Das Goethe-Institut Chile bietet mit dem „Programa de Dirección Escénica“ (kurz: PDE) ein länderübergreifendes einmaliges Fortbildungsprojekt für junge Theaterregisseur*innen in Chile, Peru und Uruguay. Das Projekt richtet sich an Theaterschaffende, die am Beginn ihrer künstlerischen Laufbahn stehen und definiert sich als experimenteller Raum für Theaterregie in dessen Rahmen die Teilnehmenden sich für den Zeitraum von einem Jahr ohne Zeit- und Produktionsdruck ausprobieren und weiterbilden können.
Neben der Stärkung des deutsch-südamerikanischen Kulturaustauschs, ist es das primäre Ziel des Projekts, eine qualitativ hochwertige Fortbildungsmöglichkeit für junge Theaterschaffende anzubieten. Sowohl in Chile als auch in Peru und Uruguay gibt es nur sehr begrenzte Möglichkeiten, sich als Theaterabsolvent*in auf akademischem Niveau im Bereich Theaterregie fortzubilden und für die wenigen existierenden Studiengänge werden mitunter horrende Studiengebühren veranschlagt. Vor diesem Hintergrund erhält im Rahmen des kostenfreien PDE-Projektes jedes Jahr eine neue Gruppe an Teilnehmenden die Möglichkeit, sich bei der Entwicklung und Realisierung eines Bühnenprojektes professionell begleiten zu lassen, wobei das Projekt neben zahlreichen Workshops, Masterclasses und Tutorien ebenso einen mehrwöchigen Aufenthalt in Deutschland zum Kennenlernen der dortigen Theaterszene enthält.
Das Projekt besteht seit 2017 und wird ermöglicht durch die enge Zusammenarbeit mit lokalen Projektpartnern in Südamerika und Deutschland. In den ersten beiden Jahren war PDE ein rein chilenisches Projekt, das gemeinsam mit der „Fundación Teatro a Mil“ und dem chilenischen Kulturenministerium begonnen wurde. Ab 2019 öffnete sich das Projekt auch für Teilnehmende aus Peru und Uruguay dank der länderübergreifenden Kooperation der hiesigen Goethe-Institute sowie dem „Teatro La Plaza“ in Lima, Peru sowie dem „Instituto Nacional de Artes Escénicas“ in Montevideo, Uruguay
Das PDE-Projekt setzt sich aus drei Phasen zusammen. Das Programm erstreckt sich über einen Zeitraum von 12 Monaten und hat seinen Beginn wie auch seinen Abschluss traditionell im Rahmen des Theaterfestivals „Santiago a Mil“ im Januar in Santiago de Chile.
Nach dem Auftakt und dem ersten persönlichen Kennenlernen der Gruppe an Teilnehmenden untereinander, absolvieren diese an ihrem jeweiligen Goethe-Institut vor Ort mehrere Deutschkurse, wobei ein Minimum an drei Sprachkursen (Level A1) als zwingende Maßnahme für die weitere Teilnahme am weiteren Programm erfüllt werden muss.
In der zweiten Projektphase verbringen die Jungregisseur*innen aus Chile, Uruguay und Peru einen mehrwöchigen Aufenthalt in Deutschland, der es ihnen ermöglicht, aktuelle Tendenzen und Entwicklungen der deutschen Theaterszene kennenzulernen. Hierfür kollaboriert das Goethe-Institut Chile mit zahlreichen deutschen Stadt- und Staatstheatern (u.a. Theater Heidelberg, Kammerspiele München, Schaubühne, Volksbühne, Maxim Gorki Theater) wie auch mit vielen Spielstätten, Produktionshäusern und Kulturschaffenden der Freien Szene (u.a. HAU Berlin, Kampnagel, Gob Squad, Rimini Protokoll).
Der Aufenthalt wird ebenso mit der Teilnahme an wichtigen Theaterfestivals wie beispielsweise Theater der Welt, IMPULSE, Performing Arts Festival verbunden. Somit sehen die Teilnehmenden eine Vielzahl an unterschiedlichsten Produktionen und erhalten die Gelegenheit, sich mit namhaften Regisseur*innen und Dramaturg*innen im Anschluss an die Vorstellungen auszutauschen und im Rahmen von diversen Workshops vertieft miteinander zu arbeiten.
Weiterer wichtiger Bestandteil des Deutschlandaufenthalts ist die Kollaboration mit der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin sowie der Theaterakademie August Everding in München. Die PDE-Teilnehmer*innen nehmen aktiv an den Veranstaltungen der Regiestudiengänge teil wodurch sie in einen intensiven Austausch mit ihren Kolleg*innen treten und erfahren, wie die akademische Lehre in diesem Bereich in Deutschland aufgebaut ist.