Vorintegration
Der Weg nach Deutschland beginnt in der Heimat

Der Weg nach Deutschland
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Internetportale, Beratungen, Sprachkurse – wer mit dem Gedanken spielt, nach Deutschland zu migrieren, kann im Herkunftsland auf Angebote zur Vorintegration zurückgreifen.

Manche erhoffen sich hierzulande eine berufliche Perspektive. Andere möchten nach Deutschland ziehen, weil ihr Partner oder andere Verwandte hier leben. Und wieder andere suchen als Geflüchtete einfach nur einen sicheren Ort zum Ankommen. Unabhängig davon, welche Gründe sie antreiben – Menschen, die nach Deutschland auswandern wollen, beginnen meist schon in ihren Heimatländern, die wichtigsten Fragen rund um den Migrationsprozess zu klären. Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen, um ein Visum und eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen? Wie finde ich eine Wohnung und eine Arbeitsstelle? Wie kann ich mich sprachlich auf das Leben in Deutschland vorbereiten? An wen kann ich mich wenden, wenn ich vor Ort Hilfe brauche?

Auf der Suche nach Antworten können sie auf vorintegrative Informations- und Beratungsangebote zurückgreifen. „In der Phase der Vorintegration haben die Menschen sich schon für die Migration entschieden, doch sie haben ihre Heimatländer noch nicht verlassen. Es geht also darum, sie auf das Leben in Deutschland vorzubereiten“, erklärt Iris Escherle vom Referat Integrationsprojekte des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge. Da nachziehende Ehegatten aufgrund einer gesetzlichen Neuregelung seit September 2007 zur Beantragung eines Visums Deutschkenntnisse vorweisen müssen, lag der Fokus von Vorintegrationsprojekten zunächst auf der Beratung von Heiratsmigranten. Aufgrund des aktuellen Fachkräftemangels haben die Angebote inzwischen aber auch Menschen im Blick, die aus beruflichen Gründen nach Deutschland kommen.

Informativ und seriös: Online-Informationsportale

Ein wichtiger Baustein der Vorintegration sind Informationsportale im Internet. Neben dem Auswärtigen Amt stellt etwa das Bundesamts für Migration und Flüchtlinge auf seiner Webseite Antworten zu aufenthaltsrechtlichen Fragen zur Verfügung.
  • Auf Make it in Germany finden Fachkräfte unter anderem Informationen zur Jobsuche und zum Alltag in Deutschland.
  • Das Bundesinstitut für Berufsbildung informiert auf dem Portal Anerkennung in Deutschland  über die Anerkennung ausländischer Berufsqualifikationen.
  • Der Deutsche Akademische Austauschdienst richtet sich mit seiner Website und dem Portal Study in Germany  vorrangig an Studierende.
  • Das Goethe-Institut bietet mit dem Internetportal Mein Weg nach Deutschland unter anderem die Möglichkeit, sprachliche und landeskundliche Kenntnisse zu verbessern und zu festigen.
  • Die Deutsche Welle liefert auf ihrem Internetauftritt Deutschkurse sowie die Videoserie Mach dein Herz auf für Flüchtlinge und Helfer.
  • Die Diakonie hat die verschiedenen Wege der legalen Migration und die wichtigsten Beratungsinhalte für ein erfolgreiches Ankommen in Deutschland auf ihrem Portal zusammengestellt.
  • Der Jugendmigrationsdienst stellt auf seinem Portal jmd4you in Kooperation mit dem Goethe-Institut über die reine Information hinaus auch Online-Beratungen für junge Menschen zur Verfügung, und zwar nicht nur auf Deutsch, sondern auch auf Türkisch und Russisch.
Und viele Institutionen sind darüber hinaus auch auf sozialen Netzwerken aktiv.

Persönliche Beratungen und Schulungen

Über solche webbasierten Angebote hinaus können Menschen in einigen Ländern auch persönliche Beratungen in Anspruch nehmen sowie an Schulungen teilnehmen, die sie auf das Leben in Deutschland vorbereiten. Die Internationale Organisation für Migration hat bei ihrer Vorintegrations-Arbeit die Zielgruppe der Flüchtlinge im Blick: Unter dem Stichwort Resettlement unterstützt sie Geflüchtete, die in absehbarer Zeit nicht in das Herkunftsland zurückkehren können, sich allerdings noch in Drittländern befinden, wo sie auch nicht integriert werden können, sodass sie auf den dauerhaften Verbleib in Deutschland vorbereitet werden sollen. Und im Rahmen seines Family Assistance Programmes bietet die IOM Vorintegrationskurse sowie ein Integrationshandbuch für syrische und irakische Flüchtlinge, die einen Antrag auf Familiennachzug nach Deutschland stellen möchten oder schon gestellt haben.

Im Auftrag des BMZ betreibt die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Zusammenarbeit mit den jeweiligen nationalen Arbeitsverwaltungen im Senegal, in Ghana, im Irak, im Kosovo, in Albanien, Serbien, Tunesien und Marokko Migrationsberatungszentren für Menschen, die in ihren Herkunftsländern oder in Deutschland Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten suchen. Das Goethe-Institut führt seit 2008 in Südostasien, der Türkei und anderen Ländern Südosteuropas Informationsveranstaltungen und Seminare durch, die zunächst durch den Europäischen Integrationsfonds (EIF) und seit 2014 durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (AMIF) gefördert werden. Im aktuellen Projekt mit Laufzeit bis Juni 2020 steht auch die Weiterqualifizierung der Lehrenden und Beratenden im Fokus. Zudem führt das Goethe-Institut eine Studie zur weltweiten Vorintegration von Berufsmigrantinnen durch.

Die Diakonie (federführend die Diakonie Baden), die Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelische Jugendsozialarbeit und die Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. haben EU-Zuwendungen für entsprechende Projekte erhalten. Die Diakonie unterstützte seit 2009 im Projekt Vorbereitet und erfolgreich in Deutschland ankommen 31.200 Personen in umfassenderen Beratungsprozessen in der Türkei, im Kosovo, in Bosnien-Herzegowina und neuerdings auch in Russland. In enger Zusammenarbeit mit den Goethe-Instituten, Sprachschulen und anderen Akteuren vor Ort sowie den Migrationsberatungsstellen der Wohlfahrtsverbände in Deutschland werden die Menschen in Gruppenberatungen und individuellen Beratungsprozessen vorbereitet, damit sowohl die berufliche wie auch gesellschaftliche Integration in Deutschland möglichst gut gelingt. „Dafür ist es wichtig, die Weichen am Anfang richtig zu stellen, realistische Vorstellungen und Pläne zu entwickeln und die Menschen dabei zu begleiten und zu unterstützen“, betont Jürgen Blechinger, Projektleiter der Diakonie in Baden. Die Alevitische Gemeinde hat in einem ähnlichen Projekt in der Türkei seit Projektbeginn im Dezember 2009 rund 11.000 Beratungen durchgeführt.

Dabei stelle sich auch immer wieder heraus, dass viele Menschen eine falsche Vorstellung vom Leben in Deutschland haben, weil sie ihr Wissen nur aus Gesprächen mit Verwandten haben und auch viele Gerüchte kursieren. Wichtig sei deshalb vor allem, in den Beratungen zu vermitteln, wie wichtig der Erwerb der deutschen Sprache für die Integration in Deutschland ist.

Wie funktioniert die Einreise und was kommt dann?

Ziel der kostenlosen Vorintegrationsmaßnahmen ist es also, Zuwanderungswillige bei bürokratischen Schritten zu unterstützen und realistische Vorstellungen vom Leben in Deutschland zu vermitteln. „Wenn wir die Zuwandernden zuhause abholen und vorbereiten, sorgen wir dafür, dass sie sich in Deutschland von Anfang an verständlich machen und Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen können. Wir nehmen also die Menschen, die sich bewusst für eine Einreise entschieden haben, von vornherein in die Integrationskette herein. In den Regelangeboten wie den Integrationskursen, die die Zuwanderer nach ihrer Ankunft in Deutschland dann besuchen, kann dann auf diesem Wissen aufgebaut werden“, sagt Iris Escherle. Erste Studienergebnisse zeigen, dass das bei der Zielgruppe gut ankommt: Allein das Ende 2017 ausgelaufene Projekt Vorintegration in der Region Südostasien des Goethe-Instituts hat mit seinen Präsenzangeboten rund 7.500 Menschen und mit seinen virtuellen Angeboten rund 700.000 Nutzer erreicht. 97 Prozent davon gaben in einer quantitativen Befragung an, sich vor ihrer Ausreise auf Deutschland sehr gut oder gut vorbereitet zu fühlen. Schulungen zum Beispiel sind bei den Zuwandernden beliebt, weil sie einen persönlichen Kontakt mit der deutschen Kultur sowie das Kennenlernen untereinander fördern. Doch die Zielgruppe schätzt auch die virtuellen Angebote, die flexibler genutzt werden können.