Poesiegespräch - 25. poesiefestival berlin
Literaturen im Exil: Marianna Kijanowska & Oksana Maksymchuk
so that tomorrow they be not all forgotten
Mit Marianna Kijanowska und Oksana Maksymchuk begegnen sich zwei ukrainische Dichterinnen, die auf je unterschiedliche Weise über Gewalt und Krieg schreiben.
Marianna Kijanowska (geboren 1973 in Nesterow, heute Schowkwa, Oblast Lwiw) arbeitet an einer Trilogie, in deren beiden ersten Teilen sie sich mit historischen und aktuellen Kriegsverbrechen auseinandersetzt. In Babyn Jar. Stimmen (Suhrkamp Verlag 2024, deutsche Übersetzung: Claudie Dathe) schreibt sie aus der Sicht der Opfer, die 1941 von der deutschen Wehrmacht in einer Schlucht in der Nähe Kyjiws ermordet wurden. Ein Chor der Toten erklingt, Stimmen, die sich voneinander lösen und wieder verbinden und die sich dauerhaft den Leser*innen in Erinnerung rufen. Im Zentrum des zweiten Bandes Der Blitz begegnet Wind und Wasser steht der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der abschließende Teil, der noch in Vorbereitung ist, wird Krieg allgemein als Phänomen radikaler Grenzerfahrung behandeln.
Oksana Maksymchuk (geboren 1982 in Lwiw) übersetzt die Gedichte Kijanowskas ins Englische. Sie selbst legte als Dichterin zwei preisgekrönte Bände auf Ukrainisch vor: Xenia und Lovy. Außerdem ist sie Mitherausgeberin von Words for War: New Poems from Ukraine (Academic Studies Press 2017), einer Anthologie, die international für viel Aufsehen sorgte. (Darin enthalten sind auch Gedichte von Marianna Kijanowska). Der dritte Gedichtband von Oksana Maksymchuk, Still City (Carcanet Press 2024), wurde auf Englisch geschrieben. Er ist eine Art Tagebuch in Gedichtform, in ihm rekonstruiert sie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen (soziale Medien, Nachrichten, Zeugenaussagen, Fotografien etc.) die Zeit des russischen Angriffs, eines Zivilisationsbruches mit Ansage. Sie selbst sagt: „In den Monaten vor der großangelegten Invasion habe ich festgehalten, wie sich Lebensweisen, Denkweisen und Gefühle aufgrundeiner Katastrophe verändert habenund den alltäglichen Ritualen einen Hauch von Endgültigkeit verliehen haben."
Das Gespräch wird moderiert von Irina Bondas.
Gäste
Wissenschaftskolleg zu Berlin © Maurice Weiss
© Natalya Mykhailychenko
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Diese Veranstaltung ist eine Kooperation des Haus für Poesie und der Reihe "Literaturen im Exil" vom Goethe-Institut im Exil, gefördert durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt des Landes Berlin. Das poesiefestival berlin ist ein Projekt des Haus für Poesie in Kooperation mit dem silent green Kulturquartier und der Akademie der Künste und wird gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds.
Details
silent green Kulturquartier
Gerichtstraße 35
13347 Berlin
Sprache: Ukrainisch mit Verdolmetschung ins Deutsche
Preis: 7/5 €
Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe Literaturen im Exil.
Reservierung erforderlich