Ehemaliges Postgebäude / Ariel J. Rios Federal Building
Deutsche Spuren in Washington
Adolph A. Weinman (1870-1952) war in den 1930er Jahren einer der beliebtesten Architekten im Federal Triangle. Außer bei „Destiny," dem Giebel an der Nordseite des National Archives-Gebäudes an der Pennsylvania Avenue und 8th Street NW, ist Weinmans Architektur auch in zahlreichen signifikanten Teilen des neoklassizistischen ehemaligen Posthauptgebäudes von 1934 an der 12th Street und Pennsylvania Avenue NW wiederzufinden. Heute ist hier das Ariel J. Rios Federal Building untergebracht.
Mit dem sogenannten Public Buildings Act von 1926 wurde die Idee umgesetzt, im Federal Triangle eine Gruppe monumentaler Regierungsgebäude zu errichten. Bevor der Plan Mitte der 30er Jahre allerdings umgesetzt und abgeschlossen werden konnte, drohte die Great Depression, alles zunichte zu machen. Sicherlich führte die radikal veränderte wirtschaftliche und soziale Lage dazu, dass viele Bürger das Konzept eines so pompösen Stils als repräsentativ für eine demokratische Regierung infrage stellten. Jüngere Generationen von Washingtonianern nehmen den erhabenen Stil der Gebäude im Federal Triangle als selbstverständlich hin, ja sie nehmen ihn kaum noch bewusst wahr.
Im Guide des Federal Writers' Project von 1937, Washington: City and Capital wurde Weinmans Arbeit umso detaillierter beschrieben (Auszüge sind in der englischsprachigen Version dieses Artikels zu finden). Die Standhaftigkeit, die im klassizistischen Beaux-Arts Stil greifbar wird – zusammen mit deren Verbindung zur europäischen Antike – waren möglicherweise Beweis dafür, dass das Land, seine Wirtschaft, Gesellschaft und politischen Institutionen trotz der Unruhen, der Unsicherheit, der Armut und des menschlichen Leidens in Zeiten der Depression stabil und von Dauer sein sollten.
Adolph Weinman, Bildhauer und Medallionhersteller
Adolph Weinman wurde in Karlsruhe geboren und kam 1880 als Zehnjähriger in die Vereinigten Staaten, wo er öffentliche Schulen in New York besuchte. Mit 15 Jahren absolvierte er eine Lehre als Bildhauer und besuchte abendliche Kunststunden an der Cooper Union, später dann bei der Art Students League.Der bekannte Bildhauer Augustus Saint-Gaudens wurde auf Weinmans Talent aufmerksam und lud ihn später ein, für ihn als Assistent zu arbeiten. Weinman war ebenfalls als Assistent für den deutsch-amerikanischen Bildhauer Charles Henry Niehaus tätig. Seine Arbeiten verzieren zahlreiche Gebäude in den ganzen USA. In New York zählen zu seinen bekanntesten Werken die Ziergiebel am Municipal Building (McKim, Mead und White, 1907-1914), Friese für die Außenwände der Morgan Library und die Türen aus Bronze an der American Academy und dem Institute of Arts and Letters.
Er war Mitglied der American Academy and Institute of Arts and Letters, der Architectural League of America, der National Academy of Design, der New York City Art Commission und der National Sculpture Society, wo er von 1927 bis 1930 als Präsident diente. Er starb 1952 in Port Chester, New York.
Weinmans Dokumente befinden sich in den Archives of American Art.