Feiern in Deutschland
Wenn das Ei zur Kunst wird
Osterei-Museum Sonnenbühl | © Gemeinde Sonnenbühl
Wo kommen sie eigentlich her, die vielen bunt-verzierten Eier an Ostern? Das kann man im ersten deutschen Osterei-Museum herausfinden: Das Museum sammelt nicht nur traditionelle Eier, sondern stellt auch neue Werke von aktuellen Künstlern aus.
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Wenn es so etwas wie eine Heimat für den Osterhasen und seine Eier gibt, dann liegt sie vermutlich im beschaulichen Sonnenbühl in Baden-Württemberg. Zumindest findet sich hier die wohl größte Sammlung an kunstvollen Ostereiern in ganz Deutschland – im „Osterei-Museum“, das im alten Schulhaus des Orts untergebracht ist. Rund 10.0000 verzierte Brauchtums-, Kunst- und Schmuckeier wurden hier zusammengetragen, und jedes Jahr kommen neue hinzu. Anna Barkefeld ist seit 1997 Leiterin dieser außergewöhnlichen Sammlung. -
Den Brauch, zu Ostern Eier zu verzieren und zu verschenken, kann man in Deutschland bis ins Mittelalter zurück verfolgen; bis heute ist er fester Bestandteil der christlichen Feiern. Das Osterei-Museum sammelt traditionelle Eier aus privaten Nachlässen, gibt aber auch neue Kreationen bei spezialisierten Ei-Künstlern in Auftrag. Die Arbeitstechniken wie perforieren, besticken oder fräsen werden häufig schon seit Generationen weitergegeben. -
Die traditionellen Eier der Ausstellung stammen meist aus dem bäuerlich-christlichen Umfeld, Farben und Motive variieren je nach Region. Die Kunst-Eier hingegen haben oft keinen direkten Bezug mehr zum christlichen Osterfest, vielmehr sind den Künstlern in ihrer Kreativität keine Grenzen gesetzt. Die Künstlerin Tatjana Hailfinger hat sich auf russische Lackminiaturmalerei spezialisiert. -
Das Osterei-Museum ist von Februar bis November für Besucher geöffnet. Auch Geburtstage können hier gefeiert werden – selbstverständlich mit Eier bemalen. Leiterin Anna Barkefeld erzählt, dass viele Kinder von dem Coca-Cola-Ei angezogen sind, auf dem der Markenschriftzug zu lesen ist. Männer seien besonders von perforierten Eiern fasziniert und viele Frauen können sich für gestickte oder gestrickte Verzierungen begeistern. Anna Barkefeld selbst hat es das Auto-Ei angetan: Dem aufgeschnittenen Gänse-Ei wurde ein Boden eingebaut, auf dem ein winziges Feuerwehrauto steht. -
Am meisten Betrieb herrscht im Museum naturgemäß in den Wochen vor Ostern: Dann findet der kunsthandwerkliche Ostermarkt statt, zu dem Künstler aus ganz Deutschland anreisen. Darüber hinaus zeigt das Museum jedes Jahr eine Sonderausstellung, für die es neue Kunstwerke anfertigen lässt. Im Jahr 2018 ist das Ausstellungsmotto „Rot in Schale“: Alle Exponate sind in rot gehalten, der wohl ältesten Osterei-Farbe überhaupt. -
An Ostern darf der Hase nicht fehlen: Am Karfreitag können Besucher beim Zuckerhasengießen zusehen. Diese alte Handwerkskunst beherrschen nur noch wenig Bäcker in Deutschland. Sie wissen genau, wie die Masse zubereitet werden muss, wie sie erhitzt, gefärbt und schließlich in die Form gegossen wird. Während der Osterei-Brauch in großen Teilen Europas bekannt ist, ist die Geschichte vom Osterhasen eine deutsche Erfindung. Doch auch sie hat eine lange Tradition: Schon Johann Wolfgang von Goethe beschrieb, wie Kinder an Ostern die Eier suchten, die der Osterhase versteckt hatte. -
Damit die Kunst des Eier-Verzierens nicht in Vergessenheit gerät, veranstaltet das Osterei-Museum immer wieder Aktionen mit Kindern. Zum Beispiel bringen die Ei-Künstlerinnen Daniela Löbbe und Ruth Gwosdz Schülern im Kunstunterricht ihre Arbeitstechniken bei. Entstanden sind dabei bunte Popart-Eier, Emoji-Eier, Ninja-Eier und Eier mit glitzernden Blumenwiesen. -
Wie lange sich die Exponate in den Vitrinen halten werden, wissen selbst die Experten des Museums noch nicht. Die ältesten Ausstellungsstücke sind Porzellaneier aus dem 19. Jahrhundert, aber auch einige der Natureier haben schon eine lange Geschichte. So beherbergt das Museum zwei Straußeneier aus dem heutigen Namibia, die 100 Jahre alt sind. Ein Polizist brachte sie 1918 aus der damaligen deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika mit.