Zeit zuzuhören Museum der Begegnungen und Umarmungen
Eine Sammlung von Geschichten, die von Umarmungen handeln: als Ausdruck der innigen Begegnung, aber auch als Symbol der Versöhnung, des Überwindens von Gegensätzen. Erzählt von Kulturschaffenden aus allen Teilen der Welt.
Chao Liu, Berlin Wie wurde das Umarmen ein Teil von mir?
Der Künstler Chao Liu erzählt von seiner Mutter, die – aufgewachsen im China der Kulturrevolution Maos – das Umarmen nicht kannte; jene Geste, die Chao Liu als Teil seiner selbst betrachtet. Was geschah, als er und seine Mutter sich das erste Mal umarmten?
Maria Zervos, Athen Das Zelt
Der Anblick eines bunten Zeltdorfes wird begleitet von Gedanken zu einer Epidemie der anderen Art: der Nostalgie, die auf einem Gefühl des Verlustes beruht. Ein Verlust, der über die persönliche Erfahrung hinausgeht. Eine Epidemie, die immer weniger heilbar ist.
Inger-Mari Aikio, Buolbmatjávri Die Umarmung der Polarnacht
Im „Dunkelsten der Dunkelheit“ hält in diesem Gedicht der samischen Lyrikerin Inger-Mari Aikio jemand Zwiesprache mit der Polarnacht, in der ein Leben wie eine Kerze verlischt. Der Polarnacht, in der Augen umarmen können...
Isabel Schayani, Köln Eine Art Umarmung, die ich nicht loswerde
Die deutsch-iranische Fernsehjournalistin Isabel Schayani besuchte mit einem Kamerateam zwei Tage nach dem verheerenden Brand das Flüchtlingslager Moria, das größte Flüchtlingslager in Europa. Sie wurden Zeugen vom verzweifelten Versuch einer Familie, Hilfe für die schwer verletzte Mutter zu bekommen. Dabei kam es zu einem flüchtigen Moment der Annäherung.
Radmila Petrović, Belgrad Ich schicke euch allen eine große Umarmung aus Serbien!
„schon immer träumte ich davon, du gehst auf mich zu“ / „komm und umarme mich so dass ich wieder neun bin“ – Radmila Petrović liest zwei Gedichte, in denen es um Begegnungen und Umarmungen geht.
Ilja Leonard Pfeijffer, Genua Nie hab ich mich selbst so allein gesehen
Ilja Leonard Pfeijffer erzählt über das Schreiben einer Corona-Chronik. Nie hätte er gedacht, dass eines Tages die Welt reduziert sein würde auf die drei Wörter Glaube, Liebe und Hoffnung. Auf einem Spaziergang durch die menschenleere Stadt betritt er eine Kirche und betrachtet nachdenklich die Jungfrau Maria.
Mamoun Aljak, Khartum und Omdurman Coronic
Ein Mann findet sich in einem Krankenbett wieder, umgeben von seiner Familie und Freunden. Er hat, unter einer Depression leidend, einen Selbstmordversuch begangen. Sein Freund Mohammed spricht ihm gut zu, verhilft ihm zu einer Therapie, die darin besteht, dass der Mann seine Umwelt kennenlernt, nach draußen geht, neue Menschen trifft. Die Therapie beginnt positiv zu wirken – da setzt die Corona-Epidemie ein, die Depression legt sich über die ganze Stadt. Gibt es keine Hoffnung mehr?
Erik Fosnes Hansen und Erika Fatland, Oslo Hast Du Hunger?
Für seine einfachen Speisen, die aber zugleich luftig und reich schmeckten, war der Koch Mario in ganz Rom bekannt. Das Ehepaar Erika Fatland und Erik Fosnes Hansen entdeckte Marios Restaurant, speiste oft dort und kam mit Mario ins vertraute Gespräch, erfuhr viel über sein schweres Schicksal. Eines Abends wurden Sie Zeuge einer nahezu poetischen Begegnung.
Natacha Muziramakenga, Kigali Rettende Bewegungen
Eine Begegnung voller Intimität. Voller Hingabe. Eine Grenzüberschreitung. Ein Tanz im Licht „der Fatalität, die die Zeit charakterisiert, in der wir leben“.
Anita Nair, Bengaluru Begegnung mit dem Schmuggler
Seit ihrer Kindheit erzählt ihr Vater von seinen Reisen mit einem Zug – auf einer der kürzesten Bahnstrecken Indiens. Doch nie gelingt es der Erzählerin, selbst einmal mit diesem Zug zu fahren. Bis sie schließlich den Auftrag eines Reisejournals bekommt – und ein Trip voller Überraschungen beginnt, der mit der Begegnung mit einem Verbrecher aus Not endet. Soll die Erzählerin ihn anzeigen?
Etgar Keret, Tel Aviv Ein mexikanisches Phänomen?
Auf seiner ersten Lesereise in Mexiko wurde Etgar Keret bei einer Signierstunde von einem großen Mann mit Schnauzbart auf Spanisch angesprochen. Keret dachte, der Mann wolle ein Selfie mit ihm. Doch statt ein Foto zu machen, umarmte der Fremde Keret innig.
Diese Episode wiederholte sich mehrfach, bis Keret herausfand, was seine Leserinnen und Leser wirklich zu ihm gesagt hatten.
Abubakar Adam Ibrahim, Abuja So weit weg von Zuhause
Ein nigerianischer Mann in der New Yorker U-Bahn, in einem intensiven Selbstgespräch. Voller Worte, die seinem Beobachter vertraut sind. Lachend, den Kopf schütteln sagt er: „So geht es eben in der Welt zu.“ Die anderen Fahrgäste schauen weg, halten ihn für einen der vielen Verrückten in der U-Bahn. Da wendet er sich seinem Beobachter zu.
Teardrops, Nairobi Wo bist Du?
Der Spoken Word-Poet Teardrops erzählt die Geschichte der Bekanntschaft mit einer Frau, in die er sich verliebte. Er sparte Geld, um sie in Mombasa zu besuchen, doch sie tauchte tagelang nicht auf. Im entscheidenden Moment schickte sie ihm eine Nachricht.
Pao-Chang Tsai, Taipeh Frische Minze für einen zukünftigen Mojito
Als Pao-Chang Tsai im Sommer 2009 in Thessaloniki Freunde besucht, ist er von deren Gastfreundschaft und Lebensfreude überwältigt. Er selbst war von seinem Vater zur Zurückhaltung erzogen worden, zu absoluter Bescheidenheit. Dazu nie jemandem einen Gefallen zu schulden. Die Mutter seiner Gastgeberin überraschte ihn jedoch mit einer ganz besonderen Geste.