Ausstellung Invisible Power - Striving for Femininity and Identity

Ausstellung "Invisible Power" © Goethe-Institut im Exil

Fr, 08.12.2023 –
So, 14.01.2024

ACUD Galerie

mit Rada Akbar, Leila Mousavi und Mohsin Taasha, kuratiert von Sara Nabil

Die von Sara Nabil kuratierte Ausstellung Invisible Power - Striving for Femininity and Identity stellt die Stärke, Identität und Widerstandsfähigkeit von marginalisierten Gruppen, die in Afghanistans Vergangenheit von Diskriminierung betroffen waren, in den Fokus. Durch die Darstellung unterschiedlicher Perspektiven und Erzählungen über die Herausforderungen, denen sich afghanische Frauen im Laufe der Geschichte des Landes konfrontiert sahen, soll die Kraft der Weiblichkeit zelebriert werden. Sara Nabil möchte zur Selbstreflexion und zum Dialog anregen und dabei den Blick auf die zahlreichen Kämpfe und die schiere Willenskraft dieser Frauen im Angesicht historischer Widrigkeiten und bis heute anhaltender Konflikte werfen.

Begleitprogramm

08.12.2023, 18:00 Uhr: Vernissage in der ACUD Galerie 


10.12.2023, 14:00 Uhr: Künstler*innengespräch mit Rada Akbar, Leila Mousavi, Mohsin Taasha (digital), Moderation: Sara Nabil (ENG) um 14:00 Uhr 

16.12.2023 Kuratorische Führung mit Sara Nabil, 15:00 Uhr ENG, 16:30 Uhr DARI  
14.01.2024 Kuratorische Führung mit Sara Nabil, 15:00 Uhr ENG, 16:30 Uhr DARI  

Öffnungszeiten 

Do. bis So., 15:00 - 19:00 
Schließzeit: 23.12.2023 - 03.01.2024  

Im digitalen Ausstellungsflyer finden Sie weitere Informationen zum kuratorische Konzept, den Werken und den Künstler*innen:  

Biografien

Rada Akbar © Rada Akbar Rada Akbar prangert in ihren konzeptionellen Arbeiten die Unterdrückung der Frauen in ihrem Heimatland Afghanistan an, setzt sich für ihre Rechte ein und macht so auf ihre Rolle innerhalb der Gesellschaft und Geschichte aufmerksam. Sowohl in Afghanistan wie auch in ihrem jüngsten Exil in Paris nutzt Rada Akbar ihre Kunst, um diese Realität kritisch zu beleuchten und die Existenz von Frauen zu dokumentieren, die zur Geschichte ihres Landes beigetragen haben. Durch Fotografie, Performance und plastische oder textile Kunst, bei der sie häufig auf traditionelle Techniken zurückgreift, verleiht Akbar dem Schmerz dieser Frauen Ausdruck. 


Leila Mousavi © Leila Mousavi Leila Mousavi ist eine in Hamburg ansässige, afghanische Künstlerin. Sie nutzt 3D-Simulationen, Videos, Soundarbeiten, Skulpturen und digitale Formaten, um Mythen und Geschichte neu auf erleben zu lassen. Durch archivarische Praktiken verwebt sie in ihrer Arbeit komplexe Gegenerzählungen, die den anhaltenden Einfluss von Kolonialismus und Patriarchat in Frage stellen.


Mohsin Taasha © Mohsin Taasha Mohsin Taasha ist ein bildender Künstler aus Afghanistan, der aktuell in Nizza, Frankreich, lebt. Seine künstlerische Praxis begann bereits während seiner Schulzeit im Jahr 2008. Im Jahr 2017 erwarb er einen BFA-Abschluss an der BNU-Beacon House National University of Lahore, Pakistan. Obwohl es sich bei dem Großteil von Taashas Werken um Gemälde oder Zeichnungen handelt, bezieht er auch andere Medien, wie Videokunst und Installationen, in seine künstlerischen Experimente und Kreationen mit ein. Mohsin identifiziert sich als Hazara, eine ethnische Gruppe Afghanistans, die im Laufe der Landesgeschichte schweren Verfolgung ausgesetzt war. Ihre ethnische Identität stellte sie innerhalb der Geschichte des Landes vor große Herausforderungen und katastrophale Folgen, wie systematischen Völkermorden. Taasha selbst betont: "Die Hazara-Ethnie ist eine der am meisten verfolgten Gruppen der Welt."

Kuration


Sara Nabil © Sara Nabil Sara Nabil, Künstlerin und Menschenrechtsaktivistin

"Die Identität von Frauen und ihre Rolle innerhalb der Gesellschaft wurden aus historischer Perspektive kontinuierlich durch politische und soziale Faktoren beeinflusst. Das Patriarchat, Religion, Kolonialismus und politische Systeme haben die Weiblichkeit immer wieder ausgebeutet, Frauen ihrer Identität beraubt und ihnen eine untergeordnete Position zugeordnet. Nichtsdestotrotz haben Frauen in unterschiedlichen historischen Epochen wiederholt Widerstand geleistet und sich für die Anerkennung ihrer weiblichen Identität und ihrer zentralen Rolle innerhalb einer patriarchalischen Welt eingesetzt.

Das Konzept der Ausstellung Invisible Power - Striving for Femininity and Identity möchte die Stärke, Identität und Widerstandsfähigkeit von marginalisierten Gruppen in den Fokus zu rücken, die aufgrund unterschiedlicher gesellschaftlicher Faktoren diskriminiert wurden, was im Laufe der Geschichte zur systematischen Verschleierung ihrer einflussreichen Rolle führte.

In der Geschichte Afghanistans besaßen Frauen in Balkh, der ehemaligen Hauptstadt des Reiches Baktrien, einst anbetungswürdigen und göttlichen Status. Soziale, politische und religiöse Veränderungen sowie die Auswirkungen des Kolonialismus führten dazu, dass Frauen jenen Status verloren und stattdessen jahrhundertelange Unterwerfung erleiden mussten, die heute in ihrer Verdrängung in den häuslichen Raum resultiert. Heute sind Frauen in Afghanistan vollständig marginalisiert, sodass ihnen selbst die grundlegendsten Menschenrechte verwehrt bleiben. Diese Einschränkungen lassen sich allein auf ihr Geschlecht und ihre weibliche Identität zurückführen. Unter der Herrschaft der Taliban existiert kein Raum für die Akzeptanz dieser Identität. Afghanische Frauen jedoch setzen ihren Kampf gegen ihren Identitätsverlust fort und fordern die misogynsten Mächte der Geschichte heraus, indem sie für ihre grundlegenden Rechte, wie Brot, Arbeit und Freiheit kämpfen, um ihren rechtmäßigen Platz innerhalb der Gesellschaft wiederzuerlangen.

Durch die Darstellung unterschiedlicher Perspektiven und Narrative, möchte die Ausstellung die Kraft der Weiblichkeit, der Identität und der Widerstandsfähigkeit zelebrieren. Sie möchte zur Selbstreflexion und zum Dialog anregen und dabei den Blick auf die zahlreichen Kämpfe und die schiere Willenskraft dieser Frauen im Angesicht historischer Widrigkeiten und bis heute anhaltender Konflikte werfen." - Sara Nabil

Werkbeschreibungen


The Goddesses of Hope, Rada Akbar © Rada Akbar The Goddesses of Hope, Rada Akbar  

"Diese Arbeit ist eine zeitgenössische Reflektion der Lebenswirklichkeit afghanischer Frauen, inspiriert von einem 1590 entstandenen Miniaturgemälde aus Herat. Traditionelle Motive werden hier in zeitgenössische Symbole umgewandelt, welche die Herausforderungen und Kämpfe darstellen, denen afghanische Frauen in der heutigen Zeit ausgesetzt sind. Durch die Verwandlung eines Rosengartens in einen Dornengarten und von Rosen in Blutstropfen und getrocknete Opiumblüten wird der Wechsel von Schönheit zu Schmerz und Leid symbolisiert. Eine versteckte Schlange, dargestellt in schwarzer Farbe, verweist auf die düstere und regressive Situation, in der sich Frauen in Afghanistan befinden. Die ursprüngliche Poesie wurde durch ein zeitgenössisches Gedicht von Mahtab Sahel ersetzt, um der Stimme afghanischer Frauen Gehör zu verschaffen und ihre Widerstandsfähigkeit und ihren Wunsch nach Veränderung zu verdeutlichen. Letztlich unterstreicht die Faltung des Teppichs, welcher das Gesicht der dargestellten Frau verdeckt, die Bestrebungen der Taliban, Frauen und ihr kulturelles Erbe auszulöschen, und repräsentiert die Unterdrückung weiblicher Stimmen und die Einschränkung ihrer Freiheit."     

Invisible Capticity, Rada Akbar © Rada Akbar Invisible Captivity, Rada Akbar  

Im Jahr 2013 entstand Invisible Captivity, ein Foto- und Malereiprojekt, das die kulturellen und religiösen Kräfte beleuchtet, die das Leben und die Identität von Frauen, insbesondere in Afghanistan, prägen. Durch die Verwendung von fingerabdruckähnlichen Mustern werden die Verse aus religiösen Texten und Hadithen hervorgehoben, die häufig als Rechtfertigung für die Verletzung von Frauenrechten herangezogen werden. Diese Arbeit ist eine kraftvolle Reflexion über die Handlungsfähigkeit von Frauen und stellt einen entscheidenden Moment in meinem Leben als Künstlerin dar. 









The Lost Goddesses, Leila Mousavi © Nima Latifi Thousands of Untold Stories, Leila Mousavi  

"In Thousands of Untold Stories, einem Teil des übergreifenden Projekts Lost Goddesses, habe ich versucht, die Geschichten von 40 Mädchen und weniger bekannten Göttinnen von Bakhtar zu kombinieren, um Erzählungen zu rekonstruieren und neu zu definieren, die die Macht und Bedeutung der Rolle der Frau in verschiedenen Epochen Afghanistans veranschaulichen. Es handelt sich um Frauen, die bewusst an den Rand gedrängt und unsichtbar gemacht wurden. Ich habe verschiedene künstlerische Medien wie Skulptur, Video, Ton und Poesie eingesetzt, um diese Frauen sichtbar zu machen. Viele Frauen mit unterschiedlichen Hintergründen waren an diesem Projekt beteiligt." 
  





The Rebirth of the Reds, Mohsin Taasha © Mohsin Taasha REBIRTH OF THE REDS, Mohsin Taasha  

"Die Inspiration für diese Serie kam im Jahr 2016 nach den schrecklichen Selbstmordattentaten auf die größte Kundgebung in der Geschichte Afghanistans auf dem Dehmazang-Platz in Kabul, bei denen rund 400 Menschen getötet und verletzt wurden. Die Kundgebung wurde von Tausenden Hazara-Aktivist*innenn der Jonbish Roshnai (oder der "Aufklärungsbewegung Afghanistans") organisiert, die mit einer Reihe von Bürger*innenprotesten auf den Straßen des Landes soziale Gerechtigkeit und eine faire Verteilung der nationalen Ressourcen forderten.Viele meiner intellektuellen Freund*innen wurden bei diesen Terroranschlägen getötet oder verletzt, und dieses schreckliche Ereignis hinterließ bei mir unheilbare seelische Wunden. Danach sah ich alles in roter Farbe.   
Rot, das einst für Leidenschaft, Liebe, Emotionen, Kraft, Macht und Mut stand, wandelte sich für mich in ein Zeichen der Gefahr und des Schreckens, als ich das Blut meiner Freund*innen auf den Straßen Kabuls vergießen sah. So wurde die Bedeutung dieser Farbe buchstäblich und emotional in meinem Kopf wiedergeboren und brach nach 2016 aus meinen neuen Kunstwerken hervor.    
Die REBIRTH OF THE REDS ist eine multimediale Serie, die Gemälde, Videokunst und eine Live-Performance umfasst. Innerhalb der Serie konnte ich mehr als 40 Gemälde unterschiedlicher Größe in vier Teilen schaffen, welche unterschiedliche Narrative beinhalten."

Die vierteilige Gemäldeserie erzählt von der Geschichte und Kultur des Hazara-Volkes, dem Völkermord an den Hazara, Afghanistan und seinen Beziehungen zur Welt.   
 

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