Singapur
Nada | Brandon Tay
© kiat_sg
„Wir sehnen uns nach einer provinziellen Vergangenheit. Und diese unstillbare Sehnsucht geistert im vollen Wortsinn durch uns als Stadtbewohner*innen.“
© Taufiq Jaafar
„Raschelnde Blätter, säuselnder Wind, plätscherndes Wasser: Wo steckt er nur, der Affenmann von Bukit Timah? Wir erkunden und nutzen das noch unberührteste Gebiet auf der Hauptinsel von Singapur, das Naturschutzgebiet von Bukit Timah.“
Behind the Scenes
In Search of the Bukit Timah Monkey Man
NADA
NADA ist eine Projektgruppe, die bildende Kunst und Sound Art macht und sich darauf verlegt hat, vergangene Zeiten durch Musik wiederauferstehen zu lassen – vor allem das goldene Zeitalter der malaysischen und südostasiatischen Volks- und Populärmusik der 1960er bis 1980er Jahre. NADA besteht aus dem Duo Rizman Putra und Safuan Johari, die beide die vergessenen Sounds der Vergangenheit feiern, indem sie sie durch die Brille zeitgenössischer Musik neu betrachten. NADA fusionieren Fiktion und Realität und schaffen es, ihre Kunst gleichzeitig altmodisch wie erfrischend modern wirken zu lassen. Seit 2014 sind NADA mit ihrer Musik von Singapur aus bereits in Paris, Peking, London und New York gewesen.Brandon Tay
Brandon Tay ist ein singapurischer Medienkünstler, der das Unheimliche und Sublime durch eine ganz spezielle, vermittelnde Brille betrachtet. Ausgehend von Film- und Animationskunst, von der sein facettenreicher Ansatz stark geprägt ist, bewegt er sich in seiner künstlerischen Praxis zwischen Bewegtbild, Medienskulptur und audiovisueller Performance. Seine Arbeiten sind bereits im National Museum von Singapur und im Singapore Art Museum gezeigt worden. Als audiovisueller Performer hat er mit dem Singapore International Festival of Arts, dem M1 Fringe Festival und dem da:ns festival zusammengearbeitet.Konzept
Singapur ist ein hochgradig urbanisierter Stadtstadt, der sich in stetigem Wandel und ständiger Entwicklung befindet. Weil es in Singapur kein Umland gibt, kann die Vorstellung von „Natur“ hier ein gewisses Sehnsuchtsgefühl auslösen: die Sehnsucht nach einer Vergangenheit, in der alles noch Provinz war, nach einer Vergangenheit, die die meisten Bewohner*innen Singapurs nicht mehr erlebt haben und von der sie auch wissen, dass kein Weg mehr dorthin zurück führt. Es ist also eine unstillbare Sehnsucht, die im vollen Wortsinn durch uns als Stadtbewohner*innen geistert, durch Menschen, die auf einzigartige und fast ironische Art und Weise tagtäglich umgeben sind vom gepflanzten Grün der Freizeitparks und von vertikalen Gärten. Vor diesem Hintergrund legen es NADA und Brandon Tay darauf an, das noch unberührteste Gebiet auf der Hauptinsel, das Naturschutzgebiet von Bukit Timah, visuell und atmosphärisch für ihr Projekt zu erkunden und auszunutzen.Die Künstler wollen in Bild und Ton ergründen und darstellen, welch ambivalente Beziehung die Menschen in Singapur zur Natur haben: eine Beziehung, in der Sehnsucht und Heimgesucht-Werden gleichzeitig präsent sind. Für diesen Versuch bedienen sie sich einer großen Metapher und gehen auf die Suche nach Singapurs berühmtester Sagenfigur, dem Affenmann von Bukit Timah. Im Umkehrschluss erhoffen ssie sich, in ihrer audiovisuellen Erzählung anspielungsreich die Frage zu stellen, ob Menschen überhaupt eine echte Beziehung haben können zu ihrer „natürlichen“ Umgebung oder ob auch diese nur Mythos bzw. Folklore ist.
„Uns ist als Kindern immer gesagt worden, dass wir nachts wegen des Affenmanns nicht in die Nähe des Waldes gehen sollen. Natürlich haben wir den „Monkey Man“ nie mit eigenen Augen gesehen, aber es gab immer irgendeinen Onkel oder einen Freund der Familie, der ihn schon mal gesichtet hatte. Einmal hat man uns Fußabdrücke neben der Straße im Wald gezeigt, und ich erinnere mich an starken Uringeruch. Immer, wenn wir aus dem Dschungel gellende Schreie hörten, sagten wir zueinander: „Lasst uns bloß den Affenmann nicht stören.““
– Ein 65-jähriger Rentner erzählt in The New Paper (2007) aus seiner Kindheit