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Beyond the Berlin-Detroit Axis
A Transatlantic Love Affair

Techno Worlds black on white

Heiko Hoffmann erklärt, wie die Zusammenarbeit zwischen frühen elektronischen Musiker:innen auf beiden Seiten des Atlantiks den Grundstein für den Techno-Boom legte, der auf den Fall der Mauer folgte.

Von Heiko Hoffmann

Schon vor den 90er Jahren kam es zu gemeinsamen Arbeiten zwischen deutschen und US-amerikanischen Künstler:innen: In München erschuf der Südtiroler Produzent Giorgio Moroder eine Blaupause für elektronische Tanzmusik, die noch heute Bestand hat, als er 1977 mit der US-Sängerin Donna Summer den Euro-Disco-Meilenstein „I Feel Love“ aufnahm. In den frühen 80ern gab es einen wichtigen künstlerischen Austausch zwischen den No Wave Szenen in Berlin und New York und New Yorker DJs wie der Paradise Garage Resident Larry Levan half deutsche Proto-House-Tracks wie Manuel Göttschings „E2-E4“ zu Dancefloor-Klassikern zu machen. Kraftwerk beeinflussten eine ganze Generation amerikanischer Hip-Hop-, House- und Techno-Musiker:innen mit ihren wegweisenden Produktionen, aber es war erst dank afro-amerikanischer DJs und Tänzer in New York, Chicago und Detroit, das Kraftwerk sich selbst bewusst wurde, dass die Musik die sie machten auch Dance Music war. Dies führte u.a. dazu, dass sie schon 1983 den NYC DJ und Produzenten Francois K um ihren ersten Club-Remix baten.

Nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 wurden verlassene Räume und Gebäude in Ost-Berlin schnell mit neuem Leben in Form von Clubs, Bars, Galerien und Studios gefüllt. Berlin wurde zum Epizentrum einer neuen Nachtleben-Kultur, die weltweit Resonanz fand. Berlin und seine Szene markierten jedoch nicht den Anfang von Techno – die ersten Tracks, die diesen Sound definierten, wurden schon einige Jahr zuvor von afroamerikanischen Produzent:innen in Detroit erschaffen. Und die ersten Tempel der DJ-Kultur wie wir sie heute kennen waren Clubs wie die Paradise Garage (1976-87) in New York und das Warehouse (später Muzic Box, 1977-87) in Chicago. Und ab dem Sommer 1988 entstand in britischen Städten wie London und Manchester über den Umweg von Ibiza eine neue Rave-Kultur, die sich auch auf das Berliner Nachtleben auswirkte. Partyreihen wie Tekknozid und Clubs wie das Ufo, der Tresor und das Planet, die nach dem Fall der Berliner Mauer entstanden können aber rückwirkend als der Urknall interpretiert werden, die die erste gemeinsame Kultur zwischen Osten und Westen darstellte und die den Weg ebnete für den bis heute letzten und größten Ausdruck einer europäischen Jugendkultur.

Neben den neuen Clubs - und vor allem dem Tresor - war ein wichtiger transatlantischer Verbindungspunkt der im Dezembeer 1989 gegründete Kreuzberger Plattenladen Hard Wax, der früh damit anfing House- und Techno-Platten aus Chicago und Detroit für die Berliner DJ-Szene zu importieren und dies bis heute tut.

Artists die schon teil der Berliner Post-Punk und New Wave Szene waren – wie zum Beispiel Thomas Fehlmann und Moritz von Oswald – nahmen (unter ihrem 3MB Alias) Tracks mit den Detroiter Techno-Pionieren Juan Atkins und Eddie Fowlkes auf, während Inga Humpes Ingator-Track „Skyscratch“ von Underground Resistance geremixt wurde. Es war diese Detroiter Gruppe – bestehend aus den afroamerikanischen Künstlern Mike Banks, Jeff Mills und Robert Hood, die auch mit ihrem Stück „Sonic Destroyer“ für die Gründung des Tresor-Labels sorgte. In seinen ersten Jahren fokussierte sich das Label auf Platten Detroiter und Berliner Produzent:innen – ihre zweite Compilation trug sogar den Untertitel „Berlin Detroit – A Techno Alliance“ mit Tracks von u.a. 3MB, Underground Reistance, Dr. Motte und Maurizio. Maurizio (neben Basic und Mainstreet) war eines der zahlreichen Imprints von 3MBs Moritz von Oswald und Hard Wax Gründer Mark Ernestus. Für ihre 90er Veröffentlichungen arbeiteten sie eng mit Detroiter Produzenten wie Carl Craig, aber auch mit Chicago House-Artists Ron Trent und Chez Damier für einen Remix zusammen.

Neben der Axe Berlin – Detroit gab es auch zahlreiche andere deutsche und US-House und Techno Verbindungen – Artists und Labels, die zusammenarbeiteten und sich gegenseitig um Remixe baten – zu nennen sind hier zum Beispiel die Frankfurter Labels Logic, Harthouse und Playhouse, sowie Musiker wie Ian Pooley aus Mainz oder DJ Hell aus München, die enge Kontakte mit Produzenten aus Chicago und Detroit knüpften, die zu zahlreichen Veröffentlichungen führten.

Diese Kollaborationen – und noch viele weitere – in den 90er Jahren etablierten transatlantische musikalische Partnerschaften zwischen Individuen, Szenen, Städten und Ländern, die noch heute fortbestehen. Wie es Underground Resistance's Mike Bank mal in einem Interview vor fast 30 Jahren sagte: „Techno ist für mich die eine Musik, die eine wahrhaft globale Musik ist.“



Bitte folgen Sie dem Link für Heiko Hoffman's Annotationen zu jedem Track dieser Playliste.  
 

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