1975 | 123 min
Faustrecht der Freiheit
Von Wieland Speck
Faustrecht der Freiheit
Regie: Rainer Werner Fassbinder | Deutschland 1975 | 123 Minuten | Farbe
Sprachen: Deutsch mit englischen Untertiteln
Ausleihformate: DCP (neu restaurierte Version)
US-Verleih: Criterion Collection / Janus Films
Weltvertrieb: Rainer Werner Fassbinder Foundation / Antonio Exacoustos
(35 mm- und 16 mm-Kopie mit englischen Untertiteln bei EFS und Filmarchiv Austria)
Der Meister des Neuen Deutschen Films, dessen unverschnörkelte Direktheit zur der Zeit des Entstehens auch wütende Reaktionen hervorrief, spielt die provokanteste Rolle in FAUSTRECHT DER FREIHEIT gleich selbst: Rainer Werner Fassbinder ist der schwule Proletarier, der an der Blasiertheit einer homosexuellen Mittelklassewelt zerbricht. In diesem herausragenden Werk spiegeln sich verschiedene Befindlichkeiten der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft auf eindringliche Weise: Die Wirtschaftswunder-Gewinner pflegen ein reaktionäres Gehabe, auch wenn es sich bei ihnen um Homosexuelle handelt: unpolitisch opportunistisch und kalt wie Eis. Gleichzeitig der Glaube an gesellschaftlichen Aufstieg, der Wunsch der Homosexuellen, dazuzugehören – Kameramann Michael Ballhaus findet für das bedrückende Szenario verlogenen Verhaltens Kinobilder, die zum Besten gehören, was das deutsche Nachkriegskino geschaffen hat.
Zu einem weiteren Meilenstein wurde vor allem durch die Fernsehausstrahlung Die Konsequenz (Wolfgang Petersen, 1977) nach Alexander Zieglers gleichnamigem Roman. Der Autor war wegen Homosexualität im Gefängnis und bearbeitete diese seelische Tortur auch im Drehbuch.
Wieland Speck zeichnet mit seinen Filmempfehlungen (in VERSALIEN) zentrale Themen der gesellschaftliche Entwicklung in Deutschland nach. Die Empfehlungen werden begleitet von ergänzenden Vorschlägen (in „Anführungszeichen“).