Nachrichtensprecherin „Hallo, ich bin Mandy Wiener“

„Hallo, ich bin Mandy Wiener“
„Hallo, ich bin Mandy Wiener“ | © Eric Nopanen / Unsplash

Als Teenager hörte Deshnee Subramany beim Autofahren mit ihrem Vater Radio. In ihrem Essay beschreibt sie, wie eine Begegnung mit einer Radiojournalistin ihr Leben und die Beziehung zu ihrem Vater beeinflusste.
 

Während eines Großteils meiner Teenagerjahre hörte ich bei Autofahrten mit meinem Vater den Radiosender 702. Der kommerzielle Sender hat mich begleitet, seit ich begann, meinen eigenen Musikgeschmack zu entwickeln.

Damals berichtete eine Nachrichtensprecherin namens Mandy Wiener von den Tatorten spektakulärer Verbrechen und führte spannende Interviews mit den Radioreporter*innen. Ich hörte genau zu, sobald Mandys Stimme im Radio erklang, weil mein Vater viel auf ihre Meinung gab.

Am meisten faszinierte uns ihr Name. Er brachte uns zum Lachen. Das war kindisch und einer der wenigen Momente, in denen mein Vater mit mir kommunizierte. Wann immer Mandy ihren Namen nannte, schaute ich zu meinem Vater in der Hoffnung auf Anerkennung. Für unser kleines Geheimnis. Und für mich. Viel zu bald schon erinnerte er sich nicht mehr an mich.

Der Radiosender 702 festigte unsere Verbindung und stärkte meine neu gewonnene Leidenschaft für Politik – die ich von meinem Vater übernommen hatte. Ich mochte zwar Kwaito und Jeans von Boys of London, doch ich hatte das Gefühl, noch „wichtigere“ Interessen haben zu müssen. Mein Vater war ein sehr ernsthafter Mensch. Ich stand unter dem enormen Druck, stets informiert zu sein.

In meinem ersten Studienjahr an der Universität Johannesburg saß ich eines Tages betrübt, einsam und schutzlos in der ersten Reihe eines Unterrichtsraums, als etwas Magisches passierte.

Die Lehrkraft und die Hilfskraft flüsterten aufgeregt über die Frau, die direkt vor mir stand:

„Hallo, ich bin Mandy Wiener.“ Ich hielt den Atem an, als ihr ernster Blick mich traf („Stell dir vor, Dad!“).

Jahre später arbeiteten Mandy und ich zusammen („Was sagst du nun, Dad!“). Ich transkribierte Zitate für ihr Buch über Brett Kebble („Was sagst du nun, Dad!“), dessen rätselhafter Tod auf Korruption in den allerhöchsten Kreisen Südafrikas hindeutete. Mandy ermahnte mich, niemandem über das zu erzählen, was ich transkribierte, „nicht einmal deinem Vater“.

Vor kurzem habe ich mich für ein Leben außerhalb der Nachrichtenwelt entschieden.
„Was sagst du nun, Dad?“
„Aber woher weißt du dann, was in der Welt geschieht?“

Es ist Mittwoch, und wir machen eine Einkaufstour mitten am Tag. Möglich ist das nur dank meiner neuen Entscheidungen. Im Radio moderiert Mandy Wiener gerade ihren mittäglichen Nachrichtenüberblick, den Midday Report. Wir hören sie über mein Autoradio, ohne dass ich meinen Vater nach seiner Meinung fragen muss.