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Filmarchiv

Bildausschnitt: beleuchteter, festlicher, vertäfelter Filmvorführraum

Laurentia Genske, Robin Humboldt
Zuhurs Töchter

  • Produktionsjahr 2021
  • Farbe / LängeFarbe / 89 Min.
  • IN-Nummer IN 4553

Ein wenig erzählt ZUHURS TÖCHTER auch von Zuhur selbst: von der Emigration aus Syrien, von den Sorgen, die ihr in Deutschland trotzdem bleiben, vom Alltag in der Flüchtlingsunterkunft. Generell aber folgt er Lohan und Samar, die als Zuhurs Söhne geboren wurden, sich jedoch seit der Pubertät als Frauen identifizieren. Dieses Selbstverständnis wollen sie in Europa verwirklichen. Die Regisseure Genske und Humboldt dokumentieren über mehrere Jahre hinweg deren Geschlechtsangleichung, die erschwert wird durch den ethnischen Hintergrund.

Zu Beginn sitzen Lohan und Samar auf einer Parkbank und schminken sich: zwei Trans-Frauen, Schwestern, jung. „Ich sollte einen Oscar für mein Make-Up kriegen“, sagt die eine ausgelassen, dann ziehen sie sich im Bahnhofsklo um, gehen stylisch und sexy in die Stuttgarter Clubs zum Tanzen. So haben sie nachts sichtlich Spaß – am Tag verstecken sie sich lieber: Zuhause sehen sie anders aus, weniger Schminke, kein Rock.

Zuhause, das ist in ihrem Fall eine Unterkunft, in der sie seit ihrer Flucht aus Syrien mit Mutter Zuhur, Vater Talib und etlichen Geschwistern wohnen. Die Ankunft in Deutschland liegt noch nicht lange zurück, Grund für den Abschied aus Syrien, zumindest ein Grund dafür, war die sexuelle Orientierung der beiden: Der Film heißt ZUHURS TÖCHTER, aber in Syrien waren die beiden Zuhurs Söhne. In der Pubertät erkannten sie, dass sie sich als Frau identifizieren, erst der eine, bald danach der zweite.

In Syrien, sagt ihr Vater, lebten sie in einem muslimischen Familienclan. Dort wird bestraft, was nicht religiös sanktioniert ist, über Gender-Verständnis wird nicht diskutiert. Er hätte seine Söhne töten können, vielleicht töten müssen, deshalb sind sie jetzt in Europa. Die Diskriminierung hört zwar jenseits von Syrien nicht auf, ist aber nicht mehr lebensbedrohlich; auch das Verständnis der Eltern hält sich in Grenzen, ihre Loyalität wird davon jedoch nicht beeinträchtigt. Klar halten sie zu ihren Kindern – trotzdem betet Zuhur täglich für deren „Rettung“, fürchtet Talib die Verachtung seiner Landsleute.

Solche Hintergründe treten in der Dokumentation nur langsam zutage, während man den Trans-Schwestern durch den Alltag folgt. Was man darin hauptsächlich sieht, ist ihre neue Freiheit - die in zahllosen Schminksitzungen ausgelebt wird, in verführerischen Outfits, im Nachtleben. Der Blick in den Spiegel ist die größte Freude der beiden. Parallel erhält man Impressionen aus dem Flüchtlingsheim: Talib hat neben Zuhur noch eine zweite Ehefrau, er erzählt, das sei in Syrien normal. Gegessen wird im großen Kreis mit allen Kindern, manchmal wird draußen im Hof getanzt, da schwingen nur die Männer ihre Hüften, die Frauen filmen mit dem Handy von fern.

Im Lauf der Jahre, die der Film Lohan und Samar folgt, verändert sich deren Status in der Unterkunft. Die Nachbarinnen bewundern sie jetzt manchmal, sie wiederum verbergen sich immer weniger. Zielstrebig arbeiten sie an ihrer Geschlechtsangleichung, man sieht sie bei den Beratungsstellen, den Ärzten, den bürokratischen Prozessen; die Hormone, die passende Brustgröße, alles wird bedacht. Genske und Humboldt beobachten dazu die sprachlichen wie die psychologischen Probleme, registrieren auch die Freundschaften, die in der LGBTQ-Szene geschlossen werden.

Unverwüstlich steuern die Schwestern ihre jeweiligen OPs an, auch hier ist man nah dran, wenn der Zeitpunkt gekommen ist. Der Film begleitet Zuhurs Töchter durch ihre physische Veränderung, genau wie durch die Veränderung von Kopf und Herz. Er zeigt, wie sie erwachsener werden, wie selbst die Familie sich an ihre weibliche Identität gewöhnt. Am Ende sitzen zwei glamouröse Mädchen in einem Stuttgarter Schwimmbad am Beckenrand und lachen so zufrieden, als lägen alle Sorgen der Welt hinter ihnen.
Doris Kuhn (22.02.2022)

Pressestimmen:

Während ihre Eltern an syrischen Werten und Traditionen festhalten, befinden sich die Schwestern Lohan und Samar auf der Suche nach ihrer eigenen Identität, ständig hin- und hergerissen zwischen ihrer streng religiös geprägten Gemeinschaft und dem westlichen Umfeld, welches es ihnen erleichtert, ihr wahres Selbst zu leben und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. (queerpride.de)

Beobachtender Dokumentarfilm über zwei Transgender-Schwestern, die als kurdische Flüchtlinge aus Syrien nach Deutschland kamen und davon träumen, endgültig und auch medizinisch zu Frauen zu werden. Der Film nimmt über zwei Jahre an ihrem Leben teil, das von viel Aufregung um die Transition, Unterstützung durch ihre Familie und konventionellem Teenager-Alltag geprägt ist. Dabei hält sich die Inszenierung mit Informationen und dramaturgischer Zuspitzung zurück, was den Film recht spröde macht. Interessant bleibt er aber durch das selbstbewusste Auftreten und die sympathische Art der Protagonistinnen. - Filmdienst

ZUHURS TÖCHTER erzählt die Geschichte einer doppelten Selbstfindung: einer kulturellen und einer biologischen. (film-rezensionen.de)

Preise:

2021 Dokfest München: Viktor DOK.Deutsch für Laurentia Genske und Robin Humboldt

Produktionsland
Deutschland (DE)
Produktionszeitraum
2018-2021
Produktionsjahr
2021
Farbe
Farbe
In Koproduktion mit
Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF) (Mainz) || 3sat (Mainz)

Länge
Langfilm (ab 61 Min.)
Gattung
Dokumentarfilm
Genre
Biografie / Portrait
Thema
Beziehung / Familie, LGBTIQ / Queer , Coming of Age, Migration / Flucht / Exil

Rechteumfang
Nichtexklusive nichtkommerzielle öffentliche Aufführung (nonexclusive, noncommercial public screening),Keine TV-Rechte (no TV rights)
Lizenzdauer bis
31.10.2028
Permanente Sperrgebiete
Deutschland (DE), Österreich (AT), Schweiz (CH), Ägypten (EG), Algerien (DZ), Bahrain (BH), Irak (IQ), Iran (IR), Israel (IL), Yemen (YE), Jordanien (JO), Katar (QA), Kuwait (KW), Libanon (LB), Libyen (LY), Marokko (MA), Oman (OM), Saudi-Arabien (SA), Syrien (SY), Tunesien (TN), Vereinigte Arabische Emirate (AE)
Anmerkungen zu den Sperrgebieten
Zusätzliches, permanentes Sperrgebiet: Palästina

Zum Schutz der Protagonistinnen muss hier ganz strikt und ohne Ausnahme auf die Einhaltung der Sperrgebiete geachtet werden

Verfügbare Medien
DCP, Blu-ray Disc, DVD
Originalfassung
Arabisch (ar)

DCP

Untertitel
Deutsch Voll UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Arabisch (ar), Chinesisch (zh), Russisch (ru), Tschechisch (cs), Türkisch (tr)
Anmerkung zum Format
DCP sind verschlüsselt

Blu-ray Disc

Untertitel
Deutsch Voll UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Arabisch (ar), Chinesisch (zh), Russisch (ru), Tschechisch (cs), Türkisch (tr)

DVD

Untertitel
Deutsch Voll UT, Deutsch Teil UT, Englisch (en), Französisch (fr), Spanisch (Lateinamerika), Portugiesisch (Brasilien), Arabisch (ar), Chinesisch (zh), Russisch (ru), Tschechisch (cs), Türkisch (tr)