Sa., 24.04.2021, 14:00 Uhr - 21:30 Uhr
Zur Auslotung von Interpretationsansätzen der ANTIGONE für das Theater in Vietnam
Antigone | Symposium 2
In Zusammenarbeit mit ZzzReview.
Sophokles verfasste die ANTIGONE vor etwa 2462 Jahren. Das ist lange her, aber die deutsche Aufführungspraxis zeigt, dass das Stück bis heute nichts an Aktualität und Aktualisierung eingebüßt hat. In Vietnam, wo das Stück praktisch unbekannt ist, liefern zahlreiche historische Ereignisse und literarische Muster mögliche Anknüpfungspunkte für eine Inszenierung der ANTIGONE.
Die ANTIGONE lässt sich in Beziehung setzen zu verschiedenen vietnamesischen Heldinnen der Geschichte. Sogar zur KIEU, der Hauptfigur im gleichnamigen vietnamesischen Nationalepos, lassen sich Parallelen herstellen: eine starke weibliche Figur, die in einem kritischen Augenblick Verantwortung übernimmt; Einflüsse durch Familie, Religion oder Karma; Überlegungen, was Leben und Sterben in Würde bedeutet. Wo Ähnlichkeiten sind, fallen die kulturspezifische Unterschiede um sehr stärker auf.
Zum Symposium sind herzlich eingeladen: Theaterregisseur:Innen, Drehbuchautor:Innen, Grafiker:Innen, Literaturkritiker:Innen, Übersetzer:Innen, Bühnenbildner:Innen, Aktivist:Innen für Geschlechtergerechtigkeit. Gemeinsam wollen wir über die ANTIGONE als europäisches Juwel der Weltliteratur reden und herausfinden, wie das hiesige Publikum dafür interessiert werden kann.
Der erste Tag des Symposiums (23.04.2021) steht unter der Überschrift ANNÄHERUNGEN AN ANTIGONE.
Verschiedene Wege der Interpretation der ANTIGONE werden aufgezeigt. Welche Bezüge aus der vietnamesischen Geschichte und Kultur lassen sich herstellen? Welches Frauenbild wird in vermittelt? Worin unterscheidet sich ANTIGONE von TRUYEN KIEU? Warum muss ANTIGONE sterben? Welche Themen sind in dem Stück verborgen, die im heutigen Kontext entfaltet werden können?
Am zweiten Tag (24.04.2021) geht es um ästhetische Fragen.
Wir blicken auf jüngere Inszenierungen der ANTIGONE auf vietnamesischen und deutschen Bühnen zurück. Wir fragen welche künstlerische Gestalt die jeweiligen Aktualisierungen angenommen haben oder in Zukunft annehmen können. Wir schalten hier Beiträge aus Deutschland, der Schweiz und Österreich online hinzu.
Das Kaleidoskop von Ideen und Formen soll schließlich eine Diskussion der anwesenden Regisseure inspirieren. Am Beispiel der ANTIGONE wollen wir über die Zukunft des Theaters sprechen. Da kann es um die Aufmerksamkeitsspanne des Publikums gehen, um einen neuen Umgang mit der Black-Box der Theaterbühne, um das Verhältnis des Theatererlebnisses im Raum zur Präsenz des Theaters im Internet und anderes mehr.
PROGRAMM | TAG 2: Ästhetische Fragen | |
14 Uhr – 18 Uhr | 6 Inspirationen für Antigone auf der Bühne in VN zoom-link |
19:30 Uhr - 21:45 Uhr | Antigone – und die Zukunft des Theaters Zoom-Link |
Über die Sprecher
Nguyên Manh Truờng (*1954, Hanoi)is a former publisher of the Maison des Éditions littéraires du Viêtnam. He studied at École Normale Supérieure des Langues de Hanoi, at l’Institut des Interprètes et Traducteurs et des Relations Internationales de Strasbourg and at the University of the Sorbonne Nouvelle -Paris lll, He worked as assistant director of the Film INDOCHINE -Théâtre: Cercle de sables, Ti An Antigone Vietnam.
Marie Bues (*1980)
ist Regisseurin und seit 2013 gemeinsam mit Martina Grohmann Künstlerische Leiterin des Theaters Rampe Stuttgart. Sie hat Schauspiel an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart studiert (2004).
Sie hat an deutschsprachigen Bühnen in Basel, Bern, Esslingen, Heidelberg, Graz, Karlsruhe, Lübeck, Magdeburg, Mannheim, München, Osnabrück, Saarbrücken und regelmäßig am Staatstheater Hannover Regie geführt.
In ihren Regiearbeiten beschäftigt sich Marie Bues mit neuen Texten und arbeitet eng mit den Autor*innen zusammen, sehr häufig mit Thomas Köck, Felicia Zeller, Anna Gschnitzer und Sivan Ben Yishai.
Link mariebues.de
Nguyen Duc Tu (*1982)
ist Mediakünstler und Filmregisseur. Seine künstlerischen Arbeiten stellte er unter anderem in Hong Kong, Japan und Südkorea aus. Seit 12 Jahren ist er als in der Produktion du Regie von Filme beteiligt und erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen.
Quynh Dong (*1982, Hai Phong, Vietnam)
ist eine Videokünstlerin, die auch für das Theater arbeitet. Einige ihrer Videoarbeiten sind Skulpturen. Thematisch geht es Quynh Dong oft darum, Vorurteile und kulturelle Stereotypen zu hinterfragen.
Quynh Dong studierte Bildende Kunst an den beiden Hochschulen der Künste Bern und Zürich. Sie schloss mit einem MFA ab. Ihre Arbeiten waren auf internationalen Ausstellungen, Kunstmessen und in bedeutenden Galerien in Amsterdam, Bern, Seoul, Lausanne und Paris, New York zu sehen. 2016 hatte sie ihre erste Einzelausstellung in Hanoi im Nha San Kollektiv. 2021 war ihre Arbeit „sweet Noel“ in der Mơ-Art Galerie Hanoi zu sehen.
Benedikt Brachtel (* 1985)
ist Komponist, Musiker und Musikproduzent mit Sitz in München. 2013 Er hat als Musiker und DJ in Tokio, Bukarest, Moskau, London, Berlin, Paris, Rom, New York und Los Angeles gespielt. Seit 2007 ist er Organisator der jährlichen Musikresidenz Selbstversorgersound, die 2013 um das Label SVS Records erweitert wurde. 2017 veröffentlichte er ein Debütalbum mit dem Titel Panokorama“ und eine EP mit dem Titel Bartellow San Ground San. 2017 komponierte er die Musik für das Theaterstück: Antigone und Ödipus (Regie: Ersan Mondtag) für das Maxim Gorki Theater Berlin.
Joachim Gottfried Goller (*1992, Brixen)
studierte Geschichte und Theaterwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität-München und Regie am Mozarteum Salzburg (Abschluss 2021). 2014-2016 assistierte er am Münchner Volkstheater, der Münchener Biennale für neues Musiktheater und dem Passionstheater Oberammergau. Neben der Leitung des backstageKlubs am Münchner Volkstheater (2015) war er 2012-2018 im Leitungsteam der Südtiroler Theaterinitiative Rotierendes Theater. 2020 wurde seine Inszenierung von Kleists „Die Herrmannsschlacht“ zum Körber Studio für Junge Regie nach Hamburg eingeladen. Goller lebt zurzeit in Salzburg und inszenierte zuletzt an den Vereinigten Bühnen Bozen und der Dekadenz Brixen.
Christine Grant (*1999, München)
studiert Schauspiel am Mozarteum, Thomas Bernhard Institut Salzburg.
Maren Solty (*1995, Geilenkirchen)
studierte 2016- 2018 Ethnologie und Geographie an der Universität zu Köln, 2018- 2019 Schauspiel an der Etage Berlin und seit 2019 am Thomas Bernhard Institut Mozarteum Salzburg.
Regisseur:innen diskutieren
Bui Nhu Lai
studierte Schauspiel an der Universität für Theater und Kino Hanoi. Er begann seine Bühnenkarriere 2002 als Schauspieler am Jugendtheater. 2009 studierte er Regie und schloss er mit einem Master über Theaterkunst ab.
Tran Luc
studierte 1983 an der Universität für Theater und Kino in Hanoi und von 1984 bis 1990 Theaterregie an der Universität für Theater und Kino in Sofia, Bulgarien. Seine Karriere begann er als Theaterschauspieler, ist aber vor allem durch den Film bekannt geworden. 2020 spielt er Trịnh Công Sơn in einem historischen Film über diese Ikone des vietnamesischen Lieds. Tran Luc erhielt zahlreiche Preise. Im Jahr 2015 gründete Tran Luc die LucTeam Theatertruppe. Darin arbeitet er mit jungen Schauspielern und Schauspielerinnen zusammen, um klassische Theaterstücke mit neuen Ansätzen aufzuführen. 2019 beteiligte er sich an dem Projekt des Goethe-Instituts zur Neuinterpretation der Truyen Kieu von Nguyen Du.
Ha Nguyen Long
ist Theaterdirektor und Szenograf, Gründer und künstlerischer Leiter von XPLUSX STUDIO. Er absolvierte die Vietnam School of Fine Arts in Malerei und die ESAT Paris School of Arts und Techniken in Umweltdesign.
In den letzten beiden Jahren hat Hà Nguyên Long zwei Projekte - -TUỒ.NG - ins Leben gerufen, um einen Anker für traditionelle vietnamesische darstellende Künste im In- und Ausland sowie für Long Years in Theatre zu schaffen, mit dem Wunsch, eine Gemeinschaft aufzubauen, um westliches Theater in Vietnam zu lernen und zu praktizieren mit einem frühen Schwerpunkt auf der Übersetzung und Inszenierung westlicher Klassiker. Im vergangenen Jahr arbeitete er als künstlerischer Leiter für Sơn Hậu - Beyond the Mountain, einem Stück, das von einem traditionellen Tuồng-Klassiker auf dem Gemeinschaftsplatz von Văn Chương inspiriert wurde. 2020 inszenierte er die Orestie von Aeschylus im Manzi Art Space als szenische Lesung.
Linh Valerie Pham
ist eine experimentelle Theater- und Puppenspielerin. Sie interessiert sich für Bewegung, Puppenspiel, Atem, hübsche Worte, hässlich Worte und alles Magische. Ihr Ziel als Künstlerin ist es, Geschichten so zu erzählen, dass sie stören und die Ordnung in Frage stellen. Sie hat ihre Arbeiten auch im Ausland gezeigt, in New York, in Malaysia und Singapur. Sie hat das Mat Tran Ensembles gegründet, ein Kollektivs für darstellende Künste mit Schwerpunkt auf integrativen und sozial engagierten Praktiken, ist sein künstlerischer Leiter.
www.mattranensemble.com
Ha Thuy Hang
ist Multimedia-Komponistin und Improvisatorin und lebt in Hanoi. Sie schloss ihr Studium der Musikwissenschaft an der Vietnam National Academy of Music 2015 ab. Sie studierte klassische Musik und widmete sich nach ihrem Abschluss der zeitgenössischen Musik. Sie trat in Vietnam, Italien, Deutschland, Malta, Südkorea usw. auf und erhielt nationale und internationale Auszeichnungen. Durch ihre künstlerischen Aktivitäten hat sie neue Ideen eingebracht und eine Gemeinschaft junger zeitgenössischer Künstler mit ähnlichen Interessen und Interesse am Erlernen der vietnamesischen indigenen Kunst und Kultur geschaffen. Im Jahr 2019 wurde Ha Thuy Hang von Hanoi Grapevine mit dem Titel „Prominente Künstlerin“ ausgezeichnet.
Vo Thuy Tien
ist bildende Künstlerin, Autorin und Dozentin. Sie absolvierte die Ho-Chi-Minh-Stadt-Universität für Architektur. Sie hat sich einen Namen als "kreatives Chamäleon" gemacht, deren Erzählungen dynamisch und doch zurückhaltend sind. Tiên arbeitet mit verschiedenen Medien, nämlich Fotografie, Büchern, Illustration, Animation, Performancekunst und Film, zu denen auch die Fotografie gehört.
Dang Ha Phuong
schloss ihr Studium an der Universität für Sozial- und Geisteswissenschaften (Vietnam National University Hanoi) mit einem Master ab. Ihr professionelles Interesse gilt Verbindung von Filmkunst mit der Theaterbühne. Ha Phuong schreibt journalistisch über Kultur und betätigt sich im Genre des Dokumentarfilms.
Le Thi Hoa An
absolvierte die Hochschule für Theater und Film in Ho-Chi-Minh-Stadt im Hauptfach Theaterregie. Sie ist Leiterin des von ihr gegründeten Theaters Saigon Theatreland.
Thien Tu, Tran (*1991)
arbeitet derzeit an ihrem Master zu Theatermanagement and der Zentralen Theaterakademie in China. Als Schauspielerin nahm sie an mehreren Filmen teil, die mit Preisen ausgezeichnet wurden.
Amelie Niermeyer (*1965, Bonn)
studierte Regie in Sydney, Bonn und München. Ihre Karriere begann am renommierten Residenztheater in München. Seitdem hat sie an den großen deutschsprachigen Theaterhäusern in Basel, Berlin, Frankfurt, Hamburg gearbeitet. Seit 2011 ist sie Regieprofessorin am Mozarteum Salzburg und leitet dort den Studiengang für Schauspiel und Regie, das Thomas Bernhard-Institut. Seit zwölf Jahren führt sie an Opernhäusern Regie. Sie hat unter anderem Hedda Gabler von Ibsen, Maria Stuart von Schiller, 12. Nacht von Shakespeare 2014, Wozzeck von Alban Berg, Rigoletto und Otello von Verdi inszeniert. Dabei hat sie sich unter anderem einen Namen für die Neudeutung von Männer- und Frauenrollen gemacht. 2019 nahm sie am deutsch-vietnamesischen Symposium zu Truyen Kieu (von Nguyen Du) teil und übernahm eine von vier Inszenierungen zu einer Neudeutung der Kieu für die Bühne des Jugendtheaters in Hanoi.