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San Francisco
Mission Dolores Park

San Fracisco - Mission Dolores Park
An einem sonnigen Wochenendtag besuchen Tausende Menschen den „Mission Dolores Park“ | © Julia Deshkin

Ganz in Gold steht er an der Ecke 20th/Church Street – alles andere als unauffällig, eigentlich – und dennoch wird der goldene Hydrant von San Francisco häufig übersehen: Der „Mission Dolores Park“ von gegenüber stiehlt dem Wahrzeichen die Schau. Zu schön ist von dort der Panoramablick über die Dächer der Stadt auf die Bucht von San Francisco.

Von Julia Deshkin

Manche behaupten, dass über dem Dolores Park häufiger die Sonne scheint als in anderen Teilen der Stadt. Ob nur gefühlt oder wahr, Fakt ist, dass sich der Park seit seiner Wiedereröffnung nach der großen Sanierung im Jahr 2012 immer größerer Beliebtheit erfreut. In Zeiten von Reiseblogs und Trip Advisor sind Geheimtipps in Metropolen wie San Francisco eigentlich nicht mehr geheim. Doch irgendwie hat man hier als Besucher dennoch den Eindruck, dem Touristen-Tross am Fisherman`s Wharf entkommen zu sein. Vier beschwerliche Meilen hügelaufwärts sind es von dort bis zu der grünen Oase im Herzen des Mission District. Die meisten schaffen es noch bis zu den „Painted Ladies“, die etwa auf halber Strecke liegen, schießen dort ihre Bilder und machen dann kehrt. Dabei lohnt es sich, den Rest der Strecke bis zum Dolores Park zu bewältigen – nicht nur des Ausblickes wegen. Hier bekommt man auch einen Eindruck vom Leben der Menschen in diesem geschichtsträchtigen Viertel.
 

Eine Partie Tennis? Im Mission Dolores Park kann man sich auf sechs Courts austoben. Eine Partie Tennis? Im Mission Dolores Park kann man sich auf sechs Courts austoben. | © Julia Deshkin


Hier treffen sich die Bürger, um auf einem der sechs Courts Tennis zu spielen, mit Freunden ein paar Körbe zu werfen oder auf dem Fußballplatz zu kicken. Familien veranstalten Kindergeburtstage auf dem großen Abenteuerspielplatz oder breiten Picknickdecken aus. Selbst Hunde sind ausdrücklich willkommen. Wer es lieber ruhiger angehen lässt, kann sich in eine schattige Ecke unter den mächtigen Palmen zurückziehen, um ein Buch zu lesen oder im Freien zu arbeiten.
 

Hier treffen sich die Bürger, um auf einem der sechs Courts Tennis zu spielen, mit Freunden ein paar Körbe zu werfen oder auf dem Fußballplatz zu kicken.

Vermutlich ist es genau diese Vielseitigkeit, die den Dolores Park von anderen unterscheidet und alle Altersgruppen anzieht. Man ist mittendrin im Geschehen und fühlt sich – selbst als Tourist – sofort dazugehörig.

Dass der Park vor mehr als 100 Jahren noch einem ganz anderen Zweck diente, ahnt heute niemand mehr. Mitte des 18.Jahrhunderts dachten Städteplaner nicht im Traum daran, wertvolles Bauland für Parks zu „verschwenden“. Das, was heute der Dolores Park ist, war früher ein jüdischer Friedhof. Als Grundstücke innerhalb der Stadt immer teurer wurden, beschlossen die Stadtoberhäupter, die Friedhöfe nach außerhalb der City zu verlegen.

1894 galt der Friedhof offiziell als stillgelegt, und es stellte sich die Frage: „Was wird aus dem Land?“ Es für den Bau von Immobilien zu verkaufen, war naheliegend, die „Mission Park Association“ hatte jedoch andere Pläne. Drei Jahre nach der Stilllegung des Friedhofes startete der Verein eine Kampagne: Das rund 6,5 Hektar große Areal sollte in einen Park mit „internationalem Charakter“ umgewandelt werden. Doch der Vorschlag stieß bei den Behörden auf Gegenwind. Der Bürgermeister hielt das Vorhaben für unnötig und für eine zu hohe Belastung der Steuerzahler. Für Erholungszwecke habe die Stadt erst vor kurzem den Golden Gate Park gebaut. Damit war das letzte Wort gesprochen – vorerst. Im Jahr 1903 startete der Verein einen zweiten Anlauf.
 
Kindergeburtstage und Picknicks gehören zum Parkbild dazu. Kindergeburtstage und Picknicks gehören zum Parkbild dazu. | © Julia Deshkin
Mit der Unterstützung von rund 1000 Immobilienbesitzern wurden Anleihen ausgegeben, um der Stadt beim Kauf finanziell unter die Arme zu greifen. Mit der Unterstützung der „Mission Park Association“ stimmten die Verantwortlichen schließlich zu.

Von dem Eigentümer des Friedhofes, der jüdischen Gemeinde „Congregation Sherith Israel“ ließ sich die Verwaltung das Versprechen abnehmen, dass die Fläche „immer ein Ort der Schönheit“ bleibt.

Der Baubeginn des Parks stand jedoch unter keinem guten Stern. Er fiel genau in die Zeit des stärksten Erdbebens der Stadtgeschichte. Am 18. April 1906 erschütterte „The Big One“ mit einer Stärke von 7,8 auf der Richterskala die Stadt. Über Nacht wurden an jenem Aprilmorgen Tausende Menschen obdachlos – etwa 3000 verloren ihr Leben. Aus der Not heraus wurde auf dem Parkgelände ein Lager für 1600 Familien errichtet. Erst zwei Jahre nach später wurde das Areal geräumt und die ursprünglichen Pläne wieder aufgenommen.
 
Der Helen Diller Playground im Herzen des Parks wurde erst vor fünf Jahren eröffnet und erfreut sich bei den kleinen Besuchern großer Beliebtheit. Der Helen Diller Playground im Herzen des Parks wurde erst vor fünf Jahren eröffnet und erfreut sich bei den kleinen Besuchern großer Beliebtheit. | © Julia Deshkin

Heute kann man guten Gewissens sagen, dass die Stadt ihr Versprechen, das sie der jüdischen Gemeinde damals gab, gehalten hat: Der „Mission Dolores Park“ gehört zu den schönsten in San Francisco. Zu verdanken ist das nicht zuletzt dem gemeinnützigen Verein „Dolores Park Works“. Die Mitglieder kümmern sich darum, dass die Anlage attraktiv, sicher und vor allem sauber bleibt. Seit bald acht Jahren organisiert der Verein regelmäßig Arbeitseinsätze mit Freiwilligen, veranstaltet Aktionen und sammelt Spendengelder.
 

Heute kann man guten Gewissens sagen, dass die Stadt ihr Versprechen, das sie der jüdischen Gemeinde damals gab, gehalten hat: Der „Mission Dolores Park“ gehört zu den schönsten in San Francisco.

 
Der stille Held des Mission District: der goldene Hydrant. Der stille Held des Mission District: der goldene Hydrant. | © Julia Deshkin
Doch es gibt noch einen anderen, stummen Helden, dem der Park, ja eigentlich das ganze Viertel, sein heutiges Dasein zu verdanken hat: den goldenen Hydranten. Eine Messingtafel gleich neben dem Wasserspender erinnert an „The Big One“. Als nach dem Erdbeben mehrere Feuer in der Stadt ausbrachen und die Wasserversorgung nahezu komplett zusammenbrach, war eben jener Hydrant an der höchsten Stelle des Parks der einzig noch intakte weit und breit. „Ohne ihn“, das erzählen sich die Menschen in San Francisco noch heute, „wäre das Viertel den Flammen zum Opfer gefallen.“ Darum bekommt der Hydrant an jedem Jahrestag im April eine neue goldene Farbschicht – aufgetragen vom Brandmeister persönlich.

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