Studio 170│Residenz Every Tongue Confess: A Ritual On Remembering (Dzidzor Azaglo & Steph Davis)

Fr, 06.09.2024 –
So, 08.09.2024

Goethe-Institut Boston

Installation & Performance

Wir laden Sie ein zur nächsten Studio 170 Künstlerresidenz mit Marimbist, Komponist und Kulturaktivist STEPH DAVIS und Ga-Ewe-Folklorekünstlerin DZIDZOR AZAGLO

EVERY TONGUE CONFESS: A RITUAL ON REMEMBERING

6. September
18:00-21:30 Uhr Eröffnung der Installation

7. September
16:00 Uhr Installation ist geöffnet 
18:30 Uhr Einlass, Empfang
19:30-20:30 Uhr Live Performance

8. September
12:00 Uhr Installation ist geöffnet
13:00 Uhr Postures of Prayer: Ein Performance-Ritual
informelles Gespräch mit den Künstlern im Anschluss

Es ist eine Einladung zum genauen Hinhören: Die abendfüllende Performance “Every Tongue Confess”, inspiriert von der gleichnamigen Sammlung von Volksmärchen von Zora Neale Hurtson. Durch die Überlagerung von Poesie, Marimba-Musik, Sprichwörtern und Gebeten wird der physische Raum zu einem Gefäß für Erinnerung und Heilung sowie für das Nachdenken darüber, „wie es sich anfühlt, hier auf der Erde zu sein oder zu gehen, oder über den süßen Schmerz des Durchhaltens zwischen dem Kommen und Gehen.“ (Hurston, 2001).

Dzidzors Fähigkeit, Live-Gedichte, Predigten und Klänge der Natur zu vielschichtigen Klanglandschaften zu collagieren, kombiniert mit Steph Davis' Vermögen, die Komplexität des Menschseins durch die Marimba zu erwecken, ergibt eine Verschmelzung von künstlerischer Innovation und tiefgründigem Geschichtenerzählen. Es ist wie ein Glitch – ein disruptives Geflecht aus Erinnerung und Bekenntnis.

In der Performance werden Themen wie Freiheit, Spiritualität, Heilung und Schmerz durch Bilder, Klänge und Bewegungen verwoben, die von traditionellen afrikanischen und afroamerikanischen Praktiken inspiriert sind. Die Performance schmiedet einen Raum, in dem die Zeit manipuliert und das klangliche Umfeld des Kolonialismus durchbrochen wird.

Das Publikum ist eingeladen, als Zeuge teilzuhaben, durch die Praxis des genauen Zuhörens (Hurston, 2001), Call and Response, und Verkörperung. Es lohnt sich, sich auf das Staunen und Unbehagen der Lebenden, der Toten, und allem darüber hinaus, einzulassen – denn gemeinsam werden Traditionen des Möglichkeitsraumes, der Widerstandsfähigkeit, der kollektiven Fürsorge und der Befreiung des Erzählens, geehrt.
 
Steph Davis & Dzidzor

Steph Davis (they / them) spielt Marimba, komponiert, betreibt Kulturaktivismus und arbeitet wissenschaftlich zu Africana Studies. Steph's Musik setzt sich mit den Traditionen, Erkenntnissen und der Ästhetik der afrikanischen Diaspora auseinander, um wahrhaftige Geschichtsschreibungen aufzudecken, kreative Selbstverwirklichung zu finden und nach kollektiver Befreiung zu streben.

Steph’s Kunst wurde von der Washington Post als „fesselnd“ gelobt, da sie „strahlende Menschlichkeit und ausdrucksstarke Tiefe“ in die zeitgenössische Musik einbringe. Derzeit tritt Steph in den gesamten Vereinigten Staaten auf, unter anderem in der Merkin Hall (NYC) und im Broward Center for the Performing Arts (Ft. Lauderdale, FL). Die Integration von westlicher klassischer Musik der Romantik, des 20. Jahrhunderts und der Gegenwart, traditioneller afroamerikanischer Spirituals sowie traditioneller und zeitgenössischer ghanaischer Gyil-Musik ist der musikalische Ausdruck eines wichtigen Auftrages: Es geht um die Erkundung der Geschichtsschreibung der afroamerikanischen Kultur und der Freiheitsbewegungen aus der Perspektive der Africana Woman, des Afrofuturismus und der Dekolonialisierung.

Durch Arrangements und Auftragsarbeiten hat Steph über 20 Werke schwarzer Komponist*innen zum Solo- und Kammermusikrepertoire der Marimba beigetragen. Steph hat außerdem Werke von Alissa Voth, Avik Chari, Bilin Zheng, Christa Duggan, Damien Geter, Jingmian Gong und Pamela Z. uraufgeführt und kollaboriert immer wieder leidenschaftlich mit verschiedenem renommiertem Kammermusiker*innen. Steph ist stolz darauf, Marimba One-Instrumente und -Schlägel als Marimba One Premier Artist zu unterstützen. Zu aktuellen Projekten gehören die Aufnahme eines ersten Solo-Marimba-Albums sowie das Schreiben eines Buches mit Marimba-Arrangements und Adaptionen von Musik aus der afrikanischen Diaspora.

Steph forscht nicht nur, sondern unterrichtet auch afroamerikanische Musik und Kultur bei „Castle of our Skins“, wo Steph auch im Vorstand ist, und am Boston Conservatory. Aufführungen und Master Classes für Marimba und Vibraphon gab Steph außerdem an der University of Central Florida, der University of Massachusetts Amherst und dem Center of Mallet Percussion Research der Kutztown University. Hinzu kamen in der Vergangenheit verschiedene künstlerische Residenzen und Stipendien, u.a. am Avaloch Farm Music Institute, am Boston Center for the Arts. Auch in Wettbewerben ist Steph immer wieder erfolgreich.

Den „Master of Music“ in Marimba Performance machte Steph am Boston Conservatory in Berklee bei Nancy Zeltsman. Steph hat außerdem einen Master im Schlagzeugspiel und studierte Musikkomposition, afrikanische und afroamerikanische Musik/Geschichte und Africana-Philosophie.
Steph wohnt auf nicht abgetretenem Land des Neponset-Bandes des Massachusetts-Stammes in der Nähe von Boston, MA.


Dzidzor Azaglo (sprich: Jee-Joh) ist eine “Ga-Ewe”-Folklorekünstlerin, die von ihrer Neugierde geleitet wird. Ihr einzigartiger Ansatz verbindet Call-and-Response mit einem Klangteppich aus Poesie, Geschichtenerzählen und auditive Elemente. Das Ergebnis ist eine immersive Erfahrung, die das Publikum in seinem eigenen Körper verankert.

Mit ihrer Performance-Kunst räumt Dzidzor mit der konventionellen Vorstellung eines passiven Publikums auf und fordert es stattdessen auf, Teil der Erfahrung zu werden. Ihr Werk erforscht tiefgreifende Fragen über das Göttliche, Gemeinschaft, Heimat, Schwarzsein und Identität. Einfühlsam erkennt sie diejenigen an, die in einem System leben, das historisch nicht-weiße Personen übersehen hat. Ihre Arbeit lehnt sich an eine Frage an, die Octavia E. Butler einst gestellt hat: „Was müssen wir jetzt tun, um die Welt zu schaffen, in der wir leben wollen?“ Dzidzor erforscht die Möglichkeiten von Körper und Geist, sich von verinnerlichter Unterdrückung zu befreien, durch Praktiken der Ruhe und der bewussten Stille.

Dzidzor ist bereits im ICA Boston, in der Old North Church, in der Isabella Stewart Gardener, in der Marsh Chapel, in Harvard, an der Universität von Ghana und vielen anderen Orten aufgetreten.
Zurzeit arbeitet Dzidzor an ihrem neuesten Projekt „Wilderness“, einer experimentellen Performance, die das Wesen und die Komplexität des schwarzen Frauseins, der Existenz und der Spiritualität im Kontext religiöser Lehren und des Göttlichen erforscht. Gleichzeitig arbeitet sie als Community Liaison für das Reckonings Project und studiert an der Boston University einen Master in Divinity. Ihre Leidenschaft für das Experimentieren mit Klang hat ihr den Titel „Rhythmusarchitektin“ eingebracht, der ihr von Knoel Scott vom Sun Ra Arkestra verliehen wurde.

Zum Teil unterstützt durch Studio 170 at Goethe-Institut Boston

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