Häfen
de Sul a Sur a Süd
Über das Projekt
Welche Elemente der kolonialen Vergangenheit, die über unzählige Häfen auf den südamerikanischen Kontinent gelangten, sind heute noch in unseren Gesellschaften verankert? Um Antworten auf diese und andere Fragen zu finden, arbeiten wir mit Akteuren aus den Bereichen Kultur, Bildung, Kunst und der Zivilgesellschaft zusammen. Unser Ziel ist es, die Vergangenheit besser zu verstehen, um eine integrativere und intersektionale Zukunft gestalten zu können.
Diese Initiative der Goethe-Institute in Kolumbien, Argentinien, Venezuela, Uruguay, Chile und Brasilien sowie des Goethe-Zentrums in Asunción (Paraguay) wird von Chana Mamani (Argentinien) und Lorena Díez Arias (Kolumbien) kuratiert und künstlerisch von Germana Konrath (Brasilien) unterstützt. Die Rolle des Globalen Nordens wird im Rahmen dieses Projekts hinterfragt, indem das koloniale Erbe in verschiedenen Ländern Südamerikas nachgezeichnet wird. Durch Kunstwerke, Performances und Debatten, die von Künstlerkollektiven aus dem Globalen Süden geschaffen und entwickelt wurden, nähern wir uns Antworten auf die Frage: Was wollen die gegenwärtigen Bewohner des südamerikanischen Kontinents Europa sagen?
Ziel
Das Projekt verfolgt die Rekonstruktion einiger der verlorenen und vergessenen Geschichten der letzten Jahrhunderte. Dabei versuchen wir, das kulturelle Erbe der Black, Indigenous und People of Color, sowie aller durch den strukturellen Rassismus in Südamerika marginalisierten Bevölkerungsgruppen, sichtbar zu machen. In dem Bestreben, vergessene Zusammenhänge offenzulegen, Verbindungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu ergründen und einen Weg des Dialogs zwischen dem Atlantik und dem Pazifik zu schaffen, orientieren wir unsere Suche in diesem Projekt PUERTOS an drei zentralen Themen: Wasser, Identitäten und Sprachen.Zeitraum
2021 – Dezember 2023Ablauf
Nach einer längeren Projektvorbereitungsphase fand im November 2022 eine erste thematische Besucherreise nach Deutschland statt, an der auch die Kuratorinnen des Projekts teilnahmen. Vorrangiges Ziel war dabei verschiedene deutsche Institutionen und Initiativen im Bereich Dekolonialisierung kennenzulernen und gemeinsam Ideen für Projekte in den folgenden Jahren zu entwickeln. Unter anderem fand ein intensiver Austausch mit dem Zentrum für internationale Kulturelle Bildung am Goethe-Institut Hamburg statt. Aus dieser Begegnung ergab sich die Teilnahme an der Veranstaltung MEMORY IN MOTION, die im Januar 2023 in Hamburg stattfand und den Versuch darstellt, die Debatte über einen möglichen Ort für Lern- und Erinnerungskultur in Deutschland speziell zum Thema Kolonialismus anzustoßen.Im weiteren Verlauf des Jahres bereitete das Team der Kuratorinnen eine virtuelle Residenz für Künstler*innen aus Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Paraguay, Uruguay und Venezuela vor, welche dann im September stattfand. Dabei tauschten sich die Teilnehmenden über ihre Lebenserfahrungen und künstlerischen Prozesse im Bezug zu den von ihnen bewohnten oder erlebten Hafengebieten aus. Im Vordergrund dabei stand das Zuhören und in dessen Verlauf entstand eine kollektive und partizipatorische künstlerische Auseinandersetzung und ein Mapping von Aktionen, die die „von der Kolonialvergangenheit gesetzten Grenzen überschreiten“ und dazu animieren wollen, unseren eigenen dekolonisierten und antirassistischen Weg zu ebnen.
Weitere Informationen
Die aus der Residenz entstandenen Ideen für lokale Interventionen werden vorgestellt und sind über die Social-Media-Kanäle der Institute mittels Hashtags #PuertosDeSuraSüd und #PortosDeSuraSüd zu finden.TEILNEHMENDE DER VIRTUELLEN RESIDENZ
Die Kuratorinnen und Künstler*innen aus Argentinien, Brasilien, Chile, Kolumbien, Paraguay, Uruguay und Venezuela trafen sich virtuell, um sich über ihre Lebenserfahrungen und künstlerischen Prozesse im Bezug zu den von ihnen bewohnten oder erlebten Hafengebieten auszutauschen.
Kuratorische Leitung
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Lorena Díez Arias
Cali (Kolumbien)
Bildende Künstlerin mit einem Master-Abschluss in Museologie und Heritage Management sowie in interkulturellem Konfliktmanagement. Ihr Interesse gilt Prozessen, die den öffentlichen Raum betreffen, für das Verhältnis zu Gemeinschaften, für die Wiederherstellung des kollektiven Gedächtnisses und für territoriale Spannungen.
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Chana Mamani
Geboren in La Paz-Bolivien, eingebürgert in Argentinien
Sozialarbeiterin, Spezialistin für Migration, indigene Völker und Gender Studies. Dekoloniale Schriftstellerin und Lehrerin, engagiert im antirassistischen Kampf. Chana ist Aymara, „dos espíritus“, als Forscherin und dekoloniale Aktivistin des Kollektivs Identidad Marrón ist es ihr Ziel, strukturellen Rassismus sichtbar zu machen und durch Bildung und Kultur Chancengleichheit und Rechte für Menschen indigener Abstammung aus dem globalen Süden zu fördern. Ihre aktuelle Arbeit befasst sich aus einer dekolonialen und postkolonialen Perspektive mit den Ausdrucksformen von Erotik und Sexualität bei Indigenen, mit besonderem Schwerpunkt auf den Praktiken und Erfahrungen von Frauen und LGTBI+, ihren Ausbruchsversuchen und ihrem Widerstand gegen die koloniale Unterdrückung des Weltsystems.
Künstlerische Beratung
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Germana Konrath
Porto Alegre (BRASILIEN)
Architektin und Urbanistin, Kuratorin und Kulturmanagerin. Ihre akademische und berufliche Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle zwischen Architektur, Kunst und Stadt. Derzeit ist sie Direktorin der Casa de Cultura Mario Quintana in Porto Alegre (Brasilien) und Doktorandin an der Fakultät für Architektur und Urbanismus der Bundesuniversität von Rio Grande do Sul, wo sie den Beitrag zeitgenössischer ästhetischer Erfahrungen zur Stadtgestaltung erforscht.