In welchem Jahr haben Sie zum ersten Mal an einem GAPP-Austausch teilgenommen, und wie war diese Erfahrung?
Mein Austausch fand im Juni 1989 statt, nur vier Monate vor dem Fall der Berliner Mauer. Die Atmosphäre war angespannt, obwohl ich das als Highschool-Schülerin in einem fremden Land anfangs nicht wirklich bemerkte. Aber dann gab es einen sehr unheimlichen Moment im Bus nach Ostberlin. Ein deutscher Schüler äußerte einem ostdeutschen Grenzschutzbeamten gegenüber zum Scherz, er habe Schmuggelware in seinem Koffer. Die Soldaten zwangen uns auszusteigen und suchten alles mit Hunden ab. Das war furchteinflößend.
Als wir es nach Ostberlin geschafft hatten, war ich schockiert zu sehen, womit dieser Teil Deutschlands zu kämpfen hatte. Ich weiß noch, dass wir am ‚Käsetag‘ in einem Supermarkt waren. Wegen der Lebensmittelknappheit gab es eine riesige Schlange, nur um ein einziges Stück Käse zu bekommen. So etwas hatte ich in den USA noch nie erlebt, und das hat mir schon in jungen Jahren eine ganz neue Perspektive auf mein Land gegeben.
Haben Sie das Gefühl, dass Ihr GAPP-Austausch Ihr Leben verändert hat?
Nun, abgesehen davon, dass er meine berufliche Karriere geprägt hat, hat mein erster GAPP-Austausch auch dauerhaft meine Art zu schlafen verändert. Anders als in den USA benutzen die Deutschen kein Oberlaken. Stattdessen haben sie Daunen- und Federbettzeug, und ich erinnere mich, wie paradiesisch sich das Bett in der ersten Nacht anfühlte. Während andere Schüler ihr Geld für Kuckucksuhren und Figürchen ausgegeben haben, habe ich ein Oberbett und ein Kissen in meinen Koffer gesteckt, um zu Hause mein eigenes „Federbett" zu haben. Nach unserer Hochzeit war mein Mann zunächst über das fehlende Oberlaken überrascht, aber nach einer Weile habe ich erst ihn bekehrt und dann meine Töchter. Und jetzt schlafen wir alle im deutschen Stil!
Wie ist es, einen eigenen GAPP-Austausch zu organisieren, und wie wirkt sich das Programm auf Ihre Schüler*innen aus?
Lehrer an öffentlichen Highschools haben zwar so schon viel um die Ohren, aber ich finde, es lohnt sich, GAPP-Austausche zu organisieren. So viele Schüler, die ich mitgenommen habe, kommen hinterher zu mir und sagen mir, wie dankbar sie sind, diese Gelegenheit gehabt zu haben. Viele Städte in Idaho sind ziemlich klein, und wir sind sechs Stunden vom nächsten größeren Zentrum entfernt. Diese Kinder wachsen sehr isoliert auf und haben nicht oft die Möglichkeit, Erfahrungen mit anderen Kulturen zu sammeln.
Viele Schüler haben vor dem GAPP-Austausch noch nie den Bundesstaat, geschweige denn das Land verlassen. Dadurch weitet sich ihre Perspektive, und sie lernen andere Kulturen ebenso wie ihre eigene mehr wertzuschätzen. Ich glaube, man kann Voreingenommenheit erst erkennen, wenn man sich von ihr entfernt; viele Kinder und Erwachsene verstehen das nie, also ist es für Highschool-Schüler wirklich wichtig, dazu früh die Möglichkeit zu bekommen.
Sie haben Ihre Töchter erwähnt. Haben sie auch an einem GAPP-Austausch teilgenommen?
Ja, als sie im ungefähr gleichen Alter waren wie ich damals. Meine älteste Tochter ist eher still und ein bisschen perfektionistisch veranlagt, deshalb hat sie sich bei ihrem Aufenthalt zunächst nicht recht getraut, Deutsch zu sprechen. Aber die Reise hat ihr dabei geholfen, aus ihrer Schale zu kommen, und hat sie sogar zu einem Auslandsstudium in Wien inspiriert. Ohne ihre GAPP-Erfahrung hätte sie das Selbstvertrauen dafür wohl nicht gehabt. Ich bin überrascht, wie viele ehemalige GAPP-Schüler am Ende ins Ausland reisen oder dort studieren. Die Teilnahme scheint ihnen auch beruflich Türen zu öffnen, denn viele Schüler werden am Ende Deutschlehrer oder bekommen direkt nach der Highschool einen Job.
Möchten Sie Schüler*innen, die einen GAPP-Austausch in Betracht ziehen, etwas mit auf den Weg geben?
Ich würde sagen: Lasst euch das nicht entgehen, das ist die Gelegenheit eures Lebens! Es hat mein Leben verändert, und ich habe in meinen Jahren als Koordinatorin gesehen, wie es auch das Leben meiner Schüler verändert hat. Ich erinnere mich vor allem an einen Schüler, der an dem Austausch teilnahm, dann seinen Abschluss machte und einen Job als Aufseher im Zion-Nationalpark bekam. Viele deutsche Touristen kommen durch den Park und brauchen Hilfe von jemandem, der Deutsch spricht. Man kann sich vorstellen, wie überrascht die Parkverwalter waren, als der Typ, der den Müllcontainer leerte, mit diesen Touristen perfekt Deutsch sprach! Sie haben ihn gleich von seiner aktuellen Arbeit abgezogen, ihm Anzug und Krawatte gegeben, ihn ins Besucherzentrum gesteckt und sein Gehalt erhöht. Ohne GAPP, das es ihm ermöglichte, sein Deutsch anzuwenden und zu perfektionieren, wäre das alles nicht geschehen.