsli.
Vegan mit Plan
Wer zum hundertprozentigen Veganer werden möchte, sollte insgesamt auf eine ausgewogene Ernährung frischer Produkte sowie eine Zuführung bestimmter Vitamine achten, um Mangelerscheinungen entgegenzuwirken. Man sollte sich in jedem Fall schlau machen, wenn man seine Ernährung umstellen möchte. Wenn man dabei alles richtig macht, ist es gesund, vegan zu leben.Ihr Lieben, ich wünsche Euch einen schönen Juni, bleibt munter und lasst mich wissen, ob eine Anregung für Euch dabei war.
Eure Trude